Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
ihre Beziehung neu belebten, hatte sie nicht daran geglaubt, dass sie jemals wieder die Fantastische Hanna Marin werden konnte – und jetzt sah es ganz danach aus, als gäbe es doch eine Chance. Das beliebteste Mädchen an der Rosewood Day zu werden, war in jedem Molekül von Hannas DNA verankert. Seit der vierten Klasse hatte sie alle Designer in der Vogue , der Women’s Wear Daily und der Nylon auswendig gelernt, sogar die unwichtigsten. Damals hatte sie mit Scott Chin, einem ihrer wenigen Freunde, geübt, gehässige Kommentare über die anderen Mädchen in ihrer Klasse abzugeben. Er hatte kichernd gesagt, sie würde einmal ein echtes Miststück werden.
In der sechsten Klasse war Hanna nach dem Ende des Zeitkapsel-Spiels
zum Wohltätigkeitsflohmarkt in der Rosewood Day gegangen und hatte gesehen, dass jemand dämlicherweise einen Hermes-Schal in die 50-Cent-Kiste geworfen hatte. Nur Sekunden später war Ali neben ihr gestanden und hatte sie für ihren modischen Sachverstand gelobt. Und dann waren sie ins Gespräch gekommen. Hanna war sicher, dass Ali sie nicht zu ihrer besten Freundin gemacht hatte, weil sie hübsch, dünn oder mutig genug gewesen war, in Alis Hintergarten aufzutauchen, um ihr Stück der Flagge zu stehlen. Sie hatte Hanna erwählt, weil sie am besten für diesen Job geeignet war. Und weil sie ihn mehr als alles in der Welt gewollt hatte. Hanna strich sich das Haar glatt und versuchte zu vergessen, was gerade mit Lucas passiert war. Mit selbstsicheren Schritten ging sie den Gang entlang zu ihren neuen Freundinnen.
Als sie um die Ecke bog, sah sie, wie Kate, Naomi und Riley sie direkt ansahen und dann in ein gehässiges Kichern ausbrachen.
Vor Hannas Augen verschwamm alles. Auf einmal stand nicht mehr Kate vor ihr – sondern Mona. Es war vor ein paar Monaten gewesen, kurz vor Monas Party zu ihrem siebzehnten Geburtstag. Hanna würde nie vergessen, wie Mona neben Naomi und Riley gestanden und so getan hatte, als seien die drei die besten Freunde. Sie hatten über Hanna gelästert und sie eine Verliererin genannt. Wer die Vergangenheit vergisst, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Kate, Naomi und Riley lachten doch sicher nicht über sie. Oder etwa doch? Dann wurde Hannas Blick wieder klar. Kate bemerkte sie und winkte ihr begeistert zu. Treffen wir uns in der nächsten Hohlstunde im Steam? , sagte sie lautlos und deutete auf die Cafeteria.
Hanna nickte schwach. Kate warf ihr eine Kusshand zu und verschwand mit den anderen hinter der Ecke.
Hanna wirbelte herum und stürmte ins Mädchenklo. Gott sei Dank war es leer. Sie rannte zum Waschbecken und beugte sich darüber. Ihr Magen tobte. Der scharfe Geruch von Ammoniakreiniger drang ihr in die Nase. Sie starrte aus nächster Nähe in den Spiegel, sodass sie jede Pore sah.
Sie haben nicht über dich gelacht. Du bist Hanna Marin , sagte sie tonlos zu ihrem Spiegelbild. Die Fantastische Hanna Marin. Das beliebteste Mädchen der Schule. Alle wollen so sein wie du.
Ihr BlackBerry, der in einer Seitentasche ihrer Handtasche steckte, summte. Hanna zuckte zusammen und holte ihn heraus. Eine neue SMS .
In dem kleinen Raum mit den Mosaikfliesen war es still. Ein Tropfen fiel ins Waschbecken. Die Händetrockner aus Chrom verzerrten Hannas Gesicht zu einer unförmigen Kugel. Sie suchte unter den Kabinentüren nach Füßen. Niemand da.
Dann holte sie tief Luft und drückte auf Lesen.
Hanna – du stehst eben auf
Schmelzkäse … und offenbar
auch auf Demütigungen. Ruinier
sie, bevor sie dich ruiniert.
– A.
Wut strömte durch Hannas Adern. Sie hatte die Nase voll von dieser Pseudo-A. Hanna öffnete eine Antwort-SMS und tippte los. Verfaul in der Hölle. Du weißt gar nichts über mich. Ihr BlackBerry piepste befriedigend, als die Nachricht versendet wurde. Gerade als Hanna ihn wieder in die Wildlederhülle schieben wollte, summte er erneut.
Ich weiß, dass eine gewisse
Person sich manchmal im Mäd-
chenklo den Finger in den Hals
steckt. Ich weiß auch, dass diese
Person sehr traurig ist, weil sie
nicht mehr Daddys Lieblings-
tochter ist. Und ich weiß, dass sie
ihre beste Freundin vermisst,
obwohl die sie umbringen wollte.
Und warum weiß ich das alles?
Weil ich in Rosewood aufgewach-
sen bin, Hannalein. Genau wie du.
– A.
Kapitel 23
DER LEISESTE GERICHTSSAAL DER MAIN LINE
Aria stieg aus Spencers Mercedes und starrte mit offenem Mund auf den Medienzirkus vor dem Rosewooder Gericht. Auf den Stufen drängten sich Reporter, Kameramänner und
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