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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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korrekterweise betonte, war es ja ein Luft gitarren wettbewerb. Mal wieder zeigte sich überdeutlich, warum sie so eine erfolgreiche Anwältin ist.
    Zu Teilnehmer Nummer drei fasste ich eine Abneigung. Es lag hauptsächlich an seinen Klamotten: große runde Brille, kurze lockige Haare, Stirnband und Perlen, viel zu viel Flower-Power für meinen Geschmack.»Sind diese Leute überhaupt mit dem nötigen Ernst bei der Sache?«, fragte ich. Der Typ hatte sich etwas von Led Zeppelin ausgesucht, und ich spürte, wie mein Herzallerliebster neben mir wiederholt zusammenzuckte.
    Inzwischen hatte eine Rohrleitung, die von der Seite in unregelmäßigen Abständen Trockeneis auf die Bühne pumpte, angefangen asthmatisch zu keuchen. Gerade rechtzeitig für Smell Gibson, einen weiteren kleinen schmächtigen Kerl. Er war barbrüstig, verziert mit roten Striemen blutartiger Farbe, und obwohl seine Haare nicht sehr lang waren, verfügten sie über erstaunlich viel Elektrostatik. Er war klasse! Jede Menge Rumstolzieren und Hopsen, und am Ende seiner hinreißenden Vorführung entblößte er zur großen Freude der Fans auch noch seinen winzigen Hintern. Eine umwerfende Energie.
    Nach diesem virtuosen Auftritt konnte Nummer fünf eigentlich nur eine Enttäuschung sein, und so war es auch – als Priester verkleidet, mit Led Zeppelins »Houses of the Holy«. Unserem Eindruck nach wahrscheinlich ein arbeitsloser Komiker, der uns,
wenn wir irgendetwas zu sagen hatten, garantiert nicht in Finnland vertreten würde. (Der Fairness halber muss ich sagen, dass seine Grimassen wahrscheinlich die besten des Abends waren – er brachte einen exzellenten Entenschnabel zustande –, aber das reichte einfach nicht.)
    Als Sechstes kam ein Mädchen! Die einzige Langhaarige des Abends. Ich wiederhole: Die einzige Langhaarige des Abends ! Eine Schande. Sie trug einen kurzen Rock und eine Strumpfhose mit Rautenmuster von Marks and Spencer. Ich erkannte die Strumpfhose, weil ich auch so eine hatte. Ihre auserwählte Musik war irgendein Trash-Metall-Zeug, das ich nicht kannte, vermutlich, weil ich zu alt dafür bin, und mittendrin ging auf einmal Strobolight an, unter dem sie hübscher wirkte, als sie war. Aber egal, wie gut sie sein mochte: Rockgirls sollten wirklich keine Strumpfhosen von Marks und Spencer tragen.
    Teilnehmer Nummer sieben war schon wieder ein Minibürschchen in Jeans und T-Shirt, der mit gestrecktem Bein im Chuck-Berry-Stil auf der Bühne auf und ab hüpfte.
    Als das Conferencier-Mädel Teilnehmer Nummer acht ankündigte und verhieß, dass dieser im Catsuit auftreten würde, kam wieder etwas mehr Spannung auf. Aber es wurde auch allmählich Zeit; ich war schon ganz geknickt, weil ich Eileen so in die Irre geführt hatte, was die Aufmachung der Kandidaten anging. Doch leider trug der Kandidat die falsche Art Catsuit. Kein schoßenges Elasthan, sondern ein Katzen kostüm ! Ohne Kopf zugegebenermaßen, aber pelzig und mit Schwanz, mit dem ausgiebig gewedelt wurde. Erneut drängte sich mir der Verdacht auf, dass niemand diesen Wettbewerb ernst genug nahm. Ich meine, schließlich stand unser Nationalstolz auf dem Spiel!
    Passend zum Tierthema hatte der Katzenmensch Led Zeppelins »Black Dog« ausgesucht. Ich spürte, wie mein Herzallerliebster neben
mir nervös an der Leine zerrte. Er konnte sich kaum zurückhalten und wäre für sein Leben gern auf die Bühne gesprungen, um diesen Grünschnäbeln zu zeigen, was Sache war.
    Nummer neun war recht groß mit kurzen Haaren, Sonnenbrille, metallspitzenbewehrten Lederarmbändern und einer Jeansjacke mit abgeschnittenen Ärmeln. Er war nicht schlecht.
    Aber Nummer zehn! Also bitte! Wieder ein Mädchen, das ZZ Tops »Bad Girl« zum besten gab. Sie trug Jeans, T-Shirt, kurze Haare, kein Make-up und – allmächtiger Gott! – eine Brille. Keine Sonnenbrille, auch kein aussagekräftiges Modeaccessoire, nein, eine biedere, kurzsichtige Streberbrille. Sie war tatsächlich kurzsichtig – und Gott weiß, dass ich nicht gern grausam bin –, aber auch erbärmlich schlecht.
    »Und diese Leute haben alle schon bei einer Regionalausscheidung gewonnen?«, fragte mein Herzallerliebster voller Staunen. »Wie schlecht müssen denn da die anderen gewesen sein?«
    Damit war die erste Runde beendet, und alles strömte nach unten und ins Freie, um eine zu rauchen. Auf der Treppe kamen wir an einem Jungen vorbei, der gerade in sein Handy sagte: »Mammy? Hörst du mich? Sie sind jetzt mit der ersten Runde durch,

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