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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mit der Kür, und er war sehr gut.«
    Eine halbe Stunde später gingen wir alle zur zweiten Runde wieder hinein – in der die Kandidaten zu einem Pflichtsong spielen mussten, nämlich zu »Smoke on the Water«. Toller Song.
    Wieder übertraf Smell Gibson sich selbst, und als dann gewählt wurde, machte ich mir große Hoffnungen.
    Anscheinend werden die Konkurrenten nach »Originalität, der Fähigkeit, sich von der Musik mitreißen zu lassen, Bühnenpräsenz, Technik, künstlerischem Eindruck und Luftperformance« beurteilt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich als Maßstab lieber »Anzahl der Knoten im zurückgegelten Haar, Eyeliner-Menge, Gequältheit
des Gesichtsausdrucks, Winkel des Hüftschwungs und Elasthanglanz« genommen.
    Aber egal! Denn Smell Gibson, die große Hoffnung unserer ruhmreichen Republik, trug tatsächlich den Sieg davon!
    Und damit komplimentierte ich meinen Herzallerliebsten und Eileen dann auch schon zum Ausgang. »Macht schnell«, drängelte ich.
    Sehen Sie, die Ideologie des Finnen, der die Luftgitarrenmeisterschaft ursprünglich organisiert hat, besteht darin, dass die Luftgitarre einen Beitrag zum Weltfrieden leisten kann. Er geht davon aus, wenn alle Menschen gleichzeitig Luftgitarre spielen, dann müssen Soldaten ihre Waffen niederlegen, dann gibt es keine Kriminalität mehr und dann sind alle Viren und Bakterien von der kollektiven Luftgitarrenenergie außer Gefecht gesetzt.
    Als Hommage an diesen wertvollen Gedanken sollte die Show damit zu Ende gehen, dass alle – das Publikum eingeschlossen – auf ihren Luftgitarren spielen. Nun habe ich durchaus nichts gegen den Weltfrieden, ganz im Gegenteil, aber ich durfte mit meinem Herzallerliebsten einfach kein Risiko eingehen: Wenn die Musik ihn mitriss, würde er auf die Bühne stürmen, headbangen, seinen »Spielarm« schwenken und Grimassen schneiden, als hätte ihn gerade jemand in die Eier getreten.
    Ehe die Musik begann, hatten wir deshalb bereits das Gebäude verlassen und waren zu dritt still und leise in der dunklen Nacht verschwunden.
     
    Bisher unveröffentlicht.

Eyes Wide Shut
    Vor ein paar Jahren besuchte zu Weihnachen eine Unmenge von Angehörigen der Familie Keyes meinen Bruder Niall und Co. in Prag, in der Hoffnung auf Schnee, handgemachtes Holzspielzeug und eine gnädige Abwechslung vom alljährlichen Truthahn. (Wie es aussieht, ist in diesen Breiten Karpfen angesagt.) Leider gab es in Nialls Wohnung nicht genug Platz für uns alle (das Haus strotzt vor mitteleuropäischem Charme, mit hübschen, seltsamen Fenstern und sonderbaren Namen wie Skvorecky und Havranova auf den Türklingeln). Macht nichts, sagten wir, ein Hotel ist auch gut – nur um zu erfahren, dass eine alarmierende Anzahl von Prager Hotels über Weihnachten geschlossen hatten.
    Schließlich fanden wir, schon leicht panisch, über das Internet Zimmer im Hotel Praha. Es behauptete, sich zu freuen, uns bei sich aufnehmen zu können. Aber seltsamerweise war es in keinem Reiseführer verzeichnet, und obwohl es angeblich nur fünf Minuten von Nialls Wohnung entfernt lag, hatte er noch nie davon gehört. Nur Gott wusste, was das für ein Hotel sein mochte, aber wir hatten ja keine andere Wahl.
     
    Ich gebe es zu: Von Anfang an reihte sich ein schlechtes Omen ans andere. Zuerst war der Flug von Dublin nach London stark verspätet, und wir befürchteten schon, unseren Anschluss zu verpassen. Als wir in London eintrafen, mussten wir in einem unwürdigen,
schweißtreibenden Spurt mit dem gesamten Gepäck von einem Terminal zum anderen hetzen. Einige der älteren und gebrechlichen Mitglieder unserer Gruppe kauerten zwischen den Gepäckstücken und klammerten sich verzweifelt an den Trolleyecken fest. Im letzten Moment – wirklich im allerletzten Moment – stürmten wir keuchend an Bord, die Türen fielen krachend hinter uns ins Schloss – und dann … passierte gar nichts! Wir saßen auf dem Rollfeld, tagelang, wie es uns schien, und das, als uns gerade einfiel, wie schrecklich, lechzend hungrig wir waren. Den ganzen Tag über hatten wir nichts gegessen und würden natürlich auch nichts bekommen, bevor das Flugzeug abhob – falls es jemals abhob –, und wenn meine Mutter nicht wie immer einen Notvorrat Erdnuss-M&Ms dabeigehabt hätte, hätten wir uns wahrscheinlich gegenseitig aufgegessen, wie in dem Film über den Flugzeugabsturz in den Anden.
    Aber es kam noch schlimmer. Als wir in Prag landeten, war meine Tasche mit all meinen

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