Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
muss Iris finden. Sie ist eine Killerin und sie will mir auch etwas antun.«
»Schätzchen …« Der Blick der Schwester wanderte zu dem roten Notfallknopf an der Wand. Wenn es Probleme mit Patientinnen gab, holte sich das Personal damit Verstärkung.
»Hanna?«
Hanna wirbelte herum. Iris stand etwa zehn Schritte entfernt und lehnte lässig an einem Wasserspender. Ihr blondes Haar leuchtete, ihre Zähne waren so weiß, dass sie schon fast bläulich wirkten.
»Wer bist du?«, flüsterte Hanna und ging zu ihr.
Iris schürzte ihre dunkelroten Lippen. »Was meinst du damit? Ich bin Iris und ich bin fantastisch.«
Ein elektrischer Schock durchfuhr Hanna, als sie Alis altes Mantra aus Iris’ Mund hörte. »Wer bist du?«, wiederholte sie noch einmal lauter.
Die Schwester eilte zu ihnen und stellte sich zwischen sie. »Liebe Hanna, du wirkst ziemlich aufgeregt. Beruhige dich bitte.«
Aber Hanna hörte nicht auf sie. Sie starrte in Iris’ große, strahlende Augen. »Woher kennst du Alison?«, schrie sie. »Warst du mit ihrem Bruder im Krankenhaus? Hast du sie getötet? Bist du A.?«
»Alison?«, zwitscherte Iris. »Deine Freundin, die ermordet wurde? Diejenige, der du den Tod gewünscht hast? Diejenige, die deiner Meinung nach verdient hat, was ihr passiert ist?«
Hanna wich zurück. Ihr war sehr bewusst, dass die Schwester direkt neben ihr stand. Ein paar Sekunden lang war sie sprachlos. »Ich habe nur … vor mich hin geredet. Das stimmt alles nicht. Außerdem habe ich dir das im Vertrauen erzählt. Als ich noch dachte, wir seien Freundinnen. «
Iris warf den Kopf in den Nacken und lachte grausam. »Freundinnen!«, johlte sie, als wäre die Vorstellung ein schlechter Witz.
Hannas Hände begannen zu zittern. All dies kam ihr schmerzlich vertraut vor. Ali hatte genauso gelacht, wenn sie Hanna wegen ihrer Fressattacken verhöhnte. Mona hatte genauso gelacht, als Hanna bei ihrer Geburtstagsparty das viel zu kleine Kleid auf der Tanzfläche geplatzt war. Hanna war nur ein schlechter Witz für sie alle gewesen. Das Mädchen, das alle fertigmachen wollten.
»Sag mir, woher du Alison kennst«, knurrte Hanna.
»Wen?«, spottete Iris.
»Sag mir, woher du sie kennst!«
Iris kicherte. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Irgendetwas in Hanna bewegte sich, bäumte sich auf und warf alle Ketten ab. Sie stürzte sich auf Iris. Es gab einen lauten Knall und ein paar Schwestern und Wärter rannten durch eine Seitentür in den Flur. Zwei starke Arme packten Hanna von hinten. »Bringt sie hier raus«, schrie jemand.
Hanna wurde zur Seite gezerrt und an die Flurwand gedrückt. Stechender Schmerz durchfuhr ihre Schulter. Sie strampelte mit ihren dünnen Beinen und kämpfte gegen den Mann, der sie im Schwitzkasten hatte. »Lass mich los! Was geht hier vor?«
Ein Wärter tauchte vor ihr auf. »Das reicht jetzt«, zischte
er. Es klickte und dann spürte Hanna Handschellen um ihre Handgelenke.
»Ich bin nicht diejenige, die ihr festnehmen solltet«, schrie sie panisch. »Es ist Iris. Sie ist eine Mörderin!«
»Hanna!«, tadelte die Schwester sie scharf.
»Warum hört mir denn niemand zu?«, brüllte Hanna.
Die Wärter zerrten sie durch den Flur. Alle andern Patientinnen der Station standen vor dem Kinosaal und glotzten auf das Spektakel. Tara sah entzückt aus. Alexis hatte sich die Faust in den Mund gesteckt. Ruby musterte Hanna kichernd.
Hanna wand sich und starrte Iris an. »Woher kennst du Alison?« Aber Iris schenkte ihr nur ein geheimnisvolles Lächeln.
Die Wärter führten Hanna durch einen ihr unbekannten Flur. Der Vinylboden war schmutzig und die Neonröhren an der Decke summten und flackerten. Es roch seltsam, als verwese etwas in den Wänden.
Eine große Gestalt in einer Polizeiuniform wartete am Ende des Flurs. Sie schaute ruhig zu, wie die Wärter Hanna zu ihr schleppten. Als sie vor ihr stand, erkannte sie, dass es der Polizeichef von Rosewood war. Ihr Herz hob sich. Endlich würde jemand ihr zuhören!
»Hallo, Miss Marin«, sagte der Polizeichef.
Hanna seufzte erleichtert auf. »Ich wollte Sie gerade anrufen«, sprudelte es aus ihr heraus. »Gott sei Dank sind Sie hier. Alis Mörderin ist hier. Ich kann Sie gleich zu ihr bringen.«
Der Polizist schaute sie gleichzeitig vorwurfsvoll und amüsiert an. »Mich zu ihr bringen? Das ist gut, Miss Marin.« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht auf ihrer Höhe war. »Wenn man bedenkt, dass Sie verhaftet sind.«
Kapitel 29
DIE
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