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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ernstes Gesicht und hielt ihren Champagner ins Licht des Feuers. Die Nachrichten brachten jede Stunde den neuesten Stand der Ermittlungen über den Durchbruch. Eine Gruppe von Ingenieuren versuchte festzustellen, wie zwanzig Zentimeter Eis, das von Hubstreben getragen wurde, unter dem Gewicht von einigen Dutzend Menschen hatten nachgeben können. Schuld waren angeblich die Schockwellen vom Feuerwerk, die Hitze der Stadionbeleuchtung, sogar die Vibrationen von Eisläufern, die wie Soldaten im Gleichschritt marschiert waren, wurden genannt. Aber keiner der Experten hatte erraten, dass der wahre Grund des Durchbruchs sich ganz einfach in Luft aufgelöst hatte.
    Tally hob ihr Glas und stieß mit Zane an. Er leerte seins, dann nahm er ihres und goss daraus ein wenig Champagner in seins. "Danke, Skelett", sagte er.
    "Wofür?"
    "Fürs Teilen."
    Sie bedachte ihn mit einem Pretty-Lächeln. Er redete natürlich von den Pillen, die sie geteilt hatten, nicht vom Champagner. "Jederzeit. Ich bin froh, dass es für zwei gereicht hat."
    "Prickelnd viel Glück, wie alles geklappt hat."
    Sie nickte. Das Heilmittel war nicht perfekt gewesen, aber da sie beide nur eine halbe Dosis genommen hatten, war der Test dennoch ein Erfolg. Bei Zane hatte es fast sofort eingeschlagen und seinen geistigen Pretty-Zustand innerhalb weniger Tage aufgelöst. Tallys Pille hatte langsamer gewirkt, sie wachte an den meisten Morgen noch immer verwirrt auf und dann musste Zane sie daran erinnern, dass sie prickelnde Gedanken denken musste. Das Gute war, dass sie niemals so schreckliche Kopfschmerzen bekam wie Zane.
    "Ich glaube, es wirkt besser, wenn man teilt", sagte Tally und stieß noch einmal mit ihm an. Sie dachte an die Warnung, die in ihrem Brief an sich selbst gestanden hatte, und sie zitterte trotz des Feuers. Vielleicht waren zwei Pillen sogar zu viel und wenn Tally beide genommen hätte, dann wäre sie jetzt gehirntot.
    Zane zog sie enger an sich. "Wie schon gesagt ... danke." Er küsste sie, seine Lippen waren warm in der kalten Abendluft, in seinen Augen flackerte das Spiegelbild des Feuers und er ließ seinen Mund lange auf ihrem ruhen. Tally merkte, wie sie durch die Kombination aus sauerstofffernem Kuss und Champagner ins Pretty-Denken abglitt, wie die Ränder der Party im Feuerschein verschwammen. Aber das war vielleicht nicht immer nur schlecht...
    Endlich ließ Zane sie los, drehte sich zum Feuer um und streifte mit den Lippen ihr Ohr, um zu flüstern: "Wir müssen diese Dinger loswerden."
    "Pst." Obwohl Winterjacken und Schals ihre Manschetten verdeckten, kam Tally sich im Moment ein wenig zu berühmt vor, um laut Pläne zu schmieden. Die Krims hatten schon Steine geworfen, um eine Schwebekamera zu vertreiben, die auf der Jagd nach weiterem Material über die Folgen des Eisbahneinsturzes war.
    "Das bringt mich noch um den Verstand, Tally."
    "Mach dir keine Sorgen. Wir finden schon einen Weg." Aber sag jetzt nichts mehr, flehte sie in Gedanken.
    Zane beförderte mit einem Tritt einen Zweig ins Feuer. Als der in Flammen aufging, stieß er ein gequältes Stöhnen aus.
    "Zane?"
    Er schüttelte den Kopf und legte die Finger an seine Schläfen. Tally schluckte. Wieder diese Kopfschmerzen. Manchmal verflogen sie nach einigen Sekunden, manchmal dauerten sie Stunden.
    "Nein. Ist schon gut." Er holte tief und hörbar Luft.
    "Weißt du, du könntest zu einem Arzt gehen", flüsterte sie.
    "Das kannst du vergessen. Dann merken die, dass ich geheilt bin."
    Sie zog ihn dichter an das knisternde Feuer heran und presste ihre Lippen auf sein Ohr. "Ich hab dir doch von Maddy und Az erzählt, Davids Eltern. Die waren Ärzte und Chirurgen - und lange Zeit haben nicht einmal sie von den Gehirnläsionen gewusst. Sie dachten einfach, dass die meisten Menschen eben dumm sind. Ein normaler Arzt kommt bestimmt nicht auf die Idee, dass mit dir etwas nicht stimmt."
    Zane schüttelte wütend den Kopf und drehte sich zu ihr, um in ihr Ohr zu flüstern. "Ein normaler Arzt wäre aber nicht das Ende, Tally. Neue Pretties werden einfach nicht krank."
    Sie schaute sich die glühenden Gesichter am Feuer an. Die Krims landeten oft genug im Krankenhaus, aber nur weil sie sich verletzt hatten, nicht weil sie krank waren. Die Operation brachte das Immunsystem auf Hochform, stärkte die Organe, sorgte für allzeit perfekte Zähne. Ein nicht gesunder neuer Pretty war eine solche Seltenheit, dass vermutlich jede Menge Tests gemacht werden würden. Und wenn Zanes Kopfschmerzen sich

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