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Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Titel: Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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mit dem Sylac-Verstärker erforschte. Manche nannten sie »verstärkerselig«, aber es kam ihr so viel bedeutsamer vor.
    »Ich habe gehört, dass du in der Kontrollzentrale mächtig Eindruck gemacht hast«, sagte Carolan. »Tatsächlich bist du seit einiger Zeit das Gesprächsthema überhaupt beim Projekt.« Sie warf einen kurzen Blick auf Daven. »Und dieser George soll ein ganz besonderes Interesse an dir zeigen.«
    »Wer ist dieser George?«, fragte Daven mit gespielter Eifersucht.
    Moria grinste ihn an. Ja, sie war wirklich nicht mehr an ihm interessiert. »George ist die KI da oben.«
    »Aber nicht nur das«, setzte Carolan hinterlistig hinzu. »Er fährt eine Sub-KI in einem laborgezüchteten Menschenkörper. Einem männlichen Menschenkörper.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Daven.
    Moria vermutete, dass es an der Zeit war, ein wenig die Klingen zu kreuzen - ihre Position zu verteidigen. Sie brachte jedoch einfach keine Motivation dafür auf. Achselzuckend sagte sie: »Ich wusste gar nicht, dass sie das tun können oder dass es überhaupt erlaubt ist.« Als Carolan sah, dass Moria nicht vorhatte, den Köder zu schlucken, gab sie diesen Versuch auf, und das Gespräch wandte sich den moralischen Fragen zu, die damit verbunden waren, dass KIs menschliche Körper benutzten. Moria ließ das an sich vorbeirieseln und fuhr mit ihrer Innenschau fort. Sie hatte bei der Arbeit in der Kontrollzentrale noch mehr gelernt und sich weitere Fähigkeiten angeeignet, auch wenn George inzwischen sie und ihren Verstärker nicht mehr auf die Probe stellte und sie auch nicht mehr beförderte - nach oben war einfach kein Raum mehr -, besuchte er sie weiterhin und steigerte ihre Arbeitsbelastung von Mal zu Mal. Eine mürrische Verärgerung über Morias Anwesenheit war die anfängliche Reaktion der anderen in der Zentrale, gefolgt von wachsendem Respekt und einer Art Ehrfurcht. Unter den acht Personen, die dort tätig waren, hatte im Grunde niemand die Leitung inne, da jeder unter Georges Aufsicht auf einem besonderen Fachgebiet arbeitete. Morias Fachgebiet wurde jedoch ständig ausgeweitet, und sie bemerkte, dass sich die anderen ihr inzwischen fügten. Offenkundig verleumdeten jedoch anderswo Klatschmäuler wie Carolan sie.
    Am Monatsende erschien George in der Kontrollzentrale. »Wir sind jetzt fast so weit«, sagte er. »Wir benötigen die Puffer an unserem Ende nicht, da der Testlauf in zwei Wochen eine Einweg-Übertragung ans Boh-Frachtruncible sein wird.« Er blickte sich um und nahm alle in Augenschein. »Sie werden die automatischen Abläufe überwachen und während des ganzen Testlaufs an unserem Ende Daten sammeln. Ich möchte, dass die Daten in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit in Logikbäumen angeordnet werden, vernetzt durch Relevanzbeziehungen, obwohl sie vielleicht von außerhalb des derzeitigen Forschungsgebiets stammen.« Jetzt wandte er sich Moria zu. »Das Gleiche muss natürlich am anderen Ende geschehen. Wenn Sie aus Ihrem Urlaub zurückkehren, gehen Sie und ich nach Boh.«
    Und jetzt machte sie ihren Urlaub. Warum fiel es ihr nur so schwer, auf einem gänzlich menschlichen Niveau innere Beteiligung zu empfinden? War sie von der eigenen Bedeutung besessen? Sie hatte nicht das Gefühl. Vielleicht verlor sie einfach Menschlichkeit durch die tiefe Verbindung mit dem Verstärker und seinen Funktionen. Sie betrachtete ihre Begleiter, trank ihr Glas leer, stand auf und lächelte gepresst.
    »Ich muss noch einige Dinge vorbereiten, ehe ich zurückreise, also fürchte ich, dass ich euch jetzt verlassen muss.«
    Ellen warf Daven einen raubtierhaften Blick zu, und er blickte seinerseits Moria nachdenklich an. Sollten sie sich ruhig damit befassen. Der bevorstehende Runcibletest war so viel wichtiger - und interessanter. Moria verließ die Bar und spürte, wie ihr die Blicke der Gefährten folgten, und sie wusste, dass sie erneut zum Gesprächsthema werden würde. Sie stand vor der Bar auf der Straße. Straße und Bürgersteige waren glitschig vom Regen und der Schleimspur eines Erdrochens, der gerade wenige Meter von Moria entfernt dahinflappte. Sie betrachtete das Spiegelbild Vinas auf dieser Schleimspur, blickte zu einer Gruppe Soldaten hinüber, die gerade aus einem Hydrotaxi stiegen - und wahrscheinlich aus dem wachsenden Militärlager direkt vor der Stadt kamen - und entschied, sich lieber zu beeilen, damit sie innerhalb einer Stunde einen Shuttle zurück zum Runcible nehmen konnte. Sie vermutete nicht, dass sie sich

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