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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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unser Make-up aufzufrischen.
    Tandy hielt mir ein kleines Fläschchen unter die Nase. »Magst du ein bisschen Envy?«
    Envy – Neid! Eine meiner sieben Tödlichen. »Du meinst, das Zeug in der Flasche … ist Envy?«
    Sie drehte das Fläschchen mit dem Etikett zu sich und studierte es. »Steht jedenfalls drauf.«
    Ich konnte mein Glück kaum fassen. Da war ich gerade mal ein paar Stunden hier und machte schon solche Fortschritte! Man hatte mir ja gesagt, ich würde die Sünden auf ganz unerwartete Art erfahren. Jetzt wusste ich, wie das gemeint gewesen war.
    Tandy sprühte mich mit ihrem Fläschchen an, und ich strahlte durch meine Duftwolke.
    Eine weniger, blieben noch sechs.

Dienstag
    Schlaf ist etwas Wundervolles. Dort, wo ich herkomme, haben wir so was nicht. Aber jetzt bin ich menschlich – also werde ich schlafen, essen, arbeiten und dabei die sieben Todsünden begehen. Dann kann ich wieder nach Hause, als besserer, klügerer Engel, und niemand wird mich mehr als »nicht gerade eine Leuchte« bezeichnen.
    Schon jetzt lag ich ganz weit vorn im Spiel. Noch keine vierundzwanzig Stunden auf der Erde, und schon mit Neid besprüht! Ob es möglich war, ins nächste Einkaufszentrum zu gehen und mir dort auch Hochmut, Völlerei, Zorn, Müßiggang und … und … na ja, die ganzen anderen Tödlichen zu kaufen (ich komm gleich wieder drauf, wie sie heißen), die ganze Palette in einer halben Stunde abzuhaken und den Rest der Woche in der Sonne zu liegen? Leider stellte sich bei diskreter Nachfrage heraus, dass keine der anderen Todsünden in Parfümform erhältlich war.
    Der Morgen war zitronenhell, und ich hatte Hunger. Nick saß in der Küche, über eine Schale Marshmallow Cheerios gebeugt.
    »Na, gut geschlafen?«, murmelte er finster. Nick konnte sehr gut finster murmeln. Wie es aussah, kommunizierte er nie anders.
    »Ja! Es war toll. Ich hab lauter Filme in meinem Kopf gesehen.«
    Er glotzte mich an, als wäre ich irre. »Träume«, wiederholte er schwach.
    »Ähm … natürlich.« Hoppla!
    Zum Glück klingelte in diesem Moment das Telefon, und nach einem weiteren seltsamen Blick stürzte Nick sich darauf. Ich hörte ein hohes Geschnatter, ähnlich wie bei einer kaputten Musikkassette. Eine Frau. Sie klang ziemlich aufgebracht.
    »Na klar, Baby«, gurrte Nick. »Ich weiß, Baby, tut mir Leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Mach’s gut, Baby. Bye.«
    Damit knallte er den Hörer auf, seufzte so tief, dass die Wucht fast die Stühle umgeschmissen hätte, und versank dann in trübsinnigem Schweigen.
    Das Geräusch eines Schlüssels in der Tür kündigte Tandys Ankunft an. Sie hatte ihren Hund ausgeführt. Granola sauste ins Zimmer, hielt abrupt inne, als er mich entdeckte und wich vorsichtig ein paar Schritte zurück. Tandys hübsches Gesicht war erhitzt und wütend. »Warum gehe ich in den Hundepark? WARUM?«
    »Damit dein kleines Hundchen mit den anderen kleinen Hundchen spielen kann«, antwortete Nick und starrte weiter in seine Schale, den Kopf in die Hände gestützt.
    »Ich gehe hin, um Männer kennen zu lernen!« Sie wandte sich zu mir um. »Stattdessen kommen dauernd irgendwelche Frauen angelaufen. ›Wie alt ist Granola?‹ ›Wie lange hast du ihn schon?‹ Was soll das alles?«
    »Beruhige dich«, sagte Nick. »Iss was. O nein, ich hab ganz vergessen, dass du das nicht tust, oder?«
    »Also, Grace«, sagte Tandy, ohne auf ihn zu achten, »was hast du heute vor?«
    Eigentlich hoffte ich, mich heute dem Müßiggang hingeben zu können. Sobald ich rausgefunden hatte, was genau das war. Aber ich musste ja meiner Rolle als Möchtegern-Schauspielerin aus
Smallville, die in Hollywood einen Fuß in die Tür kriegen will, gerecht werden. »Ich hab einen Termin bei einer Agentin. Möglicherweise übernimmt sie mich.«
    Da Nick und Tandy auch Schauspieler sind, rief dies einen Sturm begeisterter Fragen hervor. Wer war diese Agentin? Wen vertrat sie sonst noch?
    Mitten im Verhör klingelte wieder das Telefon. Schon wieder eine Frau für Nick. »Verstehe, Baby«, murmelte er. »Aber ich habe auch nie gesagt, dass ich eine feste Beziehung will.«
    »Warum tu ich immer denen weh, die ich liebe?«, sagte Tandy mit dumpfer Stimme und hörte sich unheimlich ähnlich an wie Nick.
    Nick warf ihr einen wütenden Blick zu. Tandy erwiderte ihn.
     
    Ich machte mich fertig für mein Treffen. Ich war mit wunderschönen Klamotten auf die Erde geschickt worden, mit allem, was ein Mädchen so braucht.
    »O mein Gott, ich liebe

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