Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
die Basisprogrammierung starten, wonach Vagule absolut gehorsam war, ohne dass er noch durch Pheromone gesteuert werden musste. Letztlich endeten alle Bewegungen in Vagules alter Panzerschale. Sein Körper starb.
»Bringt mir etwas davon«, befahl Immanenz.
Krabbler beugte sich über die Panzerschale, schnippelte ein Organ heraus, das bei den Prador die Aufgaben einer Leber verrichtete, und reichte es seinem Vater hinauf. Während Immanenz diese Delikatesse mampfte, wurden ringsherum alle seine Kinder still und blickten ihn an. Nachdem er den letzten Mund voll geschluckt hatte, wedelte er großzügig mit der Klaue.
»Bedient euch.«
Ein Tumult brach aus. Letztlich lehnte die Panzerschale völlig sauber an einer Wand. Sämtliche Gliedmaßen lagen aufgebrochen herum, alles Fleisch war daraus entfernt worden. Schiffsläuse wagten sich jetzt aus ihren Ritzen, um sich vereinzelte Brocken zu schnappen, und das Rülpsen von Prador durchsetzte die Atmosphäre. Dann fuhr in der kugelförmigen Drohnenschale auf einmal die Energie hoch, und in verschiedenen Vertiefungen auf der Oberfläche gingen Lichter an und aus: Die Läufe von Schienenkanonen fuhren kurz hervor, und Raketenluken klappten auf und zu. Die Drohne richtete sich auf, stieg leise summend vom Boden hoch und wandte sich Immanenz zu.
»Nimm deine Position bei den anderen im Drohnenlager ein und warte auf Befehle«, wies der Kapitän sie an.
Sie schwenkte herum, und Zweitkinder hasteten aus ihrem Weg. Dann schwebte sie durch das Sanktum auf den Korridor hinaus, drehte sich und fuhr davon.
Höchst zufriedenstellend.
»Du hast zweihundert Menschen zur Verfügung, um Vagules Ergebnisse zu übertreffen«, setzte Immanenz Gnores auseinander. »Los jetzt.«
Gnores machte sich voller Eifer und Zuversicht auf den Weg.
Diese Haltung würde sich bald ändern.
Kurzsprünge innerhalb eines Sonnensystems waren nicht gerade die gesündeste Beschäftigung, da die Nähe gewaltiger Körper wie Sonnen dazu neigte, die Vektorkalkulationen stark zu verkomplizieren, sodass das Schiff möglicherweise in sehr kleinen Stücken wieder aus dem Subraum ausgestoßen wurde. Deshalb tauchten die meisten Raumschiffe in sicherer Entfernung zu jedem Gravitationsschacht auf und näherten sich ihrem Ziel mit konventionellem Antrieb. Abgesehen von der schieren Bequemlichkeit bestand darin der Hauptgrund, warum Runcibles innerhalb der Polis Raumschiffe als Transportmittel ablösten. Dieser Mangel an Schiffen innerhalb der Polis führte aber auch dazu, dass die ECS keine glaubhafte Abwehr gegen die Prador ins Feld führen konnte. Während Moria angeschnallt auf ihrem Beschleunigungsstuhl saß - denn der kurze Sprung konnte holprig verlaufen -, dachte sie einen Augenblick lang darüber nach. Riesige Werften waren derzeit im Bau, ein hektisches Bemühen, diesem Mangel abzuhelfen, und sie überlegte, dass, falls die Polis den Konflikt überlebte, ein solcher Mangel nie wieder hingenommen werden würde. Wahrscheinlich bedeutete das das Ende des derzeitigen Frachtruncibles. Sie öffnete den Sicherheitsgurt.
Die unheimliche Empfindung, dass sich etwas völlig aus dem Lot drehte, verging schließlich. Das Raumschiff tauchte intakt im Wirklichen auf. Moria entspannte sich einen Augenblick lang und sann über das Dilemma von Runcibles und Raumschiffen nach. Obwohl es für Letztere gefährlich war, unweit von Gravitationsschächten aufzutauchen, waren die Ersteren häufig auf Planeten platziert - direkt in diesen Schächten. Alles blieb letztlich an den schnellen Kalkulationen hängen, die am Interface nötig wurden, dem Punkt des Zutagetretens, und an den Modellen. Bei einem auf der Oberfläche eines Planeten fest installierten Runcible hielt die KI ein Modell des umliegenden Sonnensystems gespeichert - sämtliche Raumzeitstrukturen, einschließlich jener, die über den Ereignishorizont des Warps hinausreichten -, sodass sie sie nicht mehr gesondert kalkulieren musste. Darüber hinaus existierte an beiden Enden jeweils eine KI, um die Verbindung herzustellen. Die stimmigste Analogie, die Moria einfiel, war die einer Seereise zwischen zwei Inseln. Raumschiffe ähnelten altmodischen U-Booten, die immer wieder mal auftauchen mussten, um sich zu orientieren, damit sie in einen Hafen einlaufen konnten, ohne etwas zu zertrümmern. Das Runcible entsprach hingegen einer Transitröhre, die auf dem Meeresgrund verlegt worden war. Wer oder was immer sie benutzte, ob Menschen oder Frachtgut, konnte nicht vom
Weitere Kostenlose Bücher