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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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wir, dass wir hier wegkommen,"
    "Okay." Er legte sein Brett auf den Rand der Gondel und schaute nach unten. "Verdammt, das ist ganz schön tief."
    Fausto zog an einer herunterhängenden Leine. "Ich lass ein wenig Luft raus - vielleicht können wir ein bisschen tiefer sinken."
    "Keine Zeit", rief Tally. "Wir sind fast aus der Stadt heraus. Wenn wir getrennt werden, dann treffen wir uns am höchsten Gebäude in der Ruinenstadt. Und nicht vergessen - auf dem Weg nach unten unter keinen Umständen euer Brett loslassen."
    Alle luden sich die Rucksäcke auf und stießen dabei in der engen Gondel gegeneinander. Zane und Tally streiften wieder ihre Winterjacken und Auffangarmbänder über. Fausto zog seinen Interface-Ring aus und warf ihn auf den Gondelboden, schnappte sich sein Brett und sprang mit einem Johlen über Bord. Der Ballon machte einen Satz nach oben, als er von Faustos Gewicht befreit wurde.
    Als Zane fertig war, drehte er sich zu Tally um und küsste sie "Wir haben es geschafft, Tally. Wir sind frei!"
    Sie schaute in seine Augen und die Erkenntnis, dass sie endlich hier waren, am Stadtrand, am Anfang der Freiheit, verursachte ihr ein Schwindelgefühl. "Ja. Wir haben es geschafft."
    "Wir sehen uns da unten." Er schaute über seine Schulter zn dem fernen Boden, dann drehte er sich wieder zu Tally hin. "Ich liebe dich."
    "Wir sehen uns ...", setzte sie an, aber dann versagte ihre Stimme. Sie brauchte einen Moment, um sich klarzumachen, was Zane da gesagt hatte. Endlich brachte sie heraus: "Ich dich auch."
    Er lachte, dann stieß er einen wortlosen Schrei aus, als er über den Gondelrand taumelte und die Gondel mit ihren beiden übrig gebliebenen Fahrgästen abermals einen Sprung machte.
    Tally blinzelte, Zanes unerwartete Worte verwirrten sie für einen Moment ganz schrecklich. Aber dann schüttelte sie den Kopf, um wieder klar denken zu können. Das hier war nicht der richtige Moment für Pretty-Denke, sie musste springen.
    Sie zog die Riemen ihres Rucksacks fest und lud ihr Brett auf den Gondelrand. "Beeil dich!", rief sie Peris zu.
    Der stand einfach nur da und starrte zur Erde hinunter. "Worauf wartest du noch?", schrie sie.
    Er schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht."
    "Du kannst das. Dein Brett wird den Sturz auffangen - du musst dich nur daran festhalten", rief sie. "Spring einfach. Schwerkraft erledigt den Rest."
    "Es geht nicht um den Sturz, Tally", sagte Peris. Er drehte sich zu ihr um. "Ich will nicht weg."
    "Was?"
    "Ich will die Stadt nicht verlassen."
    "Aber wir haben doch so darauf gewartet!"
    "Ich nicht." Er zuckte mit den Schultern. "Ich war gern ein Krim und prickelnd. Aber ich hätte nie gedacht, dass wir es so weit schaffen würden. Ich meine, für immer von zu Hause weg?"
    "Peris ..."
    "Ich weiß, du warst schon mal da draußen, mit Shay. Und Zane und Fausto haben immer vom Weglaufen geredet. Aber ich bin nicht so wie ihr."
    "Aber du und ich, wir ..." Tallys Stimme versagte. Sie hätte fast gesagt, Freunde fürs Leben, aber der alte Spruch wollte sich nicht mehr einstellen. Peris war niemals in Smoke gewesen, hatte sich niemals mit den Specials angelegt, hatte niemals auch nur Ärger gehabt. Für ihn war alles immer glattgelaufen. Ihre Leben waren schon lange völlig verschieden. "Du bist sicher, dass du bleiben willst?"
    Er nickte langsam. "Ich bin sicher. Aber ich kann euch noch helfen. Ich kann sie erst mal ablenken. Ich werde, solang ich kann, in der Luft bleiben, dann drücke ich auf den Holt-mich-ab-Knopf. Sie werden kommen müssen, um mich zu holen."
    Tally wollte widersprechen, aber dann fiel ihr ein, wie sie sich nach Peris’ Operation über den Fluss geschlichen hatte, um ihn in Garbo Mansion zu besuchen. Er hatte sich so schnell angepasst, hatte New Pretty Town vom ersten Moment an geliebt. Vielleicht hatte er die ganze Krimsache einfach für einen Witz gehalten.
    Aber sie konnte ihn nicht allein in der Stadt zurücklassen. "Peris, überleg doch mal. Ohne uns wirst du nicht mehr prickelnd sein. Du wirst wieder zum Pretty-Gehirn."
    Er lächelte traurig. "Das macht nichts, Tally. Ich muss nicht prickelnd sein."
    "Das musst du nicht? Aber merkst du nicht, wie viel ... besser das ist?"
    Er zuckte mit den Schultern. "Es ist aufregend. Aber du kannst nicht für immer gegen alles kämpfen. Irgendwann musst du ..."
    "Aufgeben?"
    Peris nickte und lächelte noch immer, als wäre es gar nicht so schlimm, aufzugeben, als habe ein Kampf nur Sinn, solange er lustig war.
    "Na gut. Dann bleib."

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