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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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typische architektonische Albernheit, um neue Pretties zu unterhalten. Ein Unfall, der einfach passieren musste. Aber als ich dann über das Timing nachdachte - voll besetztes Stadion, Hunderte von Kameras in Bereitschaft."
    Tally blinzelte und zuckte mit den Schultern. "Ich wette, dass lag am Feuerwerk. Das konnte man durch das Eis hindurch spüren. Wer ist bloß auf so eine bescheuerte Idee gekommen?"
    Dr. Cable nickte langsam. "Ein fast glaubwürdiger Unfall. Und dann hab ich dein Gesicht in den Nachrichten gesehen, Tally. Nichts als große Augen und Unschuld und deine prickelnde kleine Geschichte." Cables Oberlippe kräuselte sich zu etwas, das kein Lächeln war. "Und da ist mir aufgegangen, dass du noch immer Streiche spielst."
    Tally fühlte sich, als hätte ihr etwas in den Bauch geboxt, etwas aus ihrer Ugly-Zeit: das alte Gefühl, in die Falle getappt zu sein. Sie versuchte ihre Angst in ein verdutztes Gesicht umzuwandeln. "Ich?"
    "Genau, Tally. Du. Irgendwie."
    Unter Dr. Cables Blick stellte Tally sich vor, wie sie in die Tiefen des Special-Hauptquartiers geschleppt wurde, wo die Heilung rückgängig gemacht und ihre Erinnerungen wieder gelöscht wurden. Oder vielleicht würden sie sich diesmal nicht einmal die Mühe machen, sie nach New Pretty Town zurückzubringen. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr Mund war wie ausgedörrt. "Ja, klar. An allem bin immer ich schuld", brachte sie heraus.
    Dr. Cable trat dichter an sie heran und Tally gab sich alle Mühe, stehen zu bleiben, obwohl ihr ganzer Körper nach Flucht schrie. Die Frau starrte ihr kalt ins Gesicht, als sei Tally ein Versuchsobjekt, das aufgespießt auf dem Tisch lag. "Ich hoffe wirklich, dass du schuld bist."
    Tally runzelte die Stirn. "Sie hoffen was?"
    "Lass uns offen reden, Tally Youngblood. Ich hab deine Pretty- Nummer jetzt satt. Ich bin nicht gekommen, um dich in meinen Kerker zu schleppen."
    "Nein?"
    "Glaubst du wirklich, dass es mich interessiert, ob du in New Pretty Town irgendwas zerbrichst?"
    "Äh ... irgendwie schon?"
    Dr. Cable schnaubte. "Ich bin keine Wartungsbeauftragte. Die Specials interessieren sich nur für Bedrohungen, die von außerhalb kommen. Die Stadt kommt schon allein zurecht, Tally. Es gibt so viele Sicherheitsmaßnahmen, es lohnt sich kaum, sich da Sorgen zu machen. Was glaubst du wohl, warum alle auf dieser Eisbahn Bungeejacken tragen mussten?"
    Tally blinzelte. Sie war nicht auf die Idee gekommen, sich über die Jacken Gedanken zu machen. In New Pretty Town herrschte immer und überall totale Sicherheit, andernfalls würden die neuen Pretties es scharenweise schaffen, sich umzubringen. Sie zuckte mit den Schultern. "Falls die Streben nachgeben? Wie bei einem Stromausfall?"
    Cable stieß ein messerscharfes Lachen aus, das nicht einmal eine Sekunde dauerte. "Es hat seit hundertfünfzig Jahren keinen Stromausfall mehr gegeben." Sie schüttelte bei dieser Vorstellung den Kopf und fügte dann hinzu: "Mach alles kaputt, was du willst, Tally. Deine kleinen Streiche sind mir wirklich egal ... abgesehen davon, was sie über dich verraten."
    Die Frau starrte sie nun wieder an und abermals musste Tally sich gegen ihren Fluchtimpuls wehren. Sie fragte sich, ob sie auf diese Weise einfach dazu gebracht werden sollte, zu gestehen, was die Krims angestellt hatten. Vermutlich hatte sie sowieso schon zu viel gesagt. Aber etwas in Dr. Cables kaltem Starren - ihre rasierklingenscharfe Stimme, ihre Raubtierbewegungen, ihre pure Existenz - machten es Tally unmöglich, sich weiter wie eine Pretty zu verhalten. Jede echte neue Pretty wäre doch inzwischen schreiend davongestürzt oder hätte sich hier auf der Stelle in eine Pfütze aufgelöst.
    Und wenn die Specials wirklich wollten, dass Tally alles zugab, dann hätten sie sich doch nicht die Mühe gemacht, mit ihr ein Gespräch zu führen.
    "Also warum sind Sie dann hier?", fragte Tally mit ihrer normalen Stimme und gab sich alle Mühe, sie fest klingen zu lassen.
    "Ich habe deinen Überlebensinstinkt immer schon bewundert, Tally. Du warst eine gute kleine Verräterin, als das notwendig war."
    "Äh, danke ... sollte ich wohl sagen."
    Cable nickte. "Und jetzt stellt sich heraus, dass du mehr Gehirn hast, als ich dir zugestanden habe. Du widerstehst der Konditionierung sehr gut."
    "Konditionierung? So nennen Sie das also?" Tally stieß eine Verwünschung aus. "Als wäre das eine Haarbehandlung oder so?"
    "Erstaunlich." Dr. Cable beugte sich wieder zu ihr vor und ihre Augen starrten Tally

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