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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Und ich hab ein Taxi genommen, zur Arbeit und wieder zurück. Ich habe sogar bei einem Meeting erfolgreich meine Position durchgesetzt.
    Zu ihrer großen Überraschung merkte sie, dass sie sich gar nicht so schlecht fühlte. Natürlich war sie schrecklich traurig. Sie hatte Angst, ihr Herz war gebrochen, sie war krank vor Einsamkeit. Aber es kam ihr nicht so vor, als müsste sie aus dem Fenster springen, und irgendwie war das ein Schock. Sie war es so gewohnt, dass Michael ihr einredete, sie wäre ohne ihn nichts weiter als ein Katastrophengebiet, dass sie das in letzter Zeit nie in Frage gestellt hatte …
    Und nun? Sie blieb auf dem Bett sitzen, und ihr Blick wanderte zum Fenster. Bei dem ganzen Kummer hatte sie ihren »apsolut super« Blick aufs Meer vollkommen vergessen, aber er hätte wirklich kaum schöner sein können: der Strand von Santa Monica, die Abendsonne, die das Meer silber-pink und den Sand rosig färbte. Auf der Strandpromenade skateten und radelten jede Menge gut aussehender Angelenos. Ein Pärchen rauschte auf einem Tandem vorbei, in einem gelben, am Fahrrad befestigten Buggy ihr niedliches Baby. Es sah aus wie der Herrscher persönlich. Dann kam gleich das nächste große, schlanke Paar, beide mit Sonnenbrille und Discman. Hand in Hand glitten sie vorüber, mit anmutigen, perfekt synchronisierten, ballettartigen Bewegungen.
    »Fallt hin«, flüsterte Bib leidenschaftlich. »Los doch! Schürft euch eure gleichmäßig gebräunten Knie auf. Fallt platt auf eure modellierten Gesichter.« Er hoffte, das würde Ros aufheitern. Aber leider kam es nicht dazu, und das Paar glitt munter weiter.
    Auch Ros sah ihnen nach, ergriffen von einer bittersüßen Melancholie. Und dann merkte sie zu ihrer Überraschung, dass sie willens war, selbst das Skaten auszuprobieren. Warum auch nicht? Es war erst halb sieben und direkt neben dem Hotel gab es einen Laden, in dem man sich Inliner leihen konnte.
    Während sie sich ein Paar Leggings überzog, konnte sie kaum glauben, was sie vorhatte. Aber dann rannte sie auch schon aus dem Zimmer, und fünf Minuten später schnallte sie sich die Inliner an die Füße. Vorsichtig machte sie die ersten Schritte. »Himmel, ich krieg das ja ziemlich gut hin«, stellte sie staunend fest.
     
    Bib hielt Ros’ Hand fest, während sie unbeholfen hin und her rollte. Es war ganz schön anstrengend gewesen, sie hier raus zu bekommen. Und auf diesen Rollen war sie hoffnungslos . Wenn er sie nicht festgehalten hätte, wäre sie schon längst platt auf dem Hintern gelandet. Aber ihre Unbeholfenheit machte sie für ihn nur noch liebenswerter.
    Bib hatte die Ereignisse des Abends mit begierigem Interesse verfolgt. Michaels Macho-Einstellung hatte ihn entsetzt – was bildete sich dieser Typ eigentlich ein! Am liebsten hätte er Ros den Hörer abgenommen und ihm ausführlich erklärt, wie toll Ros war, wie sie ein ganzes Zimmer voller mächtiger orangehäutiger Männer eingeschüchtert hatte. Als Michael dann einfach auflegte, hatte Bib jedes bisschen Überzeugungskraft aktiviert, um Ros daran zu hindern, erneut seine Nummer zu wählen. Er hatte alles daran gesetzt, ihr ins Gedächtnis zu rufen, wie großartig sie seit ihrer Ankunft in dieser fremden, bedrohlichen Stadt zurechtkam, obwohl das eigentlich offensichtlich war und sie es selbst hätte wissen müssen …
    »Vorsicht, Vorsicht«, mahnte er lautlos und kniff erschrocken die Augen zusammen, als Ros um ein Haar in eine Frau gesegelt wäre, die einen kleinen Jungen auf einem Fahrrad festhielt.
    »Entschuldigung!«, rief Ros atemlos. »Ich bin noch Anfängerin!«
    »Schon okay«, sagte der kleine Junge. »Ich auch. Ich heiße Tod, und das ist meine Mom Bethany. Sie bringt mir das Radfahren bei.«
    Bethany war in der unglücklichen Lage, Tods Fahrrad hinten festhalten und so schnell rennen zu müssen, wie Tod radelte. Bib musterte sie mit verständnisvollem Mitgefühl, denn er war in einer ähnlich ungünstigen Position, da er mit Ros und ihren Inlinern Schritt halten musste. Was immer schwieriger wurde, denn je größer ihr Selbstvertrauen wurde, desto schneller fuhr sie.
    »Huiiiii!«, kreischte Ros, während sie gut vier Meter vorwärtsschoss, aber dann doch Schiffbruch erlitt.
    Als sie auf den Inlinern zum Verleiher zurückkehrte, hatte sie zwar aufgeschlagene Knie, aber ihre Augen glänzten. »Das hat unheimlich Spaß gemacht«, verkündete sie lachend. Dann sprintete sie fröhlich über den Sand zu ihrem Hotel zurück. Bib hatte

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