Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Cavanaughs.
Emily schaltete die Scheinwerfer aus und den Motor ab. Die Person im Fenster war groß und ziemlich breit gebaut, wahrscheinlich ein Mann. Sein Gesicht wurde durch eine große, viereckige Stehlampe verdeckt.
Plötzlich tauchte Jenna neben dem Typ auf und Emily hielt den Atem an. Jennas dunkles Haar fiel ihr über den Rücken. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und karierte Pyjamahosen. Ihr Hund setzte sich neben sie und kratzte sich mit dem Hinterbein am Hals. Jenna wendete sich dem Mann zu und sprach mit ihm. Nach längerer Zeit antwortete er etwas. Jenna nickte. Der Typ wedelte mit den Armen, als könne Jenna ihn sehen. Sein Gesicht
war immer noch verdeckt. Jennas Haltung wurde defensiv. Der Typ sagte wieder etwas, und Jenna senkte den Kopf, als schäme sie sich. Sie strich sich ein paar Haarsträhnen hinter die Gucci-Sonnenbrille. Dann sagte sie wieder etwas und ihr Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck, den Emily nicht einordnen konnte. Kummer? Sorgen? Angst? Dann ging sie aus dem Zimmer, ihr Hund folgte ihr.
Der Typ fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er war offensichtlich aufgewühlt. Dann ging die Wohnzimmerbeleuchtung aus. Emily beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. Aber sie sah nichts mehr. Stattdessen betrachtete sie Jennas Garten. Am Baum waren immer noch Holzklötze befestigt, die provisorischen Stufen, die in Tobys altes Baumhaus geführt hatten. Mr Cavanaugh hatte es abgerissen, nachdem die Rakete Jenna das Augenlicht zerstört hatte. Erstaunlicherweise gaben die Cavanaughs nach all den Jahren immer noch Toby die Schuld an der Blindheit seiner Schwester. In Wahrheit hatte jedoch Ali den Unfall verursacht. Und Jenna hatte mit ihr diesen Streich geplant, weil sie Toby ein für allemal loswerden wollte.
Die Haustür der Cavanaughs öffnete sich, und Emily duckte sich erneut. Der Typ aus dem Wohnzimmer stürmte hinaus und eilte über den dunklen Gartenpfad. Als die bewegungsgesteuerten Lampen über der Garage angingen, sah Emily ihn plötzlich hell erleuchtet vor sich. Er trug Turnschuhe und einen dicken Daunenparka. Seine Hände waren zu wütenden Fäusten geballt. Als Emilys Blick bei seinem Gesicht ankam, rutschte ihr der Magen bis in die Stiefelspitzen. Er starrte sie direkt an, und sie erkannte ihn sofort. »Oh Gott«, flüsterte sie. Dieses wuschlige blonde Haar, der geschwungene Mund, diese blauen Augen, die genau in die ihren schauten.
Es war Jason DiLaurentis.
Emily ließ den Wagen an, raste um die Wendeplatte und fuhr eiligst davon. Erst an der Ecke schaltete sie die Scheinwerfer wieder ein. Und dann hört sie ihr Handy klingeln. Sie suchte danach und schaute aufs Display. Eine neue SMS.
Warum ist ER wohl so wütend?
– A.
Kapitel 22
EIN ULTIMATUM? DER PERFEKTE START INS WOCHENENDE!
Da war es. Das große viktorianische Haus an der Wendeplatte, um dessen Zaun sich Kletterrosen rankten und das von einer umlaufenden Teak-Terrasse umgeben war. Eigentlich sollte um das halb ausgehobene Loch im Garten doch gelbes Polizeiabsperrband gezogen sein, aber es war nirgends zu sehen. Merkwürdigerweise war auch das Loch selbst nirgendwo zu sehen. Der Rasen war eine breite, ebene Fläche frisch gemähten Grases, unberührt von Schaufelbagger und Planierraupe.
Hanna schaute an sich herunter. Sie saß auf ihrem alten Mountainbike, das sie nicht mehr angerührt hatte, seit sie den Führerschein besaß. Und ihre Hände wirkten geschwollen. Ihre Jeans saßen am Hintern zu eng. Ihre Oberschenkel waren riesig, und die Haarsträhne, die ihr in die Augen hing, war kackebraun. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und spürte eine raue Metallzahnspange. Als sie in Alis Hintergarten schaute, sah sie Spencer hinter den Himbeersträuchern kauern, die zwischen ihrem und Alis Haus standen. Spencers Haare waren kürzer und etwas heller, wie damals in der sechsten Klasse. Hinter den Tomatenpflanzen saß die dünne Emily mit dem runden Gesicht und schaute sich nervös um. Aria, die rosafarbene Strähnchen hatte und eine abgefahrene deutsche Tunika trug, versteckte sich hinter einer großen Eiche.
Hanna schauderte. Sie wusste, warum sie alle hier waren. Es war der erste Samstag nach dem Beginn des Zeitkapsel-Spiels.
Die vier Mädchen marschierten genervt aufeinander zu. Dann hörten sie einen dumpfen Schlag und die Hintertür öffnete sich. Hanna und die anderen duckten sich hinter die Büsche, als Jason durch den Garten stürmte. Die Verandatür knallte wieder zu. Ali stand auf der
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