Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Nummer abgezogen«, sagte er langsam. »Sie sagte mir, meine Familie habe ihr befohlen, sich von mir fernzuhalten.«
»Vielleicht hat deine Mom ja dasselbe mit ihr gemacht!«, rief Emily.
Isaac schüttelte den Kopf. »Sie hat mir später gestanden, dass
sie das alles nur erfunden hat. Sie wollte nur mehr Aufmerksamkeit. « Er schaute sie gleichmütig an und wartete darauf, dass sie kapierte, wovon er sprach.
Emilys Haut wurde schlagartig eiskalt. »Du meinst, so wie Ians Leiche im Wald auch nur ein Versuch war, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen?«, quiekte sie.
Isaac hob hilflos die Hände. »Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur … ich wollte mit jemandem ausgehen, der nicht so dramatisch ist. Und ich dachte, dir geht’s genauso. Meine Freundin muss meine Familie mögen und nicht in Konkurrenzkampf zu ihr treten.«
»Das tue ich auch nicht«, flehte Emily.
Isaac öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Kalte Luft strömte herein und strich über Emilys Haut. »Was machst du denn da?«, fragte sie laut.
Er beugte sich ins Auto. Sein Mund war schmal und ernst. »Ich gehe nach Hause.« Dann drehte er sich um und ging.
»Nein!«, schrie Emily. Sie hechtete aus ihrer eigenen Tür und folgte ihm über den Parkplatz. »Komm schon!«
Isaac ging zu dem kleinen Weg, der von dem Diner zur Straße führte. Er warf ihr über die Schulter einen Blick zu. »Du redest hier von meiner Mutter. Denk mal darüber nach, was du da gerade behauptet hast. Denk wirklich gut darüber nach.«
»Ich habe darüber nachgedacht!«, rief Emily. Aber Isaac ging weiter und antwortete nicht. Sie blieb vor dem Diner stehen. All ihre Muskeln erschlafften. Vor der Theke standen ein paar Kids an und kauften Kaffee, Softdrinks und Süßigkeiten. Emily wartete darauf, dass Isaac sich umdrehte, aber das tat er nicht. Er lief einfach weiter. Schließlich ging sie zurück zu ihrem Auto und stieg ein. Der Volvo roch nach dem Waschmittel der Colberts.
Der Beifahrersitz war immer noch warm von Isaacs Hintern. Mindestens zehn Minuten lang starrte Emily wie betäubt auf den Container vor ihrem Parkplatz und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war.
In ihrem Rucksack läutete es. Emily wirbelte herum und griff nach ihrem Handy. Vielleicht hatte ihr Isaac eine Entschuldigungs-SMS geschrieben. Und vielleicht sollte sie sich auch bei ihm entschuldigen. Er stand seiner Mom sehr nahe, und sie wollte seine Familie wirklich nicht hassen. Vielleicht hätte sie einen anderen Weg finden sollen, ihm alles zu erzählen, statt ihn aus dem Nichts damit zu überfallen.
Emily schniefte und öffnete die SMS. Sie war nicht von Isaac.
Zu abgelenkt, um meine Hinweise
zu entschlüsseln? Geh zum Haus
deiner ersten Liebe, dann ergibt
vielleicht alles einen Sinn.
– A.
Emily starrte wütend auf das Display. Allmählich hatte sie genug von diesen vagen Hinweisen. Was zum Henker wollte A. von ihr?
Langsam fuhr sie vom Parkplatz und bremste ab, um einen Jeep voller Highschooljungs vorbeizulassen. Geh zum Haus deiner ersten Liebe. Damit war offensichtlich Ali gemeint. Sie würde den Köder schlucken. Alis alte Adresse war nur ein paar Straßen entfernt. Und sie hatte schließlich nichts Besseres zu tun. Sie hatte nicht vor, an Isaacs Haustür zu hämmern und ihn anzubetteln, zu ihr zurückzukommen. Und sie wollte auch noch nicht nach Hause gehen.
Emily bog in eine ruhige Straße ein, die durch weites Weideland führte. Tränen brannten ihr in den Augen. Sie erreichte das Stoppschild, das die Einfahrt in Alis Straße markierte. Dort stand auch ein Schild mit der Aufschrift »Achtung, spielende Kinder«. Vor Jahren hatten Ali und Emily in einer schwülwarmen Sommernacht das Schild mit Smiley-Aufklebern dekoriert, die sie in einem Laden für Partybedarf gekauft hatten. Inzwischen hatte man die natürlich alle entfernt.
Alis altes Haus ragte am Ende der Sackgasse vor ihr auf, ihr Schrein war ein unförmiger Schatten auf dem Gehweg davor. Ein paar Lichter waren angeschaltet, darunter auch das in Alis altem Schlafzimmer – Mayas neuem Schlafzimmer. Während Emily hinaufstarrte, erschien Maya am Fenster, als ahne sie, dass Emily dort draußen war. Emily keuchte auf, riss den Kopf zurück, umklammerte das Lenkrad und fuhr auf die Wendeplatte. Als sie vor Spencers Einfahrt stand, fuhr sie rechts ran. Sie konnte einfach nicht mehr. Dann sah sie einen hellen Schimmer zu ihrer Linken. Jemand in einem weißen T-Shirt stand am Panoramafenster im Wohnzimmer der
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