Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
erreichen. Seit Shrees unerfreulichem Ableben fand Immanenz, dass er sich diesem Ziel etwas umsichtiger nähern sollte, als ursprünglich geplant gewesen war. Gewiss ging von dem Polisschlachtschiff, das das andere Pradorschiff vernichtet hatte, keine Gefahr mehr aus, denn er bezweifelte stark, dass es nach dieser letzten Schlacht noch irgendwohin gelangte, aber möglicherweise trieben sich noch mehr davon herum. Er gedachte, aus einer Position außerhalb des Systems mit diesen dämlichen menschlichen Agenten Kontakt aufzunehmen, die für das Königreich arbeiteten, und sich davon zu überzeugen, ob sie wie versprochen die beiden Runcibles in ihre Gewalt gebracht hatten. Falls sie das bestätigten, plante er, sich dem Bohruncible zu nähern und einige seiner Kinder vorauszuschicken. Diese sollten das Gerät nach Sprengstoffen von ausreichender Stärke absuchen, die sein Schiff beschädigen konnten, obwohl der Laderaum, in dem er es zu lagern plante, mit dem gleichen exotischen Metall gepanzert war wie der äußere Schiffsrumpf.
Immanenz hatte gehofft, die Probleme mit der Installation von Sklavenreglern bis zu diesem Zeitpunkt gelöst zu haben, sodass zahlreiche nützliche Menschen versklavt und im ganzen Schiff postiert gewesen wären. Die circa neunzig noch lebenden Menschen waren ihm jetzt jedoch im Weg, und Immanenz fand keinerlei Gefallen an der Idee, sie anderswo an Bord unterzubringen. Sie waren vielleicht schwach und verzweifelt, aber zweifellos würden sie versuchen, Schaden anzurichten, wenn sie eine Gelegenheit dazu erblickten. Sie hatten schließlich nichts zu verlieren. Mit Bedauern gelangte der Kapitän zu einer Entscheidung. Er öffnete einen Kommunikationskanal.
»Krabbler, führe hundert deiner Mitkinder in den Laderaum, schlachte die restlichen Menschen und lagere sie mit dem Rest im Kältespeicher.«
»Ja, Vater!«, antwortete das Erstkind enthusiastisch.
Jetzt der nächste Kanal: »Gnores, melde dich sofort in meinem Sanktum.«
»Ja, Vater.« Gnores mangelte es etwas an Enthusiasmus.
Immanenz legte die Bilder aus dem Laderaum auf seine Bank aus Sechseckmonitoren und leitete die Geräusche und Gerüche ins Sanktum anstatt mittels eines Steuerungsgeräts direkt in sein Sensorium; dann schwenkte er sich zur Tür herum und öffnete sie. Gnores tauchte etwas verzögert auf, nicht ganz so »sofort«, wie es der Kapitän gern gesehen hätte, und trödelte am Eingang.
»Tritt ein und stelle dich vor mich, Gnores.«
Der Erstkind-Primus trat auf zitternden Beinen ein. Er nahm den gesamten Innenraum des Sanktums forschend in Augenschein und wirbelte einmal herum, als ein Zweitkind auf dem Korridor vorbeitrippelte. Endlich kroch er zu Immanenz.
»Sehen wir uns das an«, sagte Immanenz und wandte sich zu den Bildschirmen um.
Gnores bewegte sich argwöhnisch an seine Seite.
»Es ist bedauerlich, dass die Implantierung von Sklavenreglern in Menschen nicht zu funktionieren scheint«, bemerkte Immanenz.
»Aber ... ich erhalte einige Resultate ... Vater«, entgegnete Gnores.
»Resultate, ja, aber keine positiven.«
Die Tore zum Frachtraum gingen auf, und hundert Zweitkinder klapperten hinein, geführt von Krabbler, der seine Artgenossen als voll ausgebildetes Erstkind weit überragte. Viele der Menschen standen auf, aber die meisten blieben flach auf dem Boden liegen. Die Kinder zögerten nicht; mordlustig eilten sie auf die Menschen zu. Krabbler erreichte sie als Erster, köpfte mit einer Klaue einen Mann und spießte mit der Angel der anderen Klaue eine Frau auf, die er dann über sich nach hinten schleuderte. Geschrei ertönte, und der Geruch menschlicher Angst trieb aus den Geruchsprojektoren ins Sanktum. Der Mensch mit dem Knochen konnte den Kopf eines Zweitkinds einschlagen, ehe andere ihn überwältigten und zerrissen. Die Zweitkinder verloren sich jetzt ganz in Raserei. Gliedmaßen, Rümpfe und Köpfe flogen überall herum. Immanenz vermutete, dass Krabbler an diesen Menschen keinerlei Autopsien mehr vornehmen würde.
Immanenz musterte Gnores und stellte fest, dass dieser immer wieder einzelne Füße anhob und die Klauen instinktiv öffnete und schloss. »Sobald wir aus dem Subraum auftauchen, Gnores, wirst du hundert Zweitkinder im Shuttle zum Bohruncible mitnehmen und es für mich in Besitz nehmen.«
Gnores erstarrte und wandte die Augenlappen langsam seinem Vater zu, wobei seine Mandibeln vibrierten. Erst die Erregung über all dieses Töten im Laderaum, und jetzt das? Immanenz konnte
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