Prag
Slovanský ostrov
Das → Nationaltheater (Národní divadlo) gegenüber dem Café
Slavia ist der Stolz der Tschechen. Der gläserne Kasten davor, die Neue Bühne (Nová scéna) , erinnert an ein deutsches Kaufhaus aus den 1970ern. Die
Prager lästern, es sehe aus wie „gefrorene Pisse“. Auf dem Platz dahinter
toben sich die Skater aus.
Am Ufer der Moldau geht es weiter. Im ehemaligen Botschaftsgebäude der DDR
befindet sich heute das Goethe-Institut (→ Wissenswertes von A bis Z).
Rechter Hand führt eine Brücke auf die → Slaweninsel (Slovanský
ostrov) .
Vorbei an herrlichen Fassaden mit Moldaublick und an der → Výstavní
síň Mánes , einer der angesehensten Galerien Prags, gelangt man zum
Jiráskovo náměstí, an dem das dekonstruktivistische Gebäude des
Versicherungskonzerns Nationale-Nederlanden steht, von allen modernen
Bauten einer der interessantesten der Stadt (1992–96). Es wird auch als Tanzendes Haus ( Tančící dům) bezeichnet. Mit Fantasie – viel Fantasie – kann man in der sich
herausdrehenden, schwungvollen Fassade Ginger Rogers und Fred Astaire erkennen.
Verantwortlich zeichnen der kanadische Architekt Frank Owen Gehry und der
SloweneVladimír
Milunič. In den Obergeschossen des Gebäudes befindet sich ein teures
Restaurant (→ Essen und Trinken). Montags bis samstags darf man es sich von
16 bis 18 Uhr auf dessen Panoramaterrasse gut gehen lassen – gegen einen
Drink an der Bar im Erdgeschoss.
Direkt daneben, in der obersten Etage des Jugendstilgebäudes am Rašínovo
nábřeží 78, wohnte einstVáclav Havelmit seiner
ersten Frau Olga. Nach der Gründung der Charta 77 wurde er stets überwacht
– mit Ausnahme der viereinhalb Jahre, die er im Gefängnis verbrachte. Die
Geheimpolizisten hatten sich schräg gegenüber in dem ehemaligen Wasserturm
bei der Galerie Mánes einen kleinen Beobachtungsposten eingerichtet, damit sie
im Winter beim Spitzeln nicht froren.
Wer will, kann nun weiter entlang der Resslova, vorbei an der → Kyrill-und-Method-Kirche (Kostel sv. Cyrila a Metoděje) , zum → Karlsplatz (Karlovo náměstí) spazieren. Das bekannteste und
geschichtsträchtigste Gebäude dort ist das → Neustädter Rathaus
(Novoměstská radnice) . Wer nicht alle Sehenswürdigkeiten abklappern
will, lässt sich einfach noch ein wenig durch die Straßen der Neustadt
treiben, insbesondere nahe der Moldau ist so manch schönes Eck zu
entdecken.
Nové MÄsto (Neustadt)
Sehenswertes
Václavské námÄstà ( Wenzelsplatz ) : Früher hatte er das Aussehen eines Platzes und hieà Rossmarkt. Im Revolutionsjahr 1848 gestaltete man ihn in einen Boulevard um und gab ihm einen neuen Namen, nicht jedoch âWenzelsboulevardâ sondern Wenzelsplatz. Zukünftig soll aus dem Boulevard mit den enormen AusmaÃen von 750 m auf 60 m wieder ein Platz werden, Pläne dazu liegen bereits in der Schublade. Der Verkehr darauf soll ganz verschwinden und die Magistrale, die ihn unmittelbar vorm Nationalmuseum durchschneidet, unterirdisch verlaufen.
Die Neugestaltung und damit verbunden ein zukünftig korrekt-sauberes Erscheinungsbild des Platzes fordert auch ein Verein aus ansässigen Hoteliers, Geschäftsleuten und Banken, die um das Image ihrer Postadresse bangen. Denn trotz seiner Repräsentativbauten und horrender Immobilienpreise ist der Wenzelsplatz alles andere als ein Schmuckkästchen à la Altstädter Ring. Zu Allerweltsketten wie C & A oder H & M gesellen sich einfache Blumen- und Buchläden, dazu Kaufhäuser und Souvenirshops, deren Warensortiment guten Geschmack auf die Probe stellt. Tagsüber marschieren die Touristen zügig auf und ab, und abends torkeln manche daher als leichte Beute für Taschendiebe. Ohnehin ist hier bis spät in die Nacht viel los, nicht zuletzt wegen der Kneipen, Casinos und rot beleuchteten âCabaretsâ drum herum. Auch Drogendealer und Prostituierte stehen dann Spalier. Und über all dem zieht immer wieder der Geruch fettiger Würste hinweg, denn der Wenzelsplatz ist Prags Bratwürstelmekka. Die Damen vom Grill kommen gröÃtenteils aus der Ukraine wie auch viele Bauarbeiter der Stadt â auch Tschechien hat seine Gastarbeiter.
In der Geschichte Prags und Tschechiens war der Wenzelsplatz übrigens immer wieder Schauplatz von Massenaufmärschen, -demonstrationen und -feiern, zumal es kaum einen anderen Platz der Stadt gibt, auf dem sich das Volk in so groÃer Zahl
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