Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
klopfte nervös mit der Spitze ihres Jimmy-Choo-Stiefels auf den Boden. Emily sah aus, als würde sie gleich losheulen. Als sie ihre alten Freundinnen an ihrem alten geheimen Treffpunkt zusammen stehen sah, brach etwas in Spencer entzwei. Du solltest ihnen sagen, was passiert ist , dachte sie. Es fühlte sich falsch an, Ians Besuch vor ihnen geheim zu halten. Aber die SMS stand ihr klar vor Augen: Wenn du jemandem von mir erzählst …
»Sind wir bereit?«, fragte Hanna und kaute nervös auf ihrer Lippe herum.
»Ich glaube schon«, antwortete Emily. »Es wird komisch werden, Ian zu sehen.«
»Auf jeden Fall«, flüsterte Aria.
»Hm«, stammelte Spencer nervös und starrte auf einen gezackten Riss im Bodenbelag.
Die Sonne stach durch eine Wolkenbank und glitzerte blendend weiß auf dem restlichen Schnee. Ein Schatten bewegte sich hinter dem Klettergerüst, aber als Spencer sich umdrehte, war es nur ein Vogel. Sie dachte an den Traum, den sie heute Morgen gehabt hatte. Die jüngere Ali schien nicht an Ian interessiert zu sein, aber die ältere hatte sie dazu gedrängt, mit ihm zu flirten – schließlich sei er sehr attraktiv. Alles war so, wie Ian es Spencer gestern gesagt hatte. Dass ihn Ali zuerst nicht ernst
genommen habe. Und dann habe sie ihn ganz plötzlich doch gemocht, als habe man einen Schalter umgelegt.
»Könnt ihr euch daran erinnern, ob Ali jemals etwas Negatives über Ian gesagt hat?«, platzte sie heraus. »Zum Beispiel, dass er zu alt oder zu seltsam für sie sei?«
Aria blinzelte verwirrt. »Nein …«
Emily schüttelte ebenfalls den Kopf, ihr rotblonder Pferdeschwanz wippte hin und her. »Ali hat ein paarmal mit mir über Ian geredet. Sie hat nie seinen Namen genannt, nur gesagt, er sei älter und sie sei total in ihn verknallt.« Sie blickte schaudernd auf den schlammigen Boden.
»Das dachte ich auch«, sagte Spencer befriedigt.
Hanna fuhr sich mit dem Finger über ihre Narbe am Kinn. »Aber ich habe vor ein paar Tagen etwas Merkwürdiges in den Nachrichten gesehen. Es wurden Leute am Bahnhof zu Ians Anhörung interviewt. Und dieses Mädchen, Alexandra Soundso, sagte, ihrer Meinung nach hätte Ali Ian für pervers gehalten. «
Spencer starrte sie an. »Alexandra Pratt?«
Hanna nickte achselzuckend. »Ich glaube schon. Ist sie älter als wir?«
Spencer atmete zitternd aus. Alexandra Pratt war in der Elften gewesen als Ali und Spencer Sechstklässlerinnen waren. Alexandra war Kapitän der Auswahl-Feldhockeymannschaft gewesen und hatte entschieden, wer in die Mannschaft aufgenommen wurde und wer nicht. In der Rosewood Day durften Sechstklässlerinnen sich für die Auswahlmannschaft bewerben, aber jedes Jahr wurde nur eine in die Mannschaft aufgenommen. Ali prahlte, sie habe gute Chancen, weil sie im Herbst ein paarmal mit Alexandra und den anderen älteren
Spielerinnen trainiert habe, aber Spencer hatte sie ausgelacht. Ali war lange nicht so gut wie sie selbst.
Aus irgendwelchen Gründen mochte Alexandra Spencer aber nicht. Sie kritisierte ständig Spencers Dribbelkünste und sagte ihr, sie halte den Schläger falsch. Dabei hatte Spencer jedes Jahr ihre Sommerferien im Hockey-Camp verbracht und dort von den Allerbesten gelernt. Als die Mannschaftsaufstellung bekannt gegeben wurde und Alis Name statt Spencers auf der Liste stand, war Spencer wütend und ungläubig nach Hause gestürmt und hatte nicht auf Ali gewartet. »Du kannst es ja nächstes Jahr noch mal probieren«, hatte Ali später am Telefon zu ihr gesagt. »Komm schon, Spence. Du kannst nicht immer die Beste sein.«
Und dann hatte sie schadenfroh gekichert. Seit diesem Abend hatte Ali ihre brandneue Auswahlmannschaftsuniform immer so in ihr Schlafzimmerfenster gehängt, dass Spencer sie von ihrem Zimmer aus sehen konnte.
Spencer und Ali konkurrierten nicht nur beim Feldhockey, sondern überall miteinander. In der siebten Klasse hatten sie eine Wette darüber abgeschlossen, wer mehr ältere Jungs abschleppen konnte. Obwohl keine der beiden es zugab, wussten sie doch beide, dass Ian ihr Hauptkandidat war. Jedes Mal, wenn sie alle bei Spencer zu Hause waren und Melissa und Ian dort auch herumhingen, ging Ali immer möglichst dicht an Ian vorbei, zog ihren Hockeyrock hoch, richtete sich kerzengerade auf und streckte ihren Busen vor.
Sie hatte auf keinen Fall den Eindruck erweckt, dass sie Ian für pervers hielt. Alexandra Pratt verwechselte da offenbar etwas.
Ein Bus fuhr dröhnend zur Haltestelle. Spencer zuckte zusammen. Aria
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