Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
als ihr Bruder Mike ein Stück Brot in einen Keramiktopf voller geschmolzenem Schweizer Käse tauchte. Er zog das Brot durch die ganze Schüssel, fischte es heraus und fing mit der Zunge genüsslich einen langen Käsefaden auf, der von der Gabel hing. »Musst du eigentlich immer alles sexuell aufladen?«
Mike grinste ihr zu und knutschte weiter mit seinem Brot herum. Aria schauderte.
Sie konnte nicht glauben, dass diese höchst seltsamen Weihnachtsferien morgen bereits zu Ende sein sollten. Ihre Mutter Ella hatte beschlossen, ihnen zur Feier des Tages ein echtes Käsefondue zu kredenzen, und zwar mit dem Fondue-Set, das sie im Keller unter einem Karton gläserner Christbaumkugeln und Mikes Darda-Bahn gefunden hatte. Aria war sich beinahe sicher, dass Ella und Arias Vater Byron das Set vor Urzeiten zu ihrer Hochzeit bekommen hatten, aber sie wagte nicht, danach zu fragen. Sie versuchte, ihren Vater möglichst überhaupt nicht zu erwähnen und hatte folglich auch nicht über den merkwürdigen Heiligabend gesprochen, den sie und Mike mit Byron und seiner Freundin Meredith im Bear-Claw-Skiresort verbracht hatten. Meredith saß die ganze Zeit in der Lodge, machte Yoga-Dehnübungen, strich sich über den kleinen, aber unverwechselbaren Schwangerschaftsbauch und bettelte Aria
an, ihr zu zeigen, wie man Babysöckchen strickte. Arias Eltern hatten sich erst wenige Monate zuvor offiziell getrennt, zumindest teilweise auch deshalb, weil Mona-als-A. Ella einen Brief geschickt und ihr darin eröffnet hatte, dass Byron sie mit Meredith betrog. Aria war ziemlich sicher, dass ihre Mutter Byron noch nachtrauerte.
Mike beäugte Ellas Heineken-Flasche. »Krieg ich wenigstens einen winzigen Schluck?«
»Nein«, antwortete Ella. »Zum dritten Mal.«
Mike runzelte die Stirn. »Ich habe schon mal Bier getrunken.«
»Nicht in diesem Haus.« Ella sah ihn streng an.
»Warum willst du unbedingt Bier?«, fragte Aria neugierig. »Ist der kleine Mike nervös wegen seines Dates?«
»Es ist kein Date.« Mike zog sich seine Burton-Snowboard-Mütze tiefer in die Stirn. »Sie ist nur ein Kumpel.«
Aria lächelte wissend. Erstaunlicherweise hatte sich ein Mädchen in Mike verknallt. Sie hieß Savannah und ging in die zehnte Klasse der staatlichen Schule. Sie hatten sich in einer Facebook-Gruppe über – Überraschung! – Lacrosse kennengelernt. Offenbar war Savannah von dem Spiel genauso besessen wie Mike.
»Mikey hat ein Date in der Mall«, trällerte Aria. »Wirst du dein zweites Abendessen auf der Fressmeile einnehmen? Bei Mr Wongs Großer Hühnchen-Mauer?«
»Halt die Klappe«, schnappte Mike. »Wir essen Nachtisch im Rive Gauche. Aber hey, es ist kein Date . Sie geht auf die Staatliche. « Er sagte Staatliche in einem Ton, den andere Leute für Klärgrube voller Blutegel reservierten. »Ich date nur Mädels mit Kohle.«
Aria kniff die Augen zusammen. »Du bist ekelhaft.«
»Vorsicht, Shakespeare-Liebhaberin«, grinste Mike.
Aria wurde blass. Shakespeare war Mikes Spitzname für Ezra Fitz, Arias Quasi-Exfreund – und Ex-Englischlehrer. Dies war das andere Geheimnis gewesen, mit dem Mona-als-A. sie gequält hatte. Die Presse hatte zwar dieses Vergehen diskret verschwiegen, aber Aria vermutete, dass Mike von seinem Teamkollegen Noel Kahn von Ezra erfahren hatte. Der Typ war die größte Klatschtante von Rosewood Day. Aria hatte Mike schwören lassen, Ella nichts davon zu erzählen, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, gelegentlich darauf anzuspielen.
Ella spießte ein Stück Brot auf. »Ich habe vielleicht auch bald ein Date«, platzte sie heraus.
Aria ließ die Fonduegabel sinken. Verblüffter hätte sie nur sein können, wenn Ella verkündet hätte, sie würde zurück nach Reykjavik ziehen, wo die Familie drei Jahre lang gelebt hatte. »Was? Wann?«
Ella fummelte an ihrer klobigen Türkiskette herum.
»Dienstag.«
»Mit wem?«
Ella senkte den Kopf und enthüllte einen schmalen Streifen grauer Haarwurzeln. »Nur jemand, den ich bei Match.com kennengelernt habe. Er klingt nett … aber wer weiß? Ich habe ihn ja noch gar nicht getroffen. Wir haben hauptsächlich über Musik geredet. Wir finden beide die Rolling Stones gut.«
Aria zuckte mit den Schultern. Aus den Siebzigern mochte sie Velvet Underground lieber – Mick Jagger war noch dünner als sie selbst und Keith Richards machte ihr schlichtweg Angst. »Was macht er beruflich?«
Ella lächelte verlegen. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich weiß nur,
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