Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
wieder gut werde.
Sie schaute die anderen an. Alle lächelten versonnen, als spürten auch sie etwas. Vielleicht hatte Marion tatsächlich recht gehabt, und an diesem Ritual war wirklich etwas dran. Sie mussten endlich den ganzen schrecklichen Herbst hinter sich lassen. Alis Mörder war gefasst, und der A.-Albtraum war vorbei. Eine ruhigere, glücklichere Zukunft lag vor ihnen.
Die Sonne versank schnell hinter den Bäumen und tauchte den Himmel und die Schneewehen in ein milchiges, lavendelblaues Licht. Die Windmühle der Hastings drehte sich langsam im Wind und vor einer nahen Kiefer kämpften ein paar Eichhörnchen
miteinander. Wenn eins der Eichhörnchen jetzt auf den Baum klettert, ist endgültig Ruhe eingekehrt, sagte Emily sich. Auf solche abergläubischen Spielchen verließ sie sich seit Jahren. Und kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, eilte ein Eichhörnchen den Stamm bis zum Wipfel hinauf.
Kapitel 2
FAMILIENBANDE
Eine halbe Stunde später stürmte Hanna Marin in das Haus ihrer Familie, knuddelte ihren Dobermannpinscher Dot und warf ihre Tasche aus Leder mit Schlangenprägung auf das Wohnzimmersofa. »Entschuldigt die Verspätung!«, rief sie.
In der Küche roch es nach Tomatensoße und Knoblauchbrot. Hannas Vater, seine Verlobte Isabel und Isabels Tochter Kate saßen bereits am Esszimmertisch. Große Keramikschüsseln mit Pasta und Salat standen in der Mitte auf dem Tisch, und vor Hannas leerem Platz warteten ein Teller mit Bogenkante, eine Serviette und ein hohes Glas mit Perrier. Als Isabel am ersten Weihnachtsfeiertag angekommen war – nur Sekunden, nachdem Hannas Mutter in den Flieger gestiegen war, der sie zu ihrem neuen Job in Singapur bringen würde –, hatte sie sofort beschlossen, dass sie jeden Sonntag im Esszimmer zu Abend essen würden, damit dieses »Familienerlebnis« etwas Besonderes wäre.
Hanna fläzte sich auf den Stuhl und versuchte, alle Blicke zu ignorieren. Ihr Vater warf ihr ein hoffnungsvolles Lächeln zu, und Isabels Miene besagte entweder, dass sie gerade einen Pups unterdrückte oder enttäuscht war, weil Hanna zur Familienzeit zu spät kam. Kate hingegen legte voller Mitleid den Kopf schief. Und Hanna wusste ganz genau , wer als erstes den Mund aufmachen würde.
Kate strich sich das unverschämt glänzende, kastanienbraune Haar glatt und fragte mit unschuldigem Blick: »Warst du wieder bei eurer Trauer-Therapeutin?«
Bingo!
Hanna murmelte ein »Ja« und nahm einen riesigen Schluck Perrier.
»Wie war’s?«, fragte Kate mit ihrer besten Oprah-Stimme. »Hilft es?«
Hanna schniefte verächtlich. Ehrlich gesagt hielt sie die Treffen mit Marion für reine Zeitverschwendung. Ihren ehemals besten Freundinnen war es ja vielleicht möglich, Ali und A. hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen, aber Hanna musste schließlich den Verlust von zwei besten Freundinnen verarbeiten. Und Hanna wurde jeden Tag fast sekündlich an Mona erinnert. Als Dot im gefrorenen Hintergarten herumsprang, und das karierte Burberry-Hundemäntelchen trug, das Mona ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Als sie ihren Schrank öffnete und den silbernen Jill-Stuart-Rock sah, den sie sich von Mona ausgeliehen und nie zurückgegeben hatte. Und wenn sie in den Spiegel blickte und versuchte, Marions lahme Mantras zu rezitieren, sah sie die Tropfenohrringe, die sie vergangenes Frühjahr mit Mona bei Banana Republic geklaut hatte. Und sie sah noch etwas anderes: Die verblasste, z-förmige Narbe auf ihrem Kinn, die von jenem Abend stammte, an dem Hanna begriffen hatte, dass Mona A. war, woraufhin Mona sie mit ihrem SUV angefahren hatte.
Hanna hasste es, dass ihre zukünftige Stiefschwester detailliert über alles Bescheid wusste, was im vergangenen Herbst passiert war – und natürlich darüber, dass ihre beste Freundin versucht hatte, sie umzubringen. Aber das wusste nun mal
ganz Rosewood: Die Lokalpresse kannte praktisch kein anderes Thema. Und noch merkwürdiger: Das ganze Land war von einer Art A.-Manie heimgesucht worden. Überall meldeten Kids, dass sie SMS von Personen namens A. bekommen hatten, aber es stellte sich jedes Mal heraus, dass es neidische Klassenkameradinnen oder wütende Exfreunde gewesen waren. Sogar Hanna hatte schon ein paar Pseudo-A.-SMS bekommen, aber die waren ganz offensichtlich nur Werbung. Ich kenne alle deine schmutzigen Geheimnisse! Und hey – willst du ein paar Klingeltöne kaufen? Drei für einen Dollar! So was Bescheuertes.
Kate fixierte
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