Pretty Daemon
durch seine Arme schoss. Trotzdem ging er nicht weiter, sondern versetzte dem Kiesboden nur einen Tritt, so dass kleine Steinchen durch den Garten flogen. In diesem Moment hörte ich hinter mir einen mir vertrauten leisen Schrei.
Instinktiv drehte ich mich um und erstarrte. Im schwachen Licht des Mondes bot sich mir ein schreckliches Bild. Allie. Allie kämpfte gegen einen Dämon, der sie von hinten festhielt und ihr die Arme nach unten drückte. »Tut mir leid«, keuchte sie mühsam, während sich eine eisige Hand um mein Herz zu legen schien und zudrückte.
Allie. Ich zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde lang, doch das reichte. Der Dämon nutzte seinen Vorteil und schlug mir mit dem Kopf gegen die Stirn. Dann warf er sich zu Boden. Auch ich ließ mich fallen und rollte beiseite. Jetzt ging es nur noch darum, meine Tochter zu retten; die Informationen, die ich ihm entlocken wollte, waren mir für den Moment egal. Doch der Dämon packte mich an den Beinen und hielt mich fest, so dass ich mich nicht von der Stelle rühren konnte.
Ich versuchte, nach ihm zu treten. Ich traf ihn mitten in den Magen, als er gerade aufstehen wollte. Ängstlich warf ich einen Blick über meine Schulter. Die Furcht, die sich in Allies Gesicht widerspiegelte – von ihren sinnlosen Versuchen, sich zu befreien, einmal ganz abgesehen –, verlieh mir neue Energie.
Noch immer auf dem Boden, drückte ich mich mit einer Hand hoch und streckte ein Bein aus, mit dem ich dann einen halben Bogen beschrieb. Ich erwischte den Dämon an seinem Schienbein. Er stürzte erneut zu Boden. Innerhalb weniger Sekunden saß ich auf ihm, Timmys Schaufelstiel gezückt.
»Sorry, mein Guter«, sagte ich, während ich ihm bereits das scharfe Plastikstück ins Auge rammte. »Vielleicht hast du beim nächsten Mal mehr Glück.«
Diesen Dämon war ich zumindest schon mal los. Ich sprang auf und raste zu Allie. Während ich rannte, riss ich das Stilett aus meinem Gürtel. Das Monster, das meine Tochter festhielt, schien keine Waffe zu haben. Zumindest ein Vorteil. Allie trainierte allerdings seit zwei Monaten überaus eifrig. Die Tatsache, dass es die Kreatur geschafft hatte, sie in den Schwitzkasten zu nehmen, musste also bedeuten, dass sie Allie nicht nur aus dem Hinterhalt angegriffen hatte, sondern auch ziemlich stark war.
Das Monster sah wie ein Ninja-Kämpfer aus, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Sein Gesicht war vermummt, und man konnte gerade noch seine tiefliegenden Augen erkennen, die aus einer Kapuzenmütze hervorblickten und im schwachen Mondlicht unheimlich blitzten.
Während ich auf die beiden zurannte, überlegte ich mir, was ich tun konnte. Ich hatte vor, anzugreifen, um zuerst Allie zu befreien und mich dann um den Dämon zu kümmern. Normalerweise wäre eine Alternative nicht schlecht gewesen, da sich Dämonen gewöhnlich nicht so ohne weiteres von vorn angreifen lassen. Doch dieses Wesen schien willig zu sein, es frontal mit mir aufzunehmen.
Ich erwartete eigentlich, dass der Dämon nun seine Position verändern und plötzlich ein Messer zücken würde. Ich erwartete, dass er vielleicht sogar mit finsterer Stimme etwas über dieses Schwert und Jäger und das Ende unseres Daseins auf Erden oder so knurren würde.
Doch nichts dergleichen geschah. Meine Tochter blickte mich nur weiterhin verängstigt an, während der Dämon… Nun, während der Dämon irgendwie unbeteiligt wirkte.
Ich stürzte mich auf die beiden und rammte dem Biest meine Klinge in den Augapfel. Etwas beunruhigt musste ich feststellen, dass sie problemlos hineinfuhr, als ob sie mit nichts Härterem als Pudding konfrontiert wäre. Mit dem freien Arm packte ich Allie an den Schultern und riss sie von dem Dämon los.
»Es tut mir so leid! So leid«, rief sie, während sie sich in sicherer Entfernung auf den Boden warf.
Ich ließ das Messer im Auge des Dämons stecken und trat einen Schritt zurück. Keuchend wartete ich darauf, dass es wie immer ein Zischen und ein kleines Flackern geben würde, ehe der Dämon im Äther verschwand und der endgültig tote Körper auf den Boden sackte.
Doch diesmal passierte nichts dergleichen.
Das scharfe Stück Metall im Auge schien das Wesen nur zu reizen. Es stürzte sich auf mich und schleuderte mich zu Boden, um mich dann am Hals zu packen.
Allie schrie entsetzt auf. Ich sah, wie sie vor Schreck über ihren lauten Schrei die Hand auf den Mund presste und einen hastigen Blick auf unser noch immer im Dunkeln liegendes Haus
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