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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sondern …
    »Michael!«
    Obgleich es ihn fast umbrachte, musste Bib zugeben, dass Michael gut aussah. Mit seinem lockigen Wuschelkopf, dem zerknautschten Jeanshemd und seiner intensiven männlichen Ausstrahlung ließ er alle Möchtegern Toms und Brads affig aussehen.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte er mit barscher Stimme.
    »Ja.« Ros sah aus, als würde sie gleich ohnmächtig werden.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie, als Michael ins Zimmer marschierte.
    »Ich wollte dich küssen«, verkündete er und damit zog er Ros an seine breite, harte Brust und küsste sie mit solch unverblümter Vertrautheit, dass Bib davon ganz übel wurde.
    »Bist du hergeflogen?«, fragte Ros benommen.
    »Ja, klar.«
    Hmm , dachte Bib. Viel Humor hat er jedenfalls nicht, oder? Die meisten normalen Leute hätten etwas gesagt wie: »Nein, ich bin die ganzen sechstausend Meilen auf einem Bein gehüpft.«
    »Ich kann es nicht glauben.« Ros sah völlig erstaunt aus. »Wir sind pleite, aber du reist um die halbe Welt, um unsere Beziehung zu retten. Das ist das Romantischste, was mir je passiert ist.« Und Bib musste zugeben, dass Michael durchaus etwas von Heathcliff aus Wuthering Heights Sturmhöhe an sich hatte, wie er da finster und leidenschaftlich im Zimmer herumstolzierte.
    Obwohl er bei Licht betrachtet hauptsächlich schlecht gelaunt wirkte, fand Bib.
    »Komm mit nach Hause«, drängte Michael. »Du hängst den Job an den Nagel, wir heiraten und leben glücklich und zufrieden. Du und ich, wir sind füreinander bestimmt. Uns ging’s super, bis du diese Beförderung bekommen hast, und erst von da an war es nicht mehr so schön.«
    Bei seinen Worten verschwand der fröhliche Ausdruck auf Ros’ Gesicht allmählich und machte einer großen Verwirrung Platz.
    »Komm schon«, beharrte Michael ungeduldig. »Pack dein Zeug zusammen. Ich hab einen Platz für dich für den Rückflug reserviert.«
    Aber Ros wirkte wie gelähmt. Sie lehnte an der Wand und rührte sich nicht von der Stelle. Die Luft im Zimmer wurde dick und immer dicker, bis man sie mit dem Messer schneiden konnte. Bib war schweißgebadet. Und dabei hatte er nicht mal Schweißdrüsen.
    Tu es nicht , flehte er verzweifelt. Du brauchst das nicht zu tun. Wenn er dich lieben würde, überließe er dir diese Entscheidung.
    Voller Entsetzen beobachtete er, wie Ros ihren Schlafanzug unter dem Kissen hervorholte und langsam zusammenfaltete.
    »Wo ist dein Koffer?«, fragte Michael. »Ich helfe dir.«
    Ros deutete auf den Koffer und begann ihre Toilettensachen
vom Frisiertischchen in eine Tasche zu packen. Dann öffnete sie die Schranktür und holte die Kleidungsstücke heraus, die sie aufgehängt hatte. Bib kam es vor, als bewege sie sich immer schneller, und so raffte er jedes kleinste bisschen Energie zusammen, das er besaß, und beschoss sie damit.
    Du brauchst diesen Mann nicht , erklärte er Ros. Du brauchst keinen, der dich behandelt, als wärst du sein Besitz – ohne eigene Gedanken und ein eigenes Leben. Du bist schön, du bist klug, du bist süß. Du wirst jemand anderes kennen lernen, jemanden, der dich mit all dem akzeptiert, was du bist. Wenn du aufgeschlossen genug bist und nichts gegen eine Beziehung zwischen verschiedenen Spezies hast, würde ich nur zu gern in die Bresche springen … Er unterbrach sich. Jetzt war nicht die Zeit, sich von Sentimentalitäten ablenken zu lassen.
    »Ich hole dein Zeug aus dem Bad«, verkündete Michael und war schon unterwegs.
    Da endlich machte Ros den Mund auf, um etwas zu sagen, und Bib betete, dass es das Richtige war. »Nein«, sagte sie, und Bib schwankte regelrecht vor Erleichterung. »Nein«, wiederholte Ros. »Lass die Sachen, wo sie sind. Ich kann heute Abend nicht mitkommen. Ich hab morgen ein Meeting.«
    »Das weiß ich, Baby«, erwiderte Michael knapp, als müsse er sich schrecklich anstrengen, nicht wütend zu werden. »Genau das meine ich aber. Ich möchte, das du jetzt mitkommst.«
    »Bitte zwing mich nicht dazu.« Ros klang gequält.
    »Es ist Zeit, dass du dich entschließt.« Michaels Gesicht wurde hart. »Ich oder der Job.«
    Eine lange, nervenzerreißende Stille folgte, bis Ros sagte: »Nein, Michael, ich komme jetzt nicht mit dir zurück.«
    Michaels Gesicht verzog sich in bitterem Unglauben. »Ich wusste gar nicht, dass du diesen Job so sehr liebst.«
    »Tu ich auch nicht«, entgegnete Ros. »Es geht nicht um den Job.«
    Michael sah sie wütend an, aber Ros fuhr fort: »Wenn man jemanden liebt, erlaubt

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