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Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)

Titel: Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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dort lange aufhalten würde, ehe sie sich an Bord eines Schiffs nach Boh wiederfand. Hier unten schien kaum noch etwas zu warten, womit sie sich beschäftigen wollte, dafür dort oben so viel mehr.
 
    Zweitkind GJ-26 hatte zwar die Ehre erfahren, den Namen Laurer zu erhalten, harrte aber noch einer Veränderung seines Futters durch Harl, damit er sich ebenfalls zum Erstkind weiterentwickeln konnte. Wie er dort in der blauen Düsternis unter den verfilzten Ranken und Napfblättern hockte, die auf der oberen, hellroten Seite jeweils schleimumschlossenes Wasser enthielten, verstand er zwar die Gründe dafür, konnte sich jedoch eines gewissen Grolls nicht erwehren. Er war ein kleines Zweitkind, und seine sich entwickelnde Geschicklichkeit darin, sich in diesem Dschungel zu verstecken, machte ihn zum perfekten Späher für Prador-Landstreitkräfte - einen Vorteil, den sie gegen die kleineren Menschen im Sichtschutz ihres Chamäleonstoffs brauchten.
    Laurer griff nach oben, durchschnitt die Rankenmatte und zog einige der konkaven Blätter herab. Sorgfältig verschmierte er ihren schleimigen Inhalt auf seiner ganzen Panzerschale, auf Klauen und Beinen. Dann hockte er sich für eine Zeit lang hin und kontrollierte dabei immer wieder, wie klebrig diese Beschichtung geworden war. Als sie endlich fast so weit war, schaufelte er organische Abfälle vom Boden hoch und warf sie über sich. Gefallene Blätter und Stücke toter Ranken blieben kleben, dazwischen kleine Pilzsphäroide. Er drehte die Augenstiele, um sich zu betrachten, und rundete die Tarnung schließlich ab, indem er sich mit grauer Erde bespritzte. Jetzt war er bereit.
    Erstkind Harl hatte ihm den Befehl erteilt, die Aufstellung der Polistruppen auf den Dschungelhängen über ihnen auszuspähen und dann persönlich mit den Informationen zum provisorischen Pradorhauptquartier zurückzukehren, denn inzwischen hegte man dort den Verdacht, dass die Menschen die Funkcodes geknackt hatten. Wie schon bei früheren Einsätzen sollte er fliehen, wenn man ihn entdeckte, und durfte sich dem Feind nicht zum Kampf stellen, solange er nicht in die Enge getrieben wurde. Präpubertierende oder pubertierende Prador hörten solche Befehle nicht gern, da sie dazu ihre instinktive Aggressivität überwinden mussten. Laurer fand es nicht sonderlich schwierig zu gehorchen. Wenn er die ganze Angelegenheit vom Verstand her betrachtete, konnte er die Befriedigung der einzelnen Tötung durch das Gemetzel an vielen Menschen ersetzen, zu dem seine Informationen führten.
    Laurer bewegte sich vorsichtig, da der natürliche Tarnkleister erst noch trocknen musste, während der Prador zwischen den geflochtenen Stielen und schuppigen Schösslingen der Vegetation dieses Planeten dahinpirschte. An seinem leichten Waffengeschirr trug er nur einen Translator, Granaten und ein kleines Schienengewehr für Attentate - wobei er hoffte, dass er die Waffen nie brauchen würde. Im Herzen erfüllten ihn Hass auf den fremden Feind mit den weichen Körpern sowie das sichere Wissen, dass dieser Feind besiegt werden und er selbst überleben und zum Erstkindprimus heranwachsen würde. Andere Prador fielen. Ihm würde das nicht passieren.
    Nach einem Kilometer stieg der Boden an, und weiße Felsen ragten zwischen den Gewächsen auf und waren hier und dort mit blauem Saft bekleckert. Laurer lauschte konzentriert und blieb immer wieder stehen, um den einen oder anderen seltsamen Geruch zu sondieren. Er erstarrte, als Fleischgeruch herantrieb und er auf einmal etwas hörte, das sich ein Stück vor ihm bewegte. Es war inzwischen schwer, in etwas weiterer Distanz noch irgendetwas zu erkennen, denn vor Laurer wuchsen stachlige Epiphyten knollenweise an Stängeln, Halmen und Stämmen. Laurer zog das Schienengewehr und hielt eine Chlor-Rauchgranate in einer seiner Hände bereit, um notfalls seinen Rückzug zu sichern. Er rückte weiter vor und drückte die scharfen Füße präzise in den Erdboden, damit er nicht mit dem Laubfall raschelte, und näherte sich wie ein spinnenartiges Gespenst den Geräuschen und der Quelle dieses Geruchs. Als er sie sah, entspannte er sich schließlich.
    Der weiße Tropfenrumpf der Kreatur mündete am schmalen Ende in einem Tentakelring rings um einen roten Schlund. Die Hinterbeine waren lang, sodass die Stachelknie hoch über den aufgedunsenen Hinterleib aufragten, die Vorderbeine hingegen kurz und seitlich gespreizt, wobei jeweils zwei Zehen in die Erde gebohrt waren. Laurer begegnete vielen

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