Prag

zugleich das Grab des Heiligen. Hinter dem kleinen Portal auf der Südseite führt eine Treppe zu der über der Kapelle liegenden Krönungskammer. Dort sind – der Öffentlichkeit verborgen – die böhmischen Krönungskleinodien aufbewahrt, darunter die berühmte goldene Wenzelskrone . Sie soll übrigens jedem den Tod bringen, der sie ungebührlich aufsetzt. Ein Aberglaube? Der Letzte, der dies als Humbug abtat und sich zum Spaß mit der Krone im Spiegel anschaute, war Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Kurz darauf fiel er einem Attentat zum Opfer. Die kleine Tür zur Krönungskammer ist mit sieben Schlössern versehen, deren sieben Schlüssel auf sieben Persönlichkeiten der Stadt und des Staates verteilt sind. Das barocke Gegenstück zur mittelalterlichen Wenzelskapelle ist die des heiligen Johann von Nepomuk (fünf Kapellen weiter). Vor ihr steht das silberne Grabmal des Heiligen, heute ein hoch gepriesenes Werk von Johann Bernhard Fischer von Erlach (u. a. Baumeister von Schloss Schönbrunn). 1882 war über das Grabmal im Baedeker noch zu lesen: „1736 verfertigt, ohne Kunstwerth, aber reich an Silber (30 Centner).“ Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man es einfach im Chorgang stehen ließ, als man merkte, dass es für die Kapelle zu groß geraten war.
    Im Chor des Doms ist vor dem Hauptaltar noch das königliche Mausoleum sehenswert, ein großer Sarkophag aus hellem Marmor, der von einem Renaissancegitter umgeben ist. Rudolf II. stiftete ihn für seinen Großvater Ferdinand I., dessen Gemahlin und deren Sohn. Die Putten drum herum scheinen sich über die drei fast lustig zu machen. Rudolf selbst ruht etwas tiefer in der Krypta. Sein Sarg ist aus Zinn und hat das Aussehen eines kleinen Brauereikessels. Mehrere Könige und Königinnen leisten ihm Gesellschaft.
    Adresse Dritter Burghof. April–Okt. Mo–Sa 9–18 Uhr, So 12–18 Uhr, im Winter bis 16 Uhr. Zutritt nur in Verbindung mit einem Kombiticket. Der Domturm ist nur im Sommer geöffnet, wegen geplanter Restaurierungsarbeiten voraussichtlich nicht 2012. Hinweis : Selbst wenn die Besucherschlange vor dem Dom rund 50 m lang ist – mehr als 30 Min. wartet man i. d. R. nicht.

    Královský palác ( Königspalast) : In ihm residierten vom 11. bis zum 16. Jh. die Regenten Böhmens. Vom dritten Burghof betritt man ihn im dritten und zugleich obersten Stockwerk. Dort befindet sich der berühmte Vladislav-Saal, der 62 m lang, 16 m breit und 13 m hoch ist. Er wurde in den Jahren 1492–1502 nach Plänen des Architekten Benedikt Ried gebaut. Die Gewölberippen haben nur z. T. eine tragende Funktion und dienen mehr der Ästhetik. Krönungsfeierlichkeiten und Hofbälle fanden darin statt, aber auch Turniere, bei denen die Ritter zu Pferd über die Reitertreppe im Nordflügel (heute der Ausgang) hereinkamen. Seit 1918 wird hier der Präsident des Landes vereidigt.
    Von der südwestlichen Ecke des Vladislav-Saals (rechter Hand des Besucherzugangs) gelangt man in den Ludwigstrakt, an sich nicht besonders sehenswert, dafür geschichtsträchtig: Hier war der Ort des zweiten Prager Fenstersturzes, der zum Dreißigjährigen Krieg führte .
    Im Osten des Vladislav-Saals führen Stufen auf die Empore der Allerheiligenkirche. Sie wurde jüngst restauriert, dabei entdeckten Arbeiter bei der Verlegung einer Elektroleitung unter Putz eine 600 Jahre alte hölzerne Christusfigur.
    Der Sitzungssaal des Landtags grenzt im Nordosten an den Vladislav-Saal an. Das Mobiliar ist zwar nicht original – es stammt aus dem 19. Jh. –, wurde aber in der historischen Anordnung nachgestellt. Auf der Renaissancetribüne linker Hand saßen die Landesschreiber, rechts vom Thron der Bischof, auf den Bänken gegenüber die Adels- und Ritterstände.
    Links des Portals, durch welches man den Vladislav-Saal verlässt, führt eine Wendeltreppe zu jenen Räumen, in denen die sog. Landtafeln aufbewahrt wurden. Darin verzeichnete man Beschlüsse des Landtags, zugleich waren sie auch eine Art Grundbuch. Die Wappen an den Wänden und Decken sind die der Beamten, die die Kanzlei leiteten.
    Adresse Dritter Burghof. April–Okt. tägl. 9–18 Uhr, im Winter 9–16 Uhr. Zutritt nur in Verbindung mit einem Kombiticket.
    Prager Fensterstürze – eine lange