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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Drehbuch geschickt, und sie sollte morgen früh zum Vorsprechen erscheinen.
    »Ist das nicht super? Ich geh dann mal in mein Zimmer und lerne den Text.«
    Ich muss zugeben, dass ich enttäuscht war. Ich hatte gehofft, wir könnten uns ein bisschen aufbrezeln, in eine Bar gehen, mit den Männern flirten und sehen, ob ich mit einem von ihnen das Wollust-Ding auf die Reihe bekam.
    »Ich hoffe bloß«, ergänzte sie noch mit einem Seufzen, »dass Crazy Karl heute Abend nichts allzu Verrücktes anstellt. Ich könnte gut ein bisschen Schlaf brauchen.«
    »Was ist überhaupt los mit Karl?«, fragte Nick, setzte sich plötzlich auf und schaute zur Wand hinüber, die unsere von Karls Wohnung trennte. »Es ist so still da drüben.«
    »Zu still«, setzten wir alle wie aus einem Mund hinzu.
    »Ernsthaft, wir mussten den ganzen Tag noch kein einziges Mal die Polizei alarmieren. Er hat nicht mehr randaliert seit … seit Sonntag !«
    »Er hat nicht mehr randaliert, seit Grace bei ihm war.«
    »Grace war bei ihm?« Nick klang etwas zu interessiert.
    »Als ich hier ankam, bin ich aus Versehen ins falsche Apartment marschiert«, erklärte ich hastig. »Er hat gesagt, ich wäre wohl übergeschnappt.«
    »Klingt schwer nach Karl.«
     
    Tandy ging mit Granola in ihr Zimmer, und ich verbrachte den Abend vor dem Fernseher, während Nick am Telefon eine Serie von Frauen mit gebrochenem Herzen abfertigte und ein ums andere Mal murmelte: »Ich weiß, Baby, es tut mir Leid, Baby, du wirst einen andern kennen lernen, Baby, nein, dein Leben ist nicht vorbei, Baby …«
    Schließlich ging ich ins Bett und verbrachte dort eine weitere großartige Nacht mit den ganzen Filmen in meinem Kopf. Manchmal war die Handlung ein bisschen an den Haaren herbeigezogen und nicht wirklich logisch, aber wen kümmerte das schon? Und als ich erwachte, strahlte mir wieder ein herrlicher L.-A.-Morgen entgegen.
    Nick war ja nie ein großer Redner, und auch jetzt saß er schweigend über seine Müslischale gebeugt am Tisch (an diesem Morgen Fruit Loops mit Apfel und Zimt), während ich meinen Kaffee schlürfte.
    Als Tandy in die Küche kam, dachte ich zuerst, sie wäre gerade von einer tollen Partynacht zurückgekommen. Sie trug ein kaum vorhandenes rosa Kleid, unter dem ihre langen, schlanken, goldenen Beine hervorragend zur Geltung kamen; ihre Füße mit den glitzerlackierten Nägeln steckten in mit knallrosa Marabufedern verzierten hochhackigen Sandalen. Ihre Autoreifenlippen wirkten trotzig sexy, ihre honigblonden Haare fielen um ihr Gesicht wie ein weich fließender Vorhang, ihre Hüftknochen stachen so scharf hervor, dass man damit hätte eine Scholle filettieren können.
    »Jungs«, sagte sie gebieterisch, »ich möchte wissen, ob ihr mit mir schlafen wollt.«
    »Na klaaaaaar.« Mit halb geschlossenen Augen musterte Nick sie anerkennend von oben bis unten.
    »Und du, Grace?«
    »Klar, wenn ich lesbisch wäre.« Aber ich glaubte nicht, dass ich lesbisch war.
    »Hervorragend.« Zufrieden schnalzte sie mit den Lippen. »Die Rolle gehört mir.« Dann drückte sie mir das Drehbuch in die Hand. »Macht ihr eine Leseprobe mit mir?«
    Ich fing an, aber nach zwei Zeilen musste ich schon unterbrechen. »Aber, Tandy …«
    »Was denn?«
    »Diese Rolle … Du sollst eine Nonne sein, die an Krebs stirbt.«
    »Na und?« Ihre Haltung wurde noch trotziger.
    »Du siehst aus wie ein Flittchen.«
    »Das ist doch vollkommen gleichgültig«, entgegnete Tandy verärgert. »Wir sind hier in Hollywood. Es macht nichts, ob ich eine Cracksüchtige spiele, die an Aids stirbt, oder eine schwangere Frau im neunten Monat oder eine Depressive mit Selbstmordabsichten – ich kriege die Rolle nur, wenn jedes männliche Wesen im Casting Room mit mir schlafen möchte!«
    Ihre Worte trafen auf schockiertes Schweigen.
    Nick brach es als Erster. »Na gut«, sagte er.
    »Lies«, befahl Tandy mir.
    »Okay. ›Aber Schwester Martha, Sie müssen sich ausruhen!‹«
    »›Wie kann ich mich ausruhen? Diese armen mutterlosen Kinder brauchen mich …‹«

Donnerstag
    Nick und ich winkten Tandy zum Abschied und riefen ihr aufmunternde Worte nach. »Du bekommst die Rolle, du bekommst die Rolle ganz bestimmt! Viel Glück, Hals- und Beinbruch!«
    Als ich die Tür zumachte, tat es mir Leid, dass ich »Hals- und Beinbruch« gesagt hatte. Tandys endlos lange Beine waren so dünn, dass sie sowieso aussahen, als könnten sie jederzeit durchbrechen.
    Ich hatte nur gemeint, dass ich ihr Erfolg wünschte, weil

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