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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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zu finden. Bis in die Gegenwart wird an Nové Město gefeilt. Es wird neu, um- und angebaut oder auch nur die Fassade gestrichen.
    Nové Město zieht sich wie ein breiter Gürtel um Staré Město. Altstadt und Neustadt treffen sich an den Straßen Revoluční, Na příkopě und Národní. Letztere zwei gehen vom Wenzelsplatz ab und bilden mit ihm das sog. Goldene Kreuz (zlatý kříž) , eines der teuersten Pflaster der Hauptstadt. Prag zeigt sich hier weltstädtisch und geschäftig. Fußgängerzonen laden zum Flanieren und Straßencafés zum Genießen ein.

Nové Město (Neustadt)
Spaziergang
    Als den „stolzesten Boulevard der Welt“ bezeichnete der DichterDetlev von Liliencron Ende
des 19. Jh. den → Wenzelsplatz (Václavské náměstí) . Anders die
englische Zeitung Times : Sie nannte den Wenzelsplatz jüngst einen der
schäbigsten Plätze Europas. Die obere Stirnseite des Platzes schließt das
→ Nationalmuseum (Národní muzeum) ab, ein monumentaler
Neorenaissancebau. Abends, wenn es im Scheinwerferlicht erstrahlt, verleiht es
dem Platz noch immer etwas von dem Glanz zu von Liliencrons Zeiten. Davor
thront seit 1912 der Heilige Wenzel zu Pferd . Das Denkmal ersetzte ein
älteres aus dem Jahr 1680, bei dem er noch auf eigenen Füßen stehend über
den Platz blicken musste. Übrigens hält man am Sockel des Denkmals gerne um
die Hand der Angebeteten an – Wenzels Beistand soll dem Heiratsantrag, so
heißt es, Nachdruck verleihen.
    Ein paar Schritte darunter erinnert in einem kleinen Rundbeet ein Gedenkstein anJan Palach (1948–1969) und
Jan Zajík (1950–1969). Die beiden jungen Tschechen wählten hier den
Freitod, um gegen die sowjetische Dominanz nach dem Prager Frühling zu
demonstrieren Ihre Tat findet immer wieder Nachahmer. Zuletzt übergoss sich
2003 ein junger Mann auf dem Wenzelsplatz mit Benzin und zündete sich an.
    Von den Häuserblocks rund um den Wenzelsplatz gehen viele Ladenpassagen ab,
sog. „Durchhäuser“, die für die Neustadt typisch sind. Da sie
verschiedene Straßenzüge miteinander verbinden, kürzen sie die Wege ab. Eine
der schönsten ist die Lucerna-Passage (zwischen der Štěpánská und der Vodičkova, vom Platz über die Pasáž
Rokoko zu erreichen), in der man dem Heiligen Wenzel abermals begegnet. Auch
wieder zu Pferd sitzend, aber dieses Mal auf dessen Bauch, da das Pferd mit dem
Kopf nach unten von einer Kuppel herabhängt. Das zeitgenössische Kunstwerk
– ein Spiegelbild des heutigen Lan des – schuf der Popkünstler David
Černý (→Kasten
S. 119), und der Bau selbst, der erste Stahlbetonbau Prags, wurde von Václav
Havels Großvater in den 20er-Jahren des 20. Jh. entworfen.
    Überquert man auf der Vodičkova den Wenzelsplatz, blickt man rechter Hand
auf die Jugendstilfassade des berühmten Hotels Evropa . Es zählt zu den
schönsten Gebäuden am Václavské náměstí. In dessen Café hielt Franz
Kafka eine seiner wenigen öffentlichen Lesungen (→ Essen und Trinken).
    Von außen eher unscheinbar ist die Hauptpost an der Jindřišská.
Im Innern ist sie aber alles andere als ein in die Jahre gekommener Zweckbau.
Dort überrascht eine gelungene Verbindung aus moderner Glas- und
Stahlarchitektur mit der ursprünglichen Bausubstanz.
    Schräg gegenüber liegt das Hotel Palace . Im einst vornehmsten Haus
der Stadt logierten u. a. Louis Armstrong, George Bush, Enrico Caruso, Alain
Delon ... und am Ende des Alphabets ZZ Top. Heute kann man in der Stadt zwar
dekadenter wohnen, doch der Bau ist noch immer eine Perle – allein das Portal
ist sehenswert. Ein paar Meter weiter, im klassizistischen Palais Kaunitz an
der Panská, befindet sich das → Mucha-Museum (Muchovo muzeum) , das
dem Jugendstilkünstler Alfons Mucha die Referenz erweist.
    Rainer Maria Rilke
wurde in der heutigen Jindřišská 17 geboren. Bislang erinnert noch keine
Gedenktafel an den Lyriker, der zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern
der Moderne zählt. Auch an den letzten Großmieter des Hauses, die Union
Banka, erinnert nichts mehr. Sie war nicht die erste Bank, die nach der
Samtenen Revolution pleite ging und damit das Misstrauen in den neuen, freien
Markt förderte – viele verloren ihre Ersparnisse.

    Getauft wurde der junge Rilke in der nahen Sankt-Heinrich-Kirche
( Kostel sv.
Jindřicha) , die im 14. Jh. unter Karl IV. erbaut wurde. Getrennt vom
Gotteshaus steht der Kirchturm, der → Jindřišská věž , der in der
Geschichte

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