Pretty Daemon
gleich noch in derselben Nacht über den Hausarrest reden sollen. Aber ich hätte sie nicht einfach so mitnehmen dürfen. Selbst wenn du es nicht herausgefunden hättest, war das nicht richtig von mir. Ich habe deine Autorität untergraben, und es gibt keinen Grund, der das rechtfertigen könnte.«
Die Worte strömten nur so aus mir heraus. Ich meinte, was ich sagte. Ich hatte mich diesmal wirklich falsch verhalten, und nun musste meine ganze Familie dafür büßen. Ich wusste, dass es an der Zeit war, meinen Mut zusammenzunehmen und die Wahrheit zu sagen.
»Es tut mir leid, Stuart. Es tut mir wahnsinnig leid. Und ich schulde dir dafür eine Erklärung. Eine plausible Erklärung.«
»Sag mir nur eines, Kate. Ist unsere Ehe in Gefahr?«
»Nein«, erwiderte ich leidenschaftlich. Die Antwort kam ganz automatisch, und sie stimmte. Ja, ich liebte David, oder zumindest liebte ich den Mann, der in ihm steckte. Aber meine Ehe war deshalb nicht in Gefahr.
»Dann müssen wir gar nicht erst weiterreden. Dann ist alles klar.«
»Aber…«
Er legte einen Finger auf meine Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich will nichts weiter hören. Bitte, Kate. Ich möchte dich jetzt nur festhalten. Zumindest noch die fünf Sekunden, ehe Timmy wiederkommt. Geht das? Nur du und ich und keine Rechtfertigungen oder Erklärungen, die sich zwischen uns schieben könnten.« Ich zögerte nur eine Nanosekunde, in der sein Wunsch mit meinem Bedürfnis, endlich mein schlechtes Gewissen zu erleichtern, einen heftigen Kampf ausführte. »Ja, das geht«, sagte ich dann und schmiegte mich ganz eng an ihn. »Natürlich geht das.«
Ich wachte um sechs Uhr morgens auf, als der Radiowecker zu plärren anfing. Ruckartig setzte ich mich auf. Mein erster Gedanke galt der Party, für die ich noch nichts eingekauft hatte und die an diesem Abend stattfinden sollte.
Meine Panik dauerte etwa siebenundvierzig Sekunden. Dann erinnerte ich mich daran, dass es zum Glück erst Montag war. Mir blieben also noch mehr als vierundzwanzig Stunden Zeit, um mir über die Dinnerparty Sorgen zu machen. An diesem Tag musste ich mich nur um die Komiteemitglieder kümmern, die zu mir kamen, um das Osterfest zu planen.
Ich nahm mir vor, Laura noch einmal dafür zu danken, dass sie mir die Leute auf den Hals gehetzt hatte. In Zukunft – so wollte ich ihr vorschlagen – sollte sie solche Geschichten doch lieber bei sich selbst planen, wenn sie die so toll fand.
Ich massierte mir die Schläfen und lauschte, ob über das Babyfon Geräusche zu hören waren. Zum Glück schien Timmy jedoch noch zu schlafen. Dann überlegte ich mir, wie ich mich an Stuart rächen konnte, der den Wecker so früh gestellt hatte, obwohl er selbst schon lange aus dem Haus war.
In diesem Moment fiel es mir wieder ein.
Ich stürzte mich auf die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Und wirklich – dort saß mein Mann in seinem besten Anzug und plauderte mit dem Gastgeber des Frühstücksfernsehens über seine Kandidatur für den Posten des Bezirksstaatsanwalts.
Nachdem das fünfminütige Interview vorüber war, drückte ich auf Pause. Stuart füllte den Bildschirm, so dass ich ihn immer wieder betrachten konnte, während ich mich anzog. Wenn man mich jetzt über das befragt hätte, was er während des Gesprächs gesagt hatte, wäre ich kaum in der Lage gewesen, irgendetwas zu wiederholen. Aber ich war mir sicher, dass dieser redegewandte, attraktive Mann, den ich dort im Fernsehen gesehen hatte, die Herzen der Wähler souverän für sich gewonnen hatte. Ich war unglaublich stolz auf ihn.
Es stellte sich als echter Vorteil heraus, bereits eine Stunde früher als geplant auf zu sein. An einem normalen Tag wäre die Tatsache, dass ich so wenig Schlaf bekommen hatte, für mich ein Scheidungsgrund gewesen. Heute jedoch freute ich mich über die Extrazeit. Mit etwas Glück konnte ich die Couch von Chips befreien, klebrige Gummibärchen von den Bücherregalen abmachen, Staubmäuse einfangen und mich auch noch duschen und anziehen, ehe die Nachbarn einfielen. Ehrlich – wer würde sich nicht freuen, sich schon am frühen Morgen auf das Sofa stürzen zu dürfen und es nach Käsekräckerresten und Münzen absuchen zu dürfen?
Ich hatte bereits siebenundsechzig Cent, zwei Spielwürfel und eine Spielfigur gefunden, als Allie ins Erdgeschoss gewankt kam. Sie blinzelte, während sie ihren Morgenmantel enger zuband. An diesem Morgen sah sie noch benommener als normalerweise aus.
»Kümmere dich bitte
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