Pretty Daemon
bist eine begeisterte Cheerleaderin.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Irgendwie schien es im Vergleich zu den Dämonen nicht mehr so wichtig zu sein.«
»Liebling, aber es ist Teil der Highschool, Teil des Erwachsenwerdens. Und es hat dir doch immer so großen Spaß gemacht.«
»Stimmt schon.«
Ich lehnte mich zurück und wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ehrlich, Allie. Ich wünschte, du hättest mich gefragt, ehe du das Team verlassen hast. Weil ich nie auf einer Highschool war, bin ich natürlich auch nie in einem Cheerleader-Team gewesen. Und das bedaure ich sehr.«
»Wirklich?«
Ich dachte einen Moment nach, da ich meiner Tochter eine ehrliche Antwort geben wollte. »Manchmal schon«, sagte ich. »Meistens bin ich zwar zufrieden, aber das liegt vor allem daran, dass ich eben nichts mehr daran ändern kann.« Wie Sie merken, war ich in ziemlich philosophischer Laune. »Was ich damit meine, ist Folgendes: Ich habe nicht vor, im Nachhinein über das zu jammern, was ich vielleicht versäumt habe. Aber für meine Kinder will ich mehr. Für meine Kinder will ich ein normales Leben.«
»Aber ich bin nicht du, Mami«, entgegnete Allie und traf mich mit dieser Äußerung mehr, als ihr klar war. »Außerdem habe ich das Cheerleading ausprobiert und abgehakt. Falls mich meine Kinder also irgendwann einmal fragen sollten, kann ich ihnen sagen, dass ich Cheerleaderin war.«
Was konnte ich da noch sagen?
»Wie sehen deine Pläne für heute aus?«, fragte ich und beendete damit unsere Mutter-Tochter-Diskussion. »Triffst du Mindy?«
»Sie ist doch heute in L. A. Schon vergessen? Bei ihrem Vater.«
»Ach ja, hatte ich tatsächlich vergessen. Wir sollten bald einmal zusammen nach L. A. fahren«, meinte ich. »Nur wir Mädels.«
»Echt? Das wäre voll cool.«
»Ja? Würde dir das gefallen?«, fragte ich und klang vermutlich wie eine verzweifelte Mutter, die unbedingt hören wollte, dass ihre pubertierende Tochter noch immer gern etwas mit ihr unternahm.
»Ja! Das wäre echt schön«, erwiderte sie strahlend. Dann verwandelte sich das Strahlen in ein Stirnrunzeln. »Was passiert jetzt eigentlich mit mir?«, wollte sie wissen.
Ich verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
»Ich meine, so zwischen dir und Daddy«, erklärte sie. »Mindy hasst die Situation, aber ihre Eltern hassen sich ja auch. Zumindest liebt ihr euch noch, auch wenn ihr das eigentlich gar nicht solltet«, fügte sie hinzu und rammte mir damit ein Messer mitten ins Herz.
»Allie…« Ich brach ab, weil ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
»Ist ja okay. Ich hab’s schon verstanden. Daddy ist gestorben. Es war bei euch also keine Scheidung, sondern etwas anderes.«
»Das stimmt«, sagte ich. »Aber das bedeutet leider nicht, dass es nicht schwierig ist. Dein Vater ist zwar wieder da, aber er ist…«
»Nicht so richtig mein Vater? Ja, das habe ich auch schon begriffen.«
Ich presste die Lippen aufeinander und überlegte. »Soll ich vielleicht mit Laura sprechen? Vielleicht würde es dir ja helfen, wenn Mindy doch Bescheid wüsste und ihr beide miteinander reden könntet.«
Allie schüttelte den Kopf und seufzte. »Es geht nicht ums Reden«, erklärte sie. »Echt nicht. Und selbst wenn ich mit ihr darüber reden könnte, wäre es nicht besonders fair. Ich würde Mindy von meinem Vater erzählen, der wieder da ist, während ihrer sich gerade mit seiner neuen Verlobten nach Los Angeles aus dem Staub gemacht hat.«
Die Kleine hatte Recht. Mir erging es recht ähnlich, was Laura und meine Geheimnisse in puncto David betraf.
»Ich will einfach mehr Zeit mit Daddy verbringen.«
»Ich weiß. Und wir werden bald eine Lösung finden. Aber für den Moment…«
»Er will das auch«, unterbrach mich Allie. Sie hob das Kinn, und ihre Stimme klang auf einmal beinahe etwas hysterisch.
»Hast du mit ihm darüber gesprochen?« Falls David Allie etwas über unsere elterliche Auseinandersetzung erzählt hatte, würde ich radikaler mit ihm verfahren als mit dem Zombie in der Wanne.
»Äh… Nein«, erwiderte sie. Es war offensichtlich, dass sie ihren Vater decken wollte. »Also nicht direkt. Er hat nur gesagt, dass es ihm viel Spaß gemacht hat, mit mir auf den Jahrmarkt zu gehen.«
Geheimnisse. Ich trank einen Schluck Kaffee und sah meine Tochter an. Vor einigen Jahren war ich noch in der Lage gewesen, in ihr wie in einem Buch zu lesen. Doch inzwischen hatte auch sie Geheimnisse, und ich wusste nicht mehr, wie ich den Ausdruck in
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