Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
solcher Kreaturen und hatte sogar versucht, eine davon zu verspeisen. Das Experiment führte zu schlängelnden Blauwürmern, die sich bei jeder Darmbewegung rührten, bis er eine Therapie mit säurebildenden Kügelchen gemacht hatte, um die inneren Eingeweideschichten herauszuätzen. Diese Erfahrung wollte er nicht wiederholen. Die Kreatur an sich war für ihn nicht weiter von Interesse, aber ihre Mahlzeit war es.
Der Kopf des Menschen fehlte, ebenso ein Arm, ein Bein und ein großer Teil des Rumpfs, in den die einheimische Kreatur gerade den Kopf tauchte. Laurer trat geräuschvoll aus der Deckung, aber das Tier schien ihn nicht zu bemerken. Er stieß es mit dem Schienengewehr an. Endlich nahm es ihn zur Kenntnis, hob das tentakelbewehrte Vorderende und sprang, begleitet von einem rülpsenden Quäken, durch das Blätterdach, wonach es sich dort oben lärmend davonmachte.
Laurer trat näher an die menschlichen Überreste heran und machte sich daran, sie zu durchsuchen. Er entfernte ein Armband vom restlichen Handgelenk und spielte kurz mit der Steuerung herum, bis auf einem kleinen Bildschirm ein paar Bilder erschienen. Sie alle zeigten Menschen, die taten, was Menschen halt taten. Eines war möglicherweise von diesem Individuum, aber Laurer hätte das nicht genau sagen können, selbst wenn der Kopf noch vorhanden gewesen wäre. Er steckte das Armband in eine der Taschen des Waffengeschirrs - vielleicht konnte der Pradorgeheimdienst etwas damit anfangen - und suchte weiter, fand aber sonst nichts, was ihm beachtenswert erschienen wäre. Er musterte gerade den Chamäleonstoff der Uniformreste, als ein neuer Geruch durch den Fleischgeruch hinweg seine Sinne erreichte, gefolgt von Stimmen.
»Sie ist dort drüben«, sagte jemand.
»Scheint aber verdammt weit, um von der Druckwelle geschleudert zu werden«, sagte die andere.
»War auch nicht die Druckwelle - einer dieser Boschen hat sie aus der provisorischen Leichenhalle gezerrt. Sie machen das in jüngster Zeit häufig.«
Laurer blickte sich verwirrt um, denn die Stimmen schienen von weiter hangaufwärts zu kommen, dabei hörte er Bewegung von unterhalb seiner Position und auch zu seiner Linken. Er pirschte sich nach rechts, wo der Erdboden zum Glück weich war und dick mit vermodernder Vegetation bedeckt.
»Ich weiß gar nicht, warum sie das machen, wo doch Menschenfleisch giftig für sie ist - schade, dass das nicht auch für die Prador gilt.«
»Gift wäre gut, aber eine Haftmine befriedigt so viel mehr.«
»Nur zu wahr.«
Jetzt schien sich rechts etwas zu bewegen, und einen Augenblick später roch Laurer verbranntes Metall und hörte das Summen eines Gravomotors und ein lautes Prasseln - fast mit Sicherheit von einer dieser Gravogeschützplattformen der Menschen, die sich durchs Blätterdach senkte. Was sollte er tun? Er konnte Granaten werfen und fliehen, aber die Besatzung der Plattform hätte ihn verfolgt. Wahrscheinlich hätte er trotzdem entkommen können, allerdings ohne die Informationen, die zu besorgen Erstkind Harl ihn losgeschickt hatte. Mit Hilfe einer Technik, die auf dem Heimatplaneten fast instinktiv angewendet wurde, um sich in Schlamm einzugraben, tauchte Laurer flink im gefallenen Laub und weicher Erde unter, sodass nur noch seine Augenstiele und die Mündung des Schienengewehrs über die Oberfläche ragten.
»Hast du das gehört?«
»Vermutlich hat ein Boschen uns gehört und den Frosch gemacht ... Ah, da sind wir.«
Laurer drehte langsam die Augenstiele. Die beiden Menschen waren hinter ihm! Wie waren sie dorthin gekommen, und was erzeugte diese anderen Geräusche im Dschungel ringsherum? Die Geräusche der Geschützplattform waren verstummt, und der Geruch heißen Metalls war ersetzt worden durch den brennender Vegetation. Laurer entschied, mucksmäuschenstill zu bleiben und nichts zu unternehmen, ehe er die Lage nicht eingeschätzt hatte, denn im lauern war er sehr gut.
»Ist nicht viel von ihr übrig, was, Jebel?«, fragte das Weibchen von den beiden.
»Ein Glück, dass überhaupt noch etwas da ist.«
Ein ECS-Standardumweltstiefel landete auf Laurers Rücken; dann war das Weibchen über ihn hinweggegangen. Die Person, die mit »Jebel« angeredet wurde, trat als Nächstes auf Laurer, blieb dort aber mit beiden Stiefeln auf der Panzerschale des Pradors stehen. Laurers Anspannung wuchs ins Unerträgliche, während der Mann gemächlich die Umgebung betrachtete und dann etwas zu seinen Füßen zu bemerken schien.
»Ach du meine
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