Prada, Pumps und Babypuder
dreißig Jahre lang in der KFZ-Branche gearbeitet, dann bin ich Privatdetektiv geworden. Ich habe selbst schmerzhafte Erfahrungen gemacht und weiß daher genau, was Sie gerade durchmachen.« Er lehnt sich vor, wobei sein Doppelkinn schlackert. »Ich versichere Ihnen, dass ich hundertfünfzig Prozent motiviert bin, Ergebnisse zu liefern.«
»Okay, gut.« Ich schlucke. »Ähm… wegen des Ordners da. Können Sie den vielleicht nicht so auffällig hinstellen? Den kann doch jeder sehen!«
»Das im Regal sind nur Dummies, Mrs. Brandon«, sagt Dave Sharpness. »Keine Sorge. Ihre Akte wird an einem sicheren Ort verwahrt.«
»Oh, okay«, sage ich etwas beruhigt. ›An einem sicheren Ort verwahrt‹ klingt gut. Bestimmt meint er ein unterirdisches Lagersystem mit codierten Schlössern und Infrarotlasern, die durch die Luft schwirren. »Wo genau ist denn… der sichere Ort?«
»Ein Aktenschrank im Hinterzimmer.« Er wischt sich mit einem Tuch das schwitzende Gesicht ab. »Wendy schließt das Zimmer jeden Abend ab. Also, legen wir los.« Er zieht einen Schreibblock zu sich. »Sie befürchten also, dass Ihr Mann Sie betrügt?«
Ich möchte am liebsten laut rufen: »Nein! Luke würde mich nie betrügen!«, aufstehen und wegrennen. Aber das würde mein Kommen an sich ja wohl ziemlich unnütz machen.
»Ich… weiß nicht«, zwinge ich mich zu sagen. »Vielleicht. Wir sind jetzt ein Jahr verheiratet. Alles schien gut zu laufen, bis wir… diese Frau getroffen haben. Venetia Carter. Die beiden waren früher mal ein Paar, und sie lebt jetzt wieder in London. Er trifft sie häufig, und mir gegenüber ist er schnippisch und distanziert. Sie schicken sich codierte SMS-Nachrichten und gestern Abend…« Ich breche ab, ich kann nicht mehr. »Ich… möchte einfach nur herausfinden, was da vor sich geht.«
»Natürlich«, sagt Dave Sharpness und schreibt sich etwas auf. »Sie möchten die Unsicherheit und den Schmerz loswerden.«
»Genau«, nicke ich.
»Sie möchten Antworten. Ihr Instinkt sagt Ihnen, dass etwas nicht stimmt, aber Sie wissen nicht genau, was.«
»Richtig!« Oh Gott, er versteht mich ja total.
»Sie möchten ein Foto, das die Affäre beweist.«
»Ich… äh…« An ein Beweisfoto hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Ich hatte nur gehofft, ein Ja oder ein Nein zu hören.
»Oder ein Video?« Dave Sharpness sieht auf. »Ich kann es auch auf DVD brennen.«
»DVD?«, frage ich schockiert. Vielleicht habe ich die Sache doch nicht genügend durchdacht. Möchte ich wirklich, dass jemand Luke mit einer Videokamera verfolgt? Was, wenn er es merkt?
»Können Sie mir nicht einfach sagen, ob er eine Affäre hat?«, schlage ich vor. »Ohne Fotos und ohne Video?«
Dave Sharpness hebt die Augenbrauen. »Mrs. Brandon, glauben Sie mir: Sobald ich etwas herausfinde, wollen Sie es mit eigenen Augen sehen.«
»Sie meinen… falls Sie etwas herausfinden.Wahrscheinlich ist alles sowieso nur ein Missverständnis…« Als ich seinen Gesichtsausdruck bemerke, breche ich ab.
»Frauen haben selten Unrecht. Weibliche Intuition…«, sagt er traurig lächelnd.
Der Mann ist Experte. Er muss es wissen.
»Sie denken also…« Ich lecke nervös meine Lippen ab. »Sie denken wirklich…«
»Ich denke gar nichts«, sagt Dave Sharpness. »Ich decke auf. Egal, ob es sich um eine einzige Dame handelt oder um zwei oder um eine ganze Armada. Ich und meine Kollegen, wir finden es heraus und liefern die Beweise.«
»Er betrügt mich nicht mit einer ganzen Armada von Frauen!«, sage ich entsetzt. »Das weiß ich! Es ist nur diese eine Frau,Venetia Carter…« Ich breche ab, weil Dave Sharpness seinen Finger hebt.
»Lassen Sie es mich herausfinden, okay? Ich brauche so viele Informationen wie möglich. Alle Frauen, die er kennt – Ihre und seine Freunde. Alle Orte, die er frequentiert. Alle Gewohnheiten. Ich arbeite sehr gründlich, Mrs. Brandon. Ich erstelle ein vollständiges Dossier über Ihren Mann, inklusive einer Liste mit allen Frauen. Wenn ich fertig bin, gibt es nichts mehr, das Sie nicht wissen.«
»Hören Sie.« Ich versuche, geduldig zu bleiben. »Ich weiß schon alles über Luke. Immerhin ist er mein Mann! Nur diese eine Sache macht mir Sorgen.«
»Bekäme ich doch nur jedes Mal ein Pfund, wenn eine Frau mir diesen Satz sagt…«, kichert Dave Sharpness. »Füllen Sie das hier bitte aus, und dann erledigen wir den Rest.«
Er reicht mir einen Stapel Papier. Ich blättere darin herum und fühle mich unwohl.
»Muss ich
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