Prag
überall üblich war. Der Gebäudekomplex
rechter Hand ist der → Rosenberg-Palast (Rožmberský palác) . Der
1574 fertig gestellte Renaissancepalast diente seinen Erbauern und Namengebern,
dem südböhmischen Geschlecht der Rosenberger, jedoch nur für rund 60 Jahre
als Prager Residenz. Aus Geldnot mussten sie ihn verkaufen. Ab dem 18. Jh.
wurde das Gebäude als Damenstift genutzt. Dabei handelte es sich um eine Art
„Adeligenwohlfahrt“. Verarmte von Soundso bekamen hier ein Bett und eine
Suppe.
Hält man sich bei der nächsten Möglichkeit links, gelangt man in die → Zlatá ulička , das berühmte Goldene Gässchen mit seinen
bunten, verschachtelten Häuschen. Frühmorgens oder spätabends ist es
malerisch, tagsüber aber herrscht ein nicht endendes Gedränge. Die Gasse
sieht aus wie eine Sackgasse, ist jedoch keine. Am unteren Ende führen Treppen
auf eine Terrasse der spätgotischen Befestigungen. Linker Hand steht dort der Daliborka , der
bekannteste Wehrturm der Burg. Er ist nach seinem ersten Gefangenen benannt,
dem AdeligenDalibor
von Kozojed, der sich Ende des 15. Jh. unrechtmäßig Leibeigene zugelegt
hatte. Einer Legende nach – zugleich der Stoff von Smetanas Oper Dalibor (1868) – lernte er während seiner Gefangenschaft das
Geigenspiel, und sein süß-schauriges Gefiedel schallte bis zu seiner
Hinrichtung über das gesamte Burgareal. In Wirklichkeit aber war zu diesem
Zeitpunkt die Geige in Böhmen noch unbekannt.
Auf dem Innenhof gleich ums Eck, wo Tische und Stühle der umliegenden
Cafés zu einer Pause einladen, steht die Statue eines nackten Jungen von
Miloš Zet mit dem Titel Jugend . Den Anblick seiner Genitalien empfanden
die Genossen als zu frivol und ließen sie entfernen. Der Einfluss der
westlichen Dekadenz brachte sie wieder zurück.
In dem Renaissancegebäude hinter der Plastik residierte einst der oberste
Burggraf, der den König in seiner Abwesenheit vertrat. Heute befindet sich
darin das → Muzeum Hraček , ein Spielzeugmuseum.
Ein paar Schritte weiter, an der Jiřská, steht das → Palais Lobkowitz
(Lobkovický palác) mit einer sehenswerten Kunstsammlung.
Das Osttor der Prager Burg dominiert der Schwarze Turm ( Černá věž) . Einst
hieß er Goldener Turm, da er ein vergoldetes Dach trug. Doch er brannte aus
und zurück blieb sein verkohltes Mauerwerk. Heute, frisch restauriert, könnte
er wieder einen neuen Namen vertragen.
Tickets und Öffnungszeiten
Um nur das Burggelände zu betreten, brauchen Sie kein Ticket. Es ist von
April–Okt. von 5–24 Uhr zugänglich, von Nov.–März von 6–23 Uhr.
Für die Sehenswürdigkeiten innerhalb des Burggeländes gibt zwei verschiedene
Kombitickets, keines jedoch, das alle Attraktionen einschließt. Mit dem Ticket
„ Große Tour“ (14 €, erm. die Hälfte, Familien 20 €) darf man
die Gemäldegalerie der Prager Burg, den Königspalast, die Ausstellung
„Geschichte der Prager Burg“, die Sankt-Georgs-Basilika, das Georgs-Kloster
samt Ausstellung, den Pulverturm, den Rosenberg-Palast, den Sankt-Veits-Dom und
das Goldene Gässchen besichtigen. Das Ticket „ Kleine Tour“ (10 €, erm. die Hälfte, Familien 12 €) erlaubt nur den Zutritt zum
Königspalast, zur Sankt-Georgs-Basilika, zum Rosenberg-Palast, zum
Sankt-Veits-Dom und zum Goldenen Gässchen. Einzeltickets gibt es nur für die
Sehenswürdigkeiten (Preise → dort), die nicht im Ticket „Kurze Tour“
inbegriffen sind.
Die Kombitickets bekommt man u. a. bei den Infoschaltern im zweiten und
dritten Burghof (im Winter 9–16 Uhr, im Sommer 9–18 Uhr). Die Tickets
sind zwei Tage gültig.
Dahinter liegt eine Aussichtsplattform, an der der Spaziergang im Winter
endet. Über die Staré zámecké schody, vorbei an Souvenirständen, gelangt
man dann hinab zur Metro- und Straßenbahnhaltestelle Malostranská. Im Sommer
führt der Weg weiter durch die südlichen
Wallgärten der Prager Burg (April–Okt. 10–18 Uhr), einer schmalen,
gepflegten Parkanlage mit Obelisken, Brunnen und Pavillons, dazu gemütlichen
Bänken und herrlichen Ausblicken. Das war nicht immer so. Bis ins 18. Jh.
wimmelte es hier nur so von Ratten, da die Burgbewohner ihren Dreck stets aus
den Fenstern warfen. Von der sog. Mährischen Bastion aus kann man zudem die
terrassenförmig angelegten Gärten unterhalb der Prager Burg besichtigen, die Palácové zahrady pod Pražským hradem .
Fotoshooting vor der Burg
Um zum → Königsgarten (Královská zahrada) , zu gelangen, muss man
erst
Weitere Kostenlose Bücher