Prada, Pumps und Babypuder
schien er sogar ganz begeistert. Wenn er nicht herausfindet, wo und wie sich Jasmine die Augenbrauen zupfen lässt, dann ist er zu Unrecht Verkäufer des Jahres 1989 (Südwestregion), sagte er. Keine Ahnung, was das mit detektivischen Ermittlungen zu tun haben soll, aber egal. Er ist dran an der Sache. An beiden Sachen.
Es ist also abgemacht. Leider habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen.
Je näher ich unserer Wohnung komme, desto schlimmer wird es. In unserer Straße angekommen, halte ich es nicht mehr aus und kaufe Luke einen Blumenstrauß, Schokolade und lege im letzten Moment auch noch eine Miniflasche Whiskey mit aufs Band.
Sein Auto steht auf dem Parkplatz, er ist also zu Hause. Ich nehme den Aufzug und überlege mir, wo ich angeblich gewesen bin. Den ganzen Tag bei der Arbeit, das ist gut. Nein, vielleicht hat er dort angerufen, und man hat ihm gesagt, dass ich den Nachmittag freigenommen habe. Ich sage, ich war einkaufen. Nirgendwo in der Nähe von West Ruislip. Aber wenn mich jemand in West Ruislip gesehen hat? Vielleicht wohnt eine von Lukes Kolleginnen in West Ruislip und hat heute von zu Hause aus gearbeitet und Luke angerufen, weil sie mich die Straße hinunterlaufen sah.
Okay, ich war also in West Ruislip. Ich war da, um… zu einem Hypnotherapeuten für Schwangere zu gehen. Ja. Sehr gut.
Als ich die Tür aufschließe, klopft mein Herz wie wild.
»Hi!« Luke kommt in den Flur – und hält einen riesigen Blumenstrauß in der Hand. Ich starre ihn an. Wir haben beide Blumen gekauft?
Oh Gott. Er weiß Bescheid.
Nein. Wie könnte er? Und warum sollte er dann Blumen kaufen?
Luke sieht auch verwirrt aus. »Die sind für dich«, sagt er schließlich.
»Ah«, bringe ich hervor. »Und… die sind für dich.« Linkisch tauschen wir die Sträuße aus. Mann, ist das unangenehm.
Ich gebe Luke dann noch die Schokolade und die kleine Whiskeyflasche und folge ihm in die Küche. Er geht in die Ecke, in der das Sofa mit Beistelltisch steht. Die Nachmittagssonne scheint durchs Fenster, und man könnte fast meinen, es wäre Sommer.
Wir setzen uns aufs Sofa, und Luke trinkt einen Schluck Bier aus der Flasche, die auf dem Tisch steht. »Becky, ich wollte mich bei dir entschuldigen.« Er reibt sich die Augenbrauen. »Ich weiß, dass ich in den letzten Tagen distanziert war. Es war eine komische Zeit. Aber… ich habe nun ein Problem gelöst, das mir auf der Seele lag.«
Er sieht mich an, und ich verstehe ihn. Unterschwellige Botschaften! Deutlicher könnte es kaum sein. Ein Problem gelöst, das ihm auf der Seele lag. Er meint sie. Venetia hat ihn angemacht – und er hat sie zurückgewiesen. Das will er mir sagen! Er hat sie zurückgewiesen!
Und ich engagiere einen Privatdetektiv, als ob ich ihm nicht vertrauen könnte. Als ob ich ihn nicht liebte.
»Luke, mir tut es auch leid!«, sage ich voll Reue. »Wirklich.«
»Was denn?«, fragt Luke erstaunt.
»Äh…« Jetzt bloß nichts Falsches sagen, jetzt nichts verraten. »Dass ich letztens vergessen hatte, Lebensmittel zu bestellen. Das ist mir wirklich unangenehm.«
»Komm her.« Luke lacht und zieht mich zu sich herüber, um mir einen Kuss zu geben. Wir sitzen dann einfach einen Augenblick zusammen und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Das Baby strampelt heftig, und wir beobachten, wie das Kleid dabei mitzuckt. Es ist ziemlich gruselig, genau wie Suze gesagt hat. Aber es ist auch spannend.
»Also«, sagt Luke und legt mir die Hand auf den Bauch. »Wann sehen wir uns Kinderwagen an?«
»Bald!« Ich lege ihm den Arm um den Hals und drücke ihn erleichtert. Luke liebt mich. Wir sind wieder glücklich. Ich wusste doch, dass alles gut wird.
An: Dave Sharpness
Von: Rebecca Brandon
Betreff: Luke Brandon
Sehr geehrter Herr Sharpness,
um noch einmal die Nachricht zu wiederholen, die ich auch schon auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen habe:
Ich möchte die Ermittlungen über meinen Ehemann EINSTELLEN.
Wiederhole: EINSTELLEN. Er hat keine Affäre.
Ich melde mich später bei Ihnen wegen der Anzahlung.
Mit freundlichen Grüßen,
Rebecca Brandon
Fakultät für klassische Philologie
Fachbereich: Lateinische Philologie
Oxford University
Oxford
OX1 6TH
Mrs. R. Brandon
37 Maida Vale Road
Maida Vale
London NW6 0YF
11. November 2003
Sehr geehrte Mrs. Brandon,
anbei sende ich Ihnen die Übersetzungen der SMS-Nachrichten. Es wird Sie hoffentlich beruhigen zu erfahren, dass alle Nachrichten unschuldiger Natur sind. »Sum suci plena« zum Beispiel
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