Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
ganz energisch in Müßiggang. Außerdem futterte ich viele, viele, kleine, runde, wunderbare Dinger. Pringles, hießen sie, glaube ich.

Mittwoch
    Am folgenden Tag benahm sich Los Angeles total untypisch – es regnete ! Während ich zusah, wie die Tropfen über die Fensterscheibe rannen, entwarf ich im Kopf einen Beschwerdebrief. »Man hat mir ausdrücklich blauen Himmel und permanenten Sonnenschein versprochen, blahblah. Nun stellen Sie sich meine Enttäuschung vor … ich verlange Schadenersatz in voller Höhe …«
    Tandy und Nick gingen zur Arbeit, und ich hing faul im Einkaufszentrum rum, aber schließlich musste ich in die Wohnung zurück – angelockt von den köstlichen Snacks, die mich dort erwarteten.
    Am späten Nachmittag kam Nick nach Hause und tigerte anschließend finster im Zimmer auf und ab, was er bekanntlich ausnehmend gut beherrschte. Schließlich blieb er vor mir stehen.
    »Du hast die ganze Packung Pringles aufgegessen, du Vielfraß. Kannst den Hals wohl nicht voll kriegen, was?«
    »Ich krieg den Hals nicht voll, ich Vielfraß ?«, wiederholte ich
schwach und konnte mein Glück kaum glauben. »Meinst du vielleicht, was ich da mache ist …« – ich brachte das Wort kaum über die Lippen – »… ist Völlerei?«
    »Hey, ich mach doch bloß Witze. Ich finde es nett, wenn man hier mal jemanden essen sieht.« Er warf einen viel sagenden Blick zu Tandys Zimmertür hinüber.
    »Kein Problem«, erwiderte ich ganz aufgeregt. »Ich muss nur wissen, ob ›ein Vielfraß sein, der den Hals nicht voll kriegt‹ das Gleiche bedeutet wie ›sich der Völlerei hingeben‹.«
    »Ja, ich glaub schon, dass man es so ausdrücken könnte«, räumte Nick zögernd ein.
    Damit war also die Völlerei auch von der Liste gestrichen. Und es war toll gewesen! Fast so behaglich wie Müßiggang. Und Envy, also Neid, hatte wundervoll gerochen. Endlich begriff ich, warum die Menschen die sieben Todsünden so gern begingen – mein Mitgefühl und mein Verständnis wuchsen schlagartig und bis ins Unermessliche. Die nächste Tödliche auf meiner Liste war, lassen Sie mich überlegen … Wollust vielleicht? Oder Habgier?
    »Du bist …« – Nick musterte mich – »du bist manchmal schon ein bisschen seltsam.«
    Ich schluckte. Wurde plötzlich nervös. Der Ausdruck in seinen Augen war irgendwie beunruhigend.
    »Na ja, ich bin eben eine Frau«, erwiderte ich mutig. »Und eine Frau ist das Gleiche wie ein Mann, wenn man Vernunft und Intellekt abzieht!«
    Die Bemerkung erntete ein halbherziges Lachen von seiner Seite.
    »Wie war dein Tag?«, fragte er vorsichtig. »Hat deine Agentin angerufen?«
    »Nein, ich hab ja seit gestern auch keine zwanzig Pfund abgenommen. Und wie war dein Tag? Was machst du überhaupt?«
    »Ich arbeite in einer Schreinerei. Bis ich den Durchbruch in Hollywood schaffe«, antwortete er trocken.
    »Ich dachte, alle arbeitslosen Schauspieler kellnern.«
    »Ich nicht. Ich hab für einen Kellner nicht das richtige Aussehen.«
    Ich wusste sofort, was er meinte. Er hatte tatsächlich etwas von einem Psychopathen an sich. Kein Wunder, dass er Rollen von Typen bekam, die ohne mit der Wimper zu zucken die Hand in eine brennende Flamme halten können.
    »Hmm, hast du dir schon mal die Tür an meinem Wandschrank angesehen? Das ist die schlechteste Schreinerarbeit, die mir je untergekommen ist. Könntest du sie für mich reparieren?«, fragte ich.
    »Reparieren? Ich hab die Tür gemacht!«
    »Uuuups«, sagte ich, und mein Gesicht, das sowieso schon ziemlich rosig ist, wurde knallrot vor Verlegenheit. »Entschuldige, ich … äh, tut mir Leid.«
    Komm endlich nach Hause, Tandy. O bitte, komm heim!
    Und in diesem Augenblick marschierte Tandy auch schon durch die Tür. Ich bin kein sehr kompetenter Engel, aber wenn ich mich ganz, ganz doll anstrenge, dann kann ich manchmal Sachen bewirken.
    »Du bist aber früh dran«, begrüßte Nick sie vorwurfsvoll.
    »Ja, stimmt.« Verwirrt blickte Tandy auf ihre Armbanduhr. »Wie kann das sein? Wir haben fünf nach sechs, und ich bin um halb sieben von der Arbeit los. Bestimmt hab ich die Uhr falsch gelesen, und es war in Wirklichkeit halb sechs – oder so … Das ist echt unheimlich …«
    Nun, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich schämte mich. Weil ich sie dermaßen aus der Fassung gebracht hatte.
    Aber die tolle Neuigkeit, die sie heute erfahren hatte, lenkte sie von meinen schmutzigen Manipulationen im Raum-Zeit-Kontinuum
ab. Ihre Agentin hatte ihr ein

Weitere Kostenlose Bücher