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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Die Sorge um seine zarte Haut begann mir zuzusetzen. Behutsam, um ihn nicht zu wecken, rieb ich ihn mit meinem Schutzfaktor 25 ein. Aber als ich die Lotion in seinen Arm massierte, sah ich, dass er die Sonnenbrille hochgeschoben hatte und mich mit blassblauen Augen musterte.
    »Du bist ein Engel«, sagte er heiser.
    »Pssst«, zischte ich – zornig, das merkte ich gleich, denn jetzt wusste ich ja, wie sich das anfühlt.
    Schließlich war es das Letzte, was er rausfinden sollte, meine wahre Identität. Dann würde man entweder ihn oder mich einbuchten.
     
    Am Abend zu Hause war die Stimmung nicht besonders gut. Tandy hatte nicht nur die Rolle nicht bekommen, man hatte ihr auch noch gesagt, ihr Look sei »einfach total out«.
    »Was kann ich denn nur machen?«, stöhnte sie. »So seh ich nun mal aus. Was soll ich tun?«
    »Wie wär’s mit ein bisschen Schönheitschirurgie?«, schlug Nick hilfsbereit vor.
    »Hatte ich schon«, antwortete sie.
    »Echt?«, fragte ich neugierig. »Was denn genau?«
    »Nase, Lippen, Augenlider, Wangenknochen.«
    »Und Titten«, warf Nick ein. »Du hast deine Titten vergessen.«
    »Aber du hast so viel Talent«, protestierte ich.
    »Ach, Talent … Das wird überschätzt.« Sie winkte wütend ab. »Wir sind hier in Hollywood. Was nutzt mir da Talent?«
    Tandy wandte mir ihr tränenverschmiertes Gesicht zu. »Lass uns rausgehen und ein paar White Chocolate Martinis trinken.«
    »Flüssige Ernährung, was?«, bemerkte Nick sarkastisch.
    »Ach, lass mich doch in Ruhe. Ich esse richtig. Und sogar oft.«
    »O ja, das hab ich ganz vergessen. Letzten Dienstag eine Aspirin.«
    »Ich bin Schauspielerin! Essen ist für mich einfach nicht drin.«
    »Ich fall dir damit nur auf die Nerven, weil du mir am Herzen liegst.«
    »Dir liegt doch niemand am Herzen – außer du selbst.«
    »Stimmt überhaupt nicht!«
    »Stimmt wohl!«
    »Leute, Leute«, warf ich hastig ein, »lasst das doch.«
    »Ich geh zum Supermarkt«, verkündete Nick und verließ die Wohnung.
    Fünfzehn Minuten später war er wieder da und sah aus, als wäre er vor Sorge ganz aus der Fassung.
    »Ihr werdet es nicht glauben! Ich bin gerade Crazy Karl begegnet, unserem unfreundlichen Alkoholikernachbarn …«
    »… und er hat dich mit dem Messer bedroht?«, fragte Tandy alarmiert.
    »Nein, viel schlimmer. Er hat hallo gesagt und mich gefragt, wie es mir geht.«
    »Und dann hat er dich um Geld angebettelt?«
    »Nein, er hat gesagt, es tue ihm echt Leid wegen dem ganzen
verrückten Zeug, dem Geschrei und Gejaule und so. Er hat versprochen, dass so was nie wieder vorkommt. Er habe sich verändert.«
    »Echt?«
    »Echt.«
    »Ich werde sein Gejaule vermissen«, gestand Tandy. »Was ist denn mit ihm passiert?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Nick achselzuckend. »Anscheinend ist er, seit Grace bei ihm war, nicht mehr derselbe.«
    »Ich hab den Typen gerade mal zwei Minuten gesehen«, verteidigte ich mich.
    »Was ist das nur mit dir?« Nick musterte mich mit seinen trüben dunklen Augen.
     
    Später, in einer weiß gekachelten Bar mit Glasfront, nachdem drei Männer vergeblich nach Tandys Nummer gefragt hatten, wurde sie wegen des Vorsprechens ziemlich gefühlsduselig.
    »So, wie die dort Menschen behandeln, hab ich früher meine Schuhe behandelt. Ich bin im Laden rumgeschlendert, hab manche einfach ignoriert, andere in die Hand genommen und so richtig gemeine Sachen darüber gesagt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel … zu hoch, komischer Absatz, falsche Farbe, zu niedrig. Das war soo fies!«
    Ich nickte verständnisvoll. Die Leute an den anderen Tischen begannen uns anzuglotzen.
    »Und wenn ich jetzt zum Beispiel auf dem Markt Äpfel kaufe, dann suche ich auch die glänzendsten, rotbackigsten raus, RICHTIG? Aber ich versuche, den anderen Äpfeln, die ich nicht nehme, telepathisch die Botschaft zu vermitteln, dass sie keineswegs WERTLOS oder NICHTS BESONDERES sind, nur weil ich sie
nicht genommen habe. Für den Fall, dass einer sich deswegen SCHLECHT fühlt, verstehst du? O nein!«
    Gerade waren im Auftrag eines Mannes, der uns eifrig vom anderen Ende des Raumes aus zuzwinkerte, zwei Martinis eingetroffen.
    »Lassen Sie sie zurückgehen«, bat Tandy den Kellner. »Bitte.«
    »Aber er ist echt süß«, versuchte ich sie zu überreden.
    »Danke«, sagte der Kellner, und es klang, als käme es von Herzen. »Sie aber auch.«
    »Ich … ähm … ich hab eigentlich den Mann gemeint, der uns die Drinks spendiert hat«, erklärte ich. »Aber

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