Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
(beispielsweise zwei Monate in Los Angeles wohnen), manchmal ist sie absolut öde (beispielsweise Sachen im Internet suchen), und manchmal ist sie … hmm … hochinteressant. Wie beispielsweise, am Finale der ersten irischen Luftgitarrenmeisterschaft teilzunehmen. Der Sieger würde Irland bei der Weltmeisterschaft in Finnland vertreten.
In dem Glauben, in der Masse sicherer zu sein, ging ich unter Freunden und Familie auf die Suche nach potenziellen Mitreisenden. Doch fast alle lachten höhnisch und sagten, ich solle mich verdrücken, nur mein Vater war wie vom Donner gerührt und wollte so viel Albernheit einfach nicht glauben. »Niemand spielt öffentlich Luftgitarre, das macht man doch höchstens in den eigenen vier Wänden. Vor einem Spiegel, stimmt’s?« Er sah fragend zu Tadhg hinüber. »Mit einem Tennisschläger? Richtig?«
»Ja, schon, aber diese Jungs machen es eben in der Öffentlichkeit.«
»Spinner«, sagte Tadhg.
»Ach, die armen Kreaturen«, sagte meine Mutter, wie immer auf der Seite der Underdogs. »Ich komme mit.« Aber als sie erfuhr, dass es keine Sitzplätze gab und sie die ganze Zeit über würde stehen müssen, zog sie ihr Angebot schnell wieder zurück.
Die einzige Person, die sich bereit erklärte mich zu begleiten (außer meinem Herzallerliebsten, der ja keine andere Wahl hatte), war meine Freundin Eileen, eine Anwältin mit Sinn fürs Abenteuer.
Nun zur Klamottenfrage. Es ist egal, wo ich hingehe – auf eine Beerdigung, zu einer Antikriegsdemonstration, zu einem Luftgitarrenwettbewerb –, immer zermartere ich mir den Kopf darüber, was ich anziehen soll. Eigentlich geht es mir hauptsächlich darum, nicht aus dem Rahmen zu fallen. Aber da ich davon ausging, dass der Rest des Publikums bei dieser Veranstaltung ihre Vorbilder auf der Bühne unterstützen und »mitgehen« würde, erwartete ich in diesem Fall zurückgekämmte Haare, Stirnbänder, Stretchhosen und Eyeliner.
Mit dem Eyeliner hatte ich keine Probleme, bei allem Übrigen sah ich eh keine Chance für mich, also beschloss ich, mich (wie üblich) von Kopf bis Fuß schwarz zu gewanden, denn Schwarz ist nun mal das Sicherste, wenn man nicht aus der Masse herausstechen möchte wie ein bunter Hund mittleren Alters. Aber dann beschloss ich in einem plötzlichen Trotzanfall, mich diesmal doch nicht anzupassen, und zog eine knallrosa Strickjacke an. (Nicht irgendeine rosa Strickjacke wohlgemerkt, sondern eine richtig schöne von Club Monaco. Entschuldigung, aber ich muss hier kurz abschweifen und meine Geschichte von Club Monaco erzählen. Als ich das letzte Mal auf Lesereise in den Vereinigten Staaten war, beschlossen die Organisatoren, dass ich nicht in einer Buchhandlung, sondern im Club Monaco lesen und auf diese Weise Bücher und Mode kombinieren könnte. Es sollte ein ganz entspannter Abend werden, an dem es Klamotten zu Sonderpreisen gab, ich würde Sachen von Club Monaco tragen und auch behalten dürfen. Als der Plan bekannt wurde, sagten mehrere Leute vorwurfsvoll: »Du hast doch echt den besten Job der Welt.« Etwas zittrig stimmte ich zu, aber innerlich wurde ich von Grauen geschüttelt, denn Klamottenkaufen
gehört für mich zu den schlimmsten und oft seelenzerstörerischen Übungen in Sachen Schadensbegrenzung. Ich bin so klein und rund, dass an mir fast gar nichts richtig großartig wirkt, und ich hatte Angst, dass mich in New York eine grässliche Demütigung erwartete. Auch das schlechte Gewissen setzte mir ziemlich zu: Ich verdiente meinen Job nicht, weil ich mich nicht wirklich schön machen konnte, und das war natürlich nur meine eigene kleine, fette Schuld.
In der Zeit vor der Reise wachte ich immer mitten in der Nacht auf und war vor Angst wie gelähmt: Was, wenn mir nichts von Club Monaco passt? Wie tief wird mich das in die Depression stürzen? Auf einer Skala von eins bis absolut suizidal?
Aber dann zeigte sich, dass meine Angst ganz unbegründet war. Am ersten Morgen in New York kreuzte ich gleich, als das Geschäft öffnete, im Club Monaco auf, nur um zu entdecken, dass es dort jede Menge Sachen gab, die an mir wunderschön aussahen: tolle Tops und Jacken und Röcke und Taschen und, na ja – knallrosa Strickjacken. Ich trage meine seither mit dem angemessenen Stolz.)
Dann sah ich die Aufmachung meines Herzallerliebsten und zuckte innerlich zusammen. Er trug Jeans, ein dunkles T-Shirt und eine kurze Jeansjacke. Wissen Sie, in seiner Jugend war mein Herzallerliebster selbst ein begeisterter
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