Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
während die Strahlen weiterwanderten und richtige Furchen ins Ziel gruben. Manche der Abwehrstellungen verschwanden einfach; andere gingen hoch und hinterließen glühende Krater, als die gespeicherte Munition detonierte. Immanenz schwenkte sein Schiff und flog über die Station hinweg. Weitere Schüsse von dort unten prasselten auf ihn ein, gefolgt von seinen Partikelstrahlen, die die Abwehrpositionen auslöschten. Er flog eine weite, bedächtige Kurve und näherte sich aufs Neue. Diesmal wählte er vier spezielle Gefechtsköpfe aus: stasisgelagerte Antimaterie in einer Ummantelung aus Wasserstoff, der in einen metallischen Zustand zusammengepresst war. Er schwenkte erneut ab, feuerte und verfolgte, wie diese tödlichen Sprengsätze auf die Station zujagten, während er davon wegbeschleunigte. Nach wie vor waren Abwehrstellungen einsatzfähig, denn eine der Raketen wurde getroffen und blühte zu einer expandierenden Lichtkugel auf, hell wie eine Sonne. Diese Kugel zündete eine zweite Rakete zu einer ähnlichen Explosion dichter an der Station, aber noch vor dieser zweiten Druckwelle schlugen die beiden anderen Geschosse ein.
Zwei Explosionen fraßen sich scheinbar in Zeitlupe durch die Polisstation. Rumpfmetall schälte sich vor den Druckwellen ab und schmolz dahin. Weißglühende Trägerelemente jagten in den Weltraum hinaus und verloren ihre Form, während sie erst flüssig und dann gasförmig wurden. Die Station brannte und brach auseinander, und die Wrackteile schmolzen dahin, als sich die beiden Explosionen vereinigten. Strahlung prasselte auf Immanenz' Schiff ein und wurde von der Abschirmung aufgesaugt, sodass verschiedene Ortungsgeräte lautstark ihren Alarm plärrten. Ehe jedoch die Hauptdruckwelle zuschlug, tauchte Immanenz das Schiff in den Subraum und klapperte dabei die ganze Zeit lang entzückt mit den Mandibeln.
Kapitel 4
Und segelten los, Jahr und Tag ...
Moria trank von ihrem Grünwein - eine mindere Qualität verglichen mit der, die George ausschenkte - und ließ den Blick durch die Stadtkneipe schweifen. Inzwischen sah man noch viel mehr Uniformen: das schlichte Grün oder Khaki von ECS-Soldaten auf Urlaub und gelegentlich welche mit Chamäleonstoff-Kampfanzügen unter dünnen weißen Overalls, die dazu dienten, dass man diese Soldaten überhaupt sehen konnte, die aber leicht heruntergerissen werden konnten. Diese letztgenannten Soldaten waren immer bewaffnet und hielten stets die Augen offen. Außerdem tranken sie nicht einen Tropfen. Mit Hilfe ihres Verstärkers hatte Moria aus den Nachrichtennetzen erfahren, dass schon einmal eine Rakete auf ein Militärgeländefahrzeug abgefeuert und eine Bombe in einer Bar wie dieser gezündet worden war. Sie hatte gesehen, wie ein Team aus vier Soldaten - zwei davon Golems - jemanden mit vorgehaltener Waffe abführte, der Zivilkleidung trug. Separatisten. Die fand man immer auf Trajeen, wo sie im Allgemeinen schnell verhaftet oder getötet wurden, aber inzwischen schienen sie aktiver geworden zu sein.
»Hier brummt das Geschäft«, sagte Carolan. »Die wirtschaftlichen Vorteile des Krieges.«
»Na ja, die Soldaten brauchen Nahrung und Getränke, und bei den Zivilisten springt sofort der Herdentrieb an. Sie möchten nicht allein bleiben, wenn solche Sachen passieren.« Daven Xing blickte Moria an und blinzelte.
Ellen - Carolans Begleiterin - warf Daven über ihr Bier hinweg einen Blick zu, als hätte er gerade nass gefurzt. Moria wurde nicht recht schlau daraus, ob Ellen ihn überhaupt nicht leiden konnte, oder ob das Gegenteil zutraf und sie sich angestrengt bemühte, das nicht zu zeigen. Früher wäre Moria von dem Wechselspiel fasziniert gewesen und hätte vielleicht darüber nachgedacht, ihr Revier zu verteidigen - nur aus Prinzip, denn da Daven schon seit zwei Wochen ihr Liebhaber war, interessierte er sie im Grunde nicht mehr. Seit der zurückliegenden Arbeitsperiode am Torprojekt war ihre Perspektive jedoch völlig verändert. Weder brachte sie Geduld für solche Spielchen auf, noch interessierte sie sich für solch kleinliche Belange.
Nach einem weiteren Schluck Wein dachte sie über die gerade zurückliegende dreimonatige Arbeitsperiode nach. Ursprünglich hatte sie geglaubt, es bliebe bei dem einen Gespräch mit George, aber er rief sie immer wieder zu sich, und nach jeder Sitzung veränderte sich ihr Arbeitsprofil. Er beförderte sie ständig weiter, aber das bewegte sie nicht mehr so, seit sie die Welten ihres Verstandes in Verbindung
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