Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
sich zu übergeben, zu widerstehen, aber irgendwie war Kate eine Art Trigger für sie. Zum ersten Mal hatte sich Hanna den Finger in den Hals gesteckt als sie ihren Vater, Kate und Isabel in Annapolis besucht hatte. Ali war mitgekommen und hatte sich auf Anhieb mit Kate verbündet. Hübsche Mädchen unter sich eben. Hanna hatte sich eine Handvoll Popcorn nach der anderen in den Mund gestopft und sich fett und hässlich gefühlt. Dass ihr Vater sie dann noch »mein kleines Schweinchen« nannte, brachte das Fass zum Überlaufen. Sie war ins Badezimmer gerannt, hatte sich Kates Zahnbürste aus einem Becher beim Waschbecken geschnappt und sich gezwungen, zu kotzen.
Ali war hereingekommen, als Hanna sich zum zweiten Mal übergab. Ali hatte ihr versprochen, ihr Geheimnis nicht zu verraten, aber seit damals hatte Hanna viel über Ali gelernt. Ali wusste die Geheimnisse von einer Menge Leute – und sie spielte Menschen gerne gegeneinander aus. So hatte sie zum Beispiel Hanna und den anderen eingeredet, sie seien an der Jenna-Sache schuld, dabei hatten Jenna und Ali von Anfang an alles zusammen geplant. Es konnte gut sein, dass Ali aus dem Badezimmer direkt zur Veranda marschiert war und Kate alles erzählt hatte. Hanna traute ihr alles zu.
Nach ein paar Minuten verschwand die Übelkeit. Hanna holte tief Luft, richtete sich wieder auf und zog ihren BlackBerry heraus. Sie öffnete das SMS-Menü. Es ist unglaublich , tippte sie. Mein Dad will, dass ich für Psycho-Kate das Willkommens-Komitee in Rosewood spiele. Können wir morgen bei einer Notfall-Maniküre darüber reden?
Sie klickte sich durch ihre Adressliste, als ihr klar wurde,
dass sie niemanden hatte, dem sie die SMS schicken konnte. Sie war immer nur mit Mona zur Maniküre gegangen.
»Hanna?«
Hanna wirbelte herum. Ihr Vater hatte die Badezimmertür einen Spaltbreit geöffnet. Seine Stirn war sorgenvoll gerunzelt. »Geht es dir gut?«, fragte er in dem sanften Tonfall, den Hanna schon so lange nicht mehr von ihm gehört hatte. Mr Marin kam ins Bad und legte Hanna die Hand auf die Schulter. Hanna schluckte heftig und senkte den Kopf. Damals, in der siebten Klasse, als ihre Eltern noch zusammengelebt hatten, war sie ihrem Vater sehr nahegestanden. Es hatte ihr das Herz gebrochen, als er Rosewood nach der Scheidung verließ, und als er bei Kate und Isabel einzog, fürchtete Hanna, dass er seine hässliche, pummelige Tochter mit den kackbraunen Haaren einfach nur gegen die hübsche, dünne, perfekte Kate eintauschen wollte. Als Hanna vor ein paar Monaten nach Monas Anschlag mit dem SUV im Krankenhaus lag, hatte ihr Vater ihr versprochen, künftig wieder mehr Anteil an ihrem Leben zu nehmen. Aber seit er wieder hier wohnte, hatte er hauptsächlich Isabel dabei geholfen, das Haus nach ihrem Geschmack neu einzurichten – mit viel Samt und Quasten. Für Hanna hatte er kaum Zeit gehabt.
Aber vielleicht wollte er sich jetzt dafür entschuldigen.
Vielleicht würde er sich dafür entschuldigen, dass er sie im Herbst wie eine Aussätzige behandelt hatte, ohne sich ihre Seite der Geschichte anzuhören … und dafür, dass er sich drei Jahre lang nicht um sie, sondern nur um Kate und Isabel gekümmert hatte.
Mr Marin tätschelte Hanna unbeholfen den Arm. »Hör zu. Der vergangene Herbst war schrecklich für dich. Und ich weiß,
dass es sehr schwierig für dich sein wird, am Freitag vor Gericht gegen Ian auszusagen. Es ist mir auch klar, dass Kate und Isabel ziemlich … na ja, abrupt hier eingezogen sind. Aber Hanna, Kate musste ihr ganzes Leben umkrempeln. Sie hat all ihre Freunde in Annapolis zurückgelassen und ist hierher gezogen, und du redest kaum ein Wort mit ihr. Du musst anfangen, sie wie eine Schwester zu behandeln.«
Hannas Lächeln verrutschte. Sie fühlte sich, als habe ihr Vater ihr mit der hellgrünen Seifenschale auf dem Porzellanwaschbecken eins übergezogen. Kate brauchte Hannas Hilfe nicht im Geringsten. Kate war wie Ali: anmutig, schön, stets im Zentrum der Aufmerksamkeit und … ungeheuer manipulativ.
Aber als ihr Vater das Kinn auf die Brust legte und darauf wartete, dass sie ihm zustimmte, realisierte Hanna, dass er bei seinem letzten Satz ein paar Worte weggelassen hatte. Genau genommen fünf Worte, die eindeutig darauf hinwiesen, wie von nun an alles laufen würde.
Hanna musste anfangen, Kate wie eine Schwester zu behandeln … sonst würde sie es bereuen .
Kapitel 3
ARIAS DEBÜT ALS KUNSTKENNERIN
»Igitt.« Aria Montgomery rümpfte die Nase,
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