Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Terrasse, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern, ihre Lippen glänzten pink. »Ihr könnt rauskommen«, rief sie.
Seufzend marschierte Ali durch den Garten, ihre Keilabsätze versanken im feuchten Gras. Als sie bei Hanna und den anderen ankam, griff sie in ihre Tasche und zog ein glänzendes, blaues Stück Stoff heraus. Es sah genauso aus wie das Flaggenstück, das Hanna vor ein paar Tagen im Steam gefunden hatte.
Aber Ali hatte ihre Flagge doch verloren, richtig? Hanna schaute die anderen an, aber ihre ehemaligen Freundinnen schienen nicht zu bemerken, dass hier etwas nicht stimmte.
»So habe ich sie dekoriert«, erklärte Ali und deutete auf die Zeichnungen auf der Flagge. »Hier ist das Chanel-Logo. Hier der Mangafrosch und hier die Feldhockeyspielerin. Wie findet ihr dieses Louis-Vuitton-Muster?«
»Die Flagge sieht aus wie eine Handtasche«, schwärmte Spencer.
Hanna betrachtete die Szene unsicher. Hier war etwas faul. Das Ganze hatte sich doch in Wirklichkeit ganz anders abgespielt. Ali schnippte mit den Fingern und Hannas Freundinnen erstarrten. Arias Hand hing bewegungslos in der Luft und berührte beinahe Alis Flagge. Ein paar Strähnen von Emilys Haaren hingen von einer Brise erfasst in der Luft. Spencers Gesichtsausdruck war eine seltsame Mischung aus einem falschen Lächeln
und einer Grimasse. Hanna bewegte die Hände. Sie war als Einzige nicht erstarrt. Sie schaute Ali mit klopfendem Herzen an.
Ali lächelte freundlich. »Du siehst schon viel besser aus, Hanna. Hast du dich vollständig erholt?«
Hanna blickte auf ihre zu engen Jeans und fuhr sich mit den Händen durch das strähnige Haar. Sie hätte ein anderes Wort gewählt. Es würde noch Jahre dauern, bis sie sich davon erholt haben würde, dass sie früher so ein Loser gewesen war.
Ali schüttelte den Kopf, als sie Hannas Verwirrung bemerkte. »Von deinem Unfall, du Dummerchen. Erinnerst du dich nicht mehr daran, dass ich dich im Krankenhaus besucht habe?«
»K-Krankenhaus?«
Ali hielt ihr Gesicht dicht an Hannas. »Man soll ja immer mit Komapatienten reden. Weil sie einen hören können. Hast du mich gehört?«
Hanna schwindelte es. Plötzlich lag sie wieder in ihrem Krankenzimmer im Rosewood Memorial, wo die Rettungssanitäter sie nach dem Autounfall hingebracht hatten. Über ihr leuchtete eine runde Neonröhre. Sie hörte das Zischen der Maschinen, die sie überwachten und sie intravenös ernährten. In dem trüben Zwischenzustand zwischen Koma und Bewusstsein, hatte Hanna tatsächlich geglaubt, jemanden an ihrem Bett stehen zu sehen. Jemand, der genau so aussah wie Ali. »Es ist alles okay«, trällerte das Mädchen mit Alis Stimme. »Ich bin okay.«
Hanna starrte Ali wütend an. »Das war ein Traum.«
Ali hob skeptisch die Augenbraue, als wollte sie sagen: Sicher?
Hanna warf ihren alten Freundinnen einen Blick zu. Sie waren immer noch zu Stein erstarrt. Hanna wünschte, sie wären wieder normal – sie fühlte sich mit Ali viel zu allein, als seien sie beide die einzigen Menschen auf der ganzen Welt.
Ali hielt Hanna ihre Zeitkapsel-Flagge unter die Nase. »Siehst du die? Du musst sie finden, Hanna.«
Hanna schüttelte den Kopf. » Ali, dein Stück ist verschwunden, weißt du noch?«
»Nein«, protestierte Ali. »Es ist noch da. Und wenn du es findest, erzähle ich dir alles.«
Hanna riss die Augen auf. » Alles? Worüber?«
Ali legte einen Finger an die Lippen. »Über die beiden.« Sie kicherte unheimlich.
»Über welche beiden?«
»Sie wissen alles.«
Hanna blinzelte. »Hä? Wer?«
Ali verdrehte die Augen. »Hanna, du bist so eine Trantüte.« Sie starrte sie direkt an. » Manchmal merke ich gar nicht, dass ich singe. «
»Was meinst du damit?«, fragte Hanna verzweifelt. »Welches Lied?«
»Komm schon, Hanna.« Ali wirkte gelangweilt. Sie legte den Kopf in den Nacken und dachte einen Moment lang nach. »Okay, dann vielleicht … Angeln .«
»Angeln?«, wiederholte Hanna. »Jungs?«
Ali grunzte frustriert. »Nein. Geh Angeln.« Sie wedelte mit den Armen und versuchte, es Hanna begreiflich zu machen. »Geh Angeln!«
»Wovon redest du?«, schrie Hanna verwirrt.
»GEH ANGELN!«, brüllte Ali. »Geh Angeln! Geh Angeln!« Sie wiederholte den Befehl wieder und wieder, als könne sie nichts anderes mehr sagen. Als sie Hannas Wange mit ihren Fingern berührte, fühlten die sich nass und klebrig an. Hanna fasste sich erschrocken ans Gesicht. Als sie ihre Hände wegzog, waren sie
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