Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pretty Little Liars - Makellos

Pretty Little Liars - Makellos

Titel: Pretty Little Liars - Makellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
Vom Netzwerk:
Hände zu einer Nicht-schießen- Geste. »Sorry. Das sollte nur ein Scherz sein.«
    Emily setzte sich auf. Um sie herum lag lauter Gerümpel: leere Gatorade-Flaschen, Spiralblöcke, Bücher, abgetragene Turnschuhe, eine graue Jogginghose. Die Sitzpolster waren abgewetzt, blauer Schaumstoff blitzte darunter hervor. Am Rückspiegel hing ein Grateful-Dead-Lufterfrischer, aber frisch roch es im Auto nicht. Es roch säuerlich und beißend. »Was soll das?«, kreischte Emily. »Wo bringst du mich hin?«

    »Du bist ohnmächtig geworden«, sagte Toby ruhig. »Vielleicht wegen des Bluts. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also habe ich dich auf den Rücksitz gelegt und das Fahrrad in den Kofferraum gepackt.«
    Emilys Blick wanderte hinab zu ihren Füßen. Dort unten stand ihr Rucksack. Toby hatte sie ins Auto gelegt? Er hatte sie getragen? Ihr wurde so unbehaglich, dass sie fürchtete, wieder ohnmächtig zu werden. Als sie aus dem Fenster sah, erkannte sie die bewaldete Straße, die sie entlangfuhren, nicht. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden.
    »Lass mich raus!«, kreischte sie. »Von hier aus kann ich radeln.«
    »Aber ich kann hier nicht rechts ranfahren.«
    »Ich mein’s ernst. Halt an!«
    Toby fuhr an die Grasnarbe am Straßenrand, hielt an, drehte sich um und sah sie an. Seine Mundwinkel senkten sich und seine Augen weiteten sich vor Besorgnis. »Ich wollte nicht …« Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Was hätte ich machen sollen? Dich dort liegen lassen?«
    »Ja«, sagte Emily.
    »Na dann entschuldige.« Toby stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür. Eine dunkle Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht. »Seitdem ich mich in der Schule zum Rettungsdienst gemeldet habe, will ich irgendwie alles retten. Sogar überfahrene Tiere.«
    Emily schaute die Landstraße hinab und erkannte das riesige Wasserrad der Applegate-Pferdefarm. Sie waren nicht im Nirgendwo. Ihr Haus war nur anderthalb Kilometer entfernt.
    »Komm, ich helfe dir aussteigen«, sagte Toby.
    Vielleicht hatte sie überreagiert. Eine Menge Leute hatten
sich bis zur Unkenntlichkeit verändert – zum Beispiel Emilys alte Freundinnen. Toby musste also nicht zwangsläufig A. sein. Sie lockerte den Griff, mit dem sie sich am Sitzbezug festgeklammert hatte. »Äh, du kannst mich auch fahren. Wenn du noch willst.«
    Er starrte sie einen Moment lang an, dann hoben sich seine Mundwinkel zu einem Beinahe-Lächeln. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet, dass er sie für völlig verrückt hielt, aber er sagte es nicht.
    Toby setzte sich wieder ans Steuer und Emily musterte ihn schweigend. Ja, er hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Seine früher unheimlich aussehenden Augen wirkten jetzt tief und nachdenklich. Und er sprach in zusammenhängenden Sätzen. Im Sommer nach der sechsten Klasse waren Emily und Toby ins gleiche Schwimm-Trainingslager gefahren und Toby hatte sie ständig unverhohlen angestarrt und sich dann summend den Schirm seiner Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Damals hatte Emily sich gewünscht, sie könnte ihm die Eine-Million-Dollar-Frage stellen: Warum hatte er die Schuld am Erblinden seiner Stiefschwester auf sich genommen, obwohl er unschuldig war?
    In der Unfallnacht kam Ali zurück ins Haus und sagte ihnen, es sei alles in Ordnung und niemand habe sie gesehen. Alle waren zuerst viel zu verschreckt, um schlafen zu können, aber Ali kraulte ihnen den Rücken und beruhigte sie. Am folgenden Morgen hatte Toby ein Geständnis abgelegt. Aria fragte Ali, ob sie gewusst hatte, dass Toby gestehen würde – wie sonst hätte sie so ruhig bleiben können? »Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass für uns alles gut ausgeht«, erklärte Ali.
    Mit der Zeit war Tobys Geständnis zu einem unter vielen
Rätseln des Lebens geworden, die sich wohl nie aufklären würden – ebenso wie, was der wahre Grund für Brad und Jennifers Scheidung gewesen war, was auf dem Boden des Rosewood-Day-Mädchenklos gelegen hatte, als der Hausmeister einen Schreikrampf bekam, oder … wer Ali getötet hatte. Vielleicht hatte sich Toby wegen etwas anderem schuldig gefühlt oder hatte die Nase von Rosewood voll gehabt und weggewollt. Oder er hatte wirklich zufällig einen Feuerwerkskörper im Baumhaus abgeschossen.
    Toby bog in Emilys Straße ein. Ein trauriger Blues tönte aus seiner Anlage und er trommelte im Takt mit den Handflächen auf das Lenkrad. Sie dachte daran, wie er sie gestern vor Ben gerettet hatte, und wollte ihm

Weitere Kostenlose Bücher