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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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bemerkt.
    Die Bar war halbdunkel und ruhig. »Damit wir uns ganz entspannt ein bisschen unterhalten können«, raunte Bryce mit einem Lächeln, das nur Gutes verhieß, und wieder stieg Ros’ Stimmung ein wenig. Kaum waren die Drinks bestellt, da begann Bryce auch schon mit der versprochenen Unterhaltung.
    »… und dann bekam ich die Rolle als Verkäufer in Clueless . Der wurde apsolut verschnitten, aber der Regisseur meinte, ich sei großartig gewesen, richtig toll. Eine Glanzleistung, könnte man sagen. Ich habe auch wirklich alles gegeben, bis an die Schmerzgrenze, nur hatte es der verdammte Cutter leider irgendwie apsolut auf mich abgesehen …«
    Ros nickte verständnisvoll.
    »… natürlich hätte ich die Rolle von Joseph Fiennes in Shakespeare in Love kriegen müssen. Sie war wie maßgeschneidert für mich, das haben die Macher meinem Agenten sogar apsolut offen gesagt, aber die Politik auf dem Set, das ist die apsolute Abzocke, richtig?«
    Wieder nickte Ros. Trotz Bryces vielen traurigen Geschichten glitzerte und funkelte sein Lächeln unermüdlich. Aber als die Litanei der endlosen Pechsträhne immer länger wurde, merkte Ros auf einmal, dass er ihr nie in die Augen sah, obwohl das vertrauliche Lächeln keine Sekunde aussetzte. Schließlich fragte sie sich, ob er vielleicht von einem Mädchen hinter ihr dermaßen angetan war, und schaute verstohlen über die Schulter. Und erblickte dort einen Spiegel. Ah, das erklärte natürlich alles. Bryce flirtete mit dem Menschen, den er am liebsten mochte. Nämlich mit sich selbst.
    Sein Gefasel nahm kein Ende. Am laufenden Band war er offenbar knapp daran gehindert worden, schauspielerische Höchstleistungen zu erbringen. Es wimmelte von boshaften Regisseuren, gemeinen
Cuttern und Stars, die gegen ihn voreingenommen waren, weil sie sich von seinem Talent und seinem Aussehen bedroht fühlten.
    »Hey, jetzt hab ich aber genug über mich gesprochen.« Plötzlich holte Bryce tief Luft. »Was hältst du denn von mir?«
    Ros war so niedergeschlagen, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. Mit Bryce fühlte sie sich noch viel einsamer als allein. »Würde es dir sehr viel ausmachen, wenn ich jetzt gehe? Ich bin schrecklich müde. Ist bestimmt der Jetlag.«
    »Wir sind doch noch nicht mal eine halbe Stunde hier!«, protestierte Bryce. »Ich werde gerade erst warm.«
    Zu ihrem Leidwesen bot Bryce ihr an, sie zum Hotel zurückzubringen. Und zu ihrem Zimmer. An der Tür wurde ihr klar, dass er sie küssen wollte. Sie wappnete sich – sie hatte nicht die Energie, ihm zu widerstehen. Er blickte ihr tief in die Augen und strich sanft mit dem Finger über ihre Wange. Obwohl er der langweiligste Mann der Welt war, konnte Ros nicht verhindern, dass ihr Interesse kurz noch einmal anstieg. Immerhin war er unglaublich attraktiv. Langsam näherte Bryce seine perfekten Lippen den ihren, aber dann hielt er plötzlich inne.
    »Was ist denn los?«, flüsterte Ros.
    »Nahaufnahme«, flüsterte Bryce zurück. »Eine dreisekündige Nahaufnahme von meinem Gesicht, bevor die Kamera auf die Umarmung schwenkt.«
    »Also wirklich!« Ros rammte den Schlüssel ins Schloss, sauste in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Hey«, ertönte Bryces Stimme, gedämpft, aber ungebeugt. »Ihr kleinen englischen Biester, apsolut auf Judi Dench, was? Kennst du sie eigentlich persönlich? Ich dachte nur, weil ihr doch beide Engländerinnen seid …«
    »Geh weg!«, rief sie, und ihre Stimme zitterte von lauter ungeweinten
Tränen. Sie fühlte sich so elend wie noch nie. Erbärmlich. Absolut erbärmlich. War das alles, worauf sie sich jetzt noch freuen konnte? Langweilige, egozentrische Narzissten?
     
    Bib war von Anfang an gegen die Idee gewesen, mit Bryce in die Kneipe zu gehen. Er hasste Männer, die glaubten, sie könnten eine Frau mit einem einzigen umwerfenden Lächeln zum Schmelzen bringen. Er hatte Ros zu warnen versucht, hatte ihr gesagt, dass Bryce weiter nichts war als ein blödes Weichei, aber sie hatte nicht auf ihn hören wollen und … Was war denn jetzt schon wieder los? Jemand war an der Tür, hämmerte dagegen und verlangte hereingelassen zu werden. Es war eine Männerstimme – vielleicht wollte Bryce sein Glück noch einmal versuchen?
    »Mach gefälligst die bescheuerte Tür auf!«, befahl die Stimme und staunend sah Bib, dass Ros wie eine Schlafwandlerin zur Tür ging und sie weit aufsperrte. Ein Mann stand davor. Aber keiner der Möchtegern Schauspielertypen,

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