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Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Titel: Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Sofort schwenkten in unheimlicher Lautlosigkeit die Interface-Verbindungen von unter und hinter dem Thron hervor, und sie zogen Stränge aus optischen Kabeln nach, während sie Tomalon wie eine elektrische Hand packten. Die ersten Verbindungen erfolgten an den Unterarmen beiderseits - Subraumtriebwerk-, Fusions- und Schubtriebwerksteuerung; dann folgten weitere überall am Körper. In den ersten Augenblicken hatte er das Gefühl davonzusickern, während sich sein Bewusstsein über das ganze Schiff ausdehnte und die ungeheure Datenflut der Sensoren hereinströmte. Er brach in Panik aus.
    »Sieh nur die Werft«, wandte sich Occam an ihn, »und sieh, wie sie wächst.«
    Diese Worte beruhigten ihn sofort. Er konzentrierte sich; die Nickhäute der Augen schlossen sich, und er wusste, dass sie für jeden Außenstehenden jetzt weiß und blind wirkten. Er sah allerdings so viel mehr! Die Werft wuchs erkennbar inmitten des Schwarms aus Baurobotern und Telefaktoren; Gerüste webten sich ins All hinaus, und Rumpfmetall rückte rasch nach.
    »Wie groß wird sie letztlich sein?«
    »Groß genug. Was jedoch entnimmst du ihrer derzeitigen Bezeichnung?«
    Tomalon versuchte sich zu erinnern und nahm die Informationen auf, als bezöge er sie über den Verstärker, den er gar nicht mehr trug, direkt aus dem Verstand Occams. »Sie hat noch keinen Namen. Die Bezeichnung lautet Werft 001 ... Ah, ich verstehe! Wir bauen womöglich Hunderte davon?«
    »So sieht es aus. Das wird kein kurzer Krieg.«
    Inzwischen sah Tomalon innerhalb des Schiffs - sich selbst. Er erhielt Zugriff auf jede Innenkamera und konnte durch die Augen jeder Drohne und jedes Roboters blicken. Diagnosesysteme gingen online, und er prüfte die Bereitschaft der Subraummaschinen, der Fusionsmaschinen, der Vielzahl von Manöverschubtriebwerken. Informationen durchströmten ihn, und kein Detail blieb ihm verborgen. Er fühlte sich wie ein Gott.
    »Also, Geschichtsstudent, welche Lektion ist es, die wir KIs gelernt haben?«
    Verwirrung, aber nur einen Augenblick lang, denn die enge Verbindung zu Occams Verstand ermöglichte ihm zu verstehen, worauf die KI hinauswollte. »Ich kann direkt aus einer Vorlesung zitieren, die ich einmal gehört habe: ›Nach dem achtzehnten Jahrhundert haben weder Tapferkeit noch moralische Überlegenheit Kriege gewonnen, sondern Fabriken und Produktion.‹ Das betraf den Zweiten Weltkrieg und Amerikas Eingreifen, obwohl es heute wieder gleichermaßen gilt.«
    »Absolut«, sagte Occam. »Bist du bereit, dieses Produkt in die Schlacht zu führen?«
    »Das bin ich«, antwortete Tomalon, erlebte dabei aber einen Augenblick lang Unruhe. Sein Verstand schien jetzt mit kristallener Klarheit zu funktionieren, und er erkannte viele weitere historische Parallelen.
    »Aber du empfindest auch Unruhe, wie ich spüre.«
    »Die Geschichte der Hood und der Bismarck geht mir durch den Kopf.«
    »Ah, ich verstehe: Die Hood war das größte und stärkste Schiff, über das Großbritannien bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verfügte, aber Hitlers Bismarck hat sie schnell zerstört. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür, dass du die Waffenliste prüfst und dich mit unserer Bestückung vertraut machst.«
    Tomalons Wahrnehmung dehnte sich aus und umfasste riesige Waffenkarusselle, Schienengeschütze, Strahlengeschütze, ein Füllhorn des Todes und der Zerstörung. Er sah, dass dieses Füllhorn inzwischen auch die neuen CTDs umfasste - kontraterrene Sprengsätze - und wurde sich der Tatsache bewusst, dass er damit als Gottheit seine Blitzstrahlen hatte.

Kapitel 3
Sie speisten Gehacktes und Quitten
 
    Das Trajeen-Frachtruncible wurde durch die Shuttlefenster kurz sichtbar: fünf hornförmige Objekte, deren Spitzen die Basen in einem krummlinigen Fünfeck überlappten. Jedes dieser Objekte war dreihundert Meter lang und mit Unterkunfts- und Freizeitmodulen ausgestattet, die sich an die äußere Krümmung schmiegten wie die Kammern eines Bienenstocks. Röhrenförmige Gänge verbanden diese Konglomerate, und viele Solarzellen schimmerten wie Obsidianblätter. Ein rechtwinkliges Nest aus Gerüststangen, die aus geflochtenen Nanoröhren bestanden, umschloss die Gesamtkonstruktion. Moria erwischte einen kurzen Eindruck von den Robotern, Ein-Mann-Baukapseln und Telefaktoren, die damit beschäftigt waren, das Gerüst abzubauen. Das grelle Leuchten von Schweißgeräten und Schneidwerkzeug zündete Sterne überall in diesem Komplex, und Fahnen von Wasserdampf

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