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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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Prags auch als Wehrturm fungierte.
    Über eine Ladenpassage im Gebäude der Česká Národní Banka (Tschechische Nationalbank) gelangt man auf die beliebte Einkaufsmeile Na
příkopě. Rechts voraus erheben sich das Pulvertor, der Jugendstilbau des
Obecní dům und der Empirebau des Hybernia-Theaters – allesamt beim
Spaziergang durch die Altstadt aufgeführt. Wir jedoch halten uns links. Hinter
der barocken Fassade des Slovanský dům (Nr.
22) verstecken sich schicke Boutiquen und ein großes Multiplexkino mit
mehreren Sälen. Für über 40 Mio. Euro wurde das Gebäude entkernt. Hinter
vielen Fassaden Prags werden auf diese Weise zeitgemäße, funktionale Laden-
und Büroflächen geschaffen, ohne das Stadtbild zu verändern. Bis zum Zweiten
Weltkrieg hieß das heutige „Slawenhaus“ übrigens „Deutsches Haus“ und
war eines der Zentren im gesellschaftlichen Leben der Pragerdeutschen.
    Einen kurzen Besuch wert ist auch das Neorenaissancegebäude (Nr. 20) der
einstigen Živnostenská banka , die in der UniCredit aufging. Ihr
prunkvoller Schalterraum im 1. Stock ist imposanter als so manches Prager
Museum – und kostet keinen Cent Eintritt.
    Vorbei an der Černá Růže („Schwarzen Rose“, Nr. 12), wie das
Slovanský dům eine weitere Shoppingmall an der Na příkopě, passiert man
das → Museum of Communism (Kommunismusmuseum) . Es ist in privater
Hand. Von offizieller Seite richtet man in Tschechien leider lieber
Folkloremuseen und Ähnliches ein, als sich kritisch mit der jüngsten
Vergangenheit auseinanderzusetzen.
    Am unteren Ende des Wenzelsplatzes fällt das Palais Koruna ins
Auge. Seinen Namen erhielt der eigenwillige, 1914 von Antonín Pfeiffer
projektierte Jugendstilbau von seiner dekorativen Eckturmkrone. Ende der
1920er-Jahre wurde darin das erste Prager Selbstbedienungsrestaurant mit dem
appetitlichen Namen „Automat“ eröffnet, das sich bis zur Wende hielt. Rund
14 Jahre jünger ist der konstruktivistische Bau des Bat’a-Schuhgeschäfts schräg gegenüber. Er hat heute nichts
Beeindruckendes mehr. Der tschechische SchuhfabrikantTomáš Bat’a gab ihn in
Auftrag. Aus Angst vor den Nazis verlegte Bruder Jan den Firmensitz 1939 nach
Kanada. Die Kommunisten verstaatlichten die tschechoslowakischen
Bat’a-Fabriken. Als der Sozialismus in Rente ging, bekam die Bat’a-Familie
nur das Gebäude am Wenzelsplatz zurück.
    Über die Fußgängerzone 28. Řijna gelangt man zum Palais Adria . Der
rondokubistische Bau(→ Architektur), den Le Corbusier etwas abfällig einen
„assyrischen Palast“ nannte, entstand in den 20er-Jahren des 20. Jh. für
die Versicherungsgesellschaft Riunione Adriatica di Sicurità . Während
der Samtenen Revolution tagte hier Havels „Bürgerforum“. Der Platz davor
ist der Jungmannovo náměstí (Jungmannplatz). An ihm liegt auch das Österreichische Kulturforum mit derKokoschka-Galerie, die
wechselnde Ausstellungen zeigt. Das Portal des Kulturforums bildet zugleich den
Zugang zur versteckt gelegenen → Maria-Schnee-Kirche (Kostel P. Marie
Sněžné) . Ebenfalls versteckt (ums Eck beim Restaurant U Pinkasů) steht
die weltweit einzige kubistische Straßenlaterne (samt
Sitzmöglichkeit).
    Wenzel in der Lucerna-Passage
    David Černý, Meister der Provokation
    David Černý (Jahrgang 1967) gilt als das Enfant terrible der tschechischen
Kunstszene. International bekannt wurde der in Tschechien und Amerika
ausgebildete Objektkünstler 1991, als er einen russischen Panzer, ein Ehrenmal
für die sowjetischen Befreier, rosa anmalte. Es hagelte Proteste, bis der Pink Tank irgendwann vom Sockel gestoßen wurde und in der Versenkung
verschwand. Für Kontroversen sorgte auch Černýs Werk The Shark von
2005 – ein in grüner Flüssigkeit schwimmender, aufgedunsener Saddam
Hussein. Der Hai ist derzeit nirgendwo in Prag zu sehen, dafür viele andere
Open-Air-Arbeiten Černýs. Übersehen kann man sie kaum, denn stets ragen sie
irgendwie heraus, an Größe oder Originalität. Černý lässt bronzene
Männerfiguren auf die tschechische Landkarte pinkeln, Sigmund Freud über der
Straße baumeln oder zwei kolossalen, vornüber gebeugten Figuren in den
Hintern schauen. Er lässt Riesenbabys den Fernsehturm hochkrabbeln, ein
Metronom über den Dächern Prags pendeln und einem Trabi Beine wachsen. In
vielen seiner ironisch-erheiternden und zugleich provokanten Kunststreiche geht
der Künstler mit den Herrschenden und seinem Land hart ins Gericht – kein
Wunder also, dass fast all seine

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