Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
schlagen. Welche Nachrichten? hatte Ian gefragt. Aber wenn Ian keine A.-Botschaften verschickt hatte – wer dann?
Der kalte Schneematsch drang ungehindert durch Spencers Reitstiefel, direkt zu ihren Zehen. Spencer starrte auf den Pfad auf der Rückseite des Hofes, den Ort, an dem sie mit Ali gekämpft hatte. Alles, was geschehen war, nachdem Spencer Ali zu Boden geschubst hatte, war aus Spencers Gedächtnis verschwunden. Sie hatte sich vor Kurzem nur noch daran erinnert, dass Ali aufgestanden und den Weg entlanggelaufen war.
Doch jetzt stiegen weitere, flackernde, teils scharfe und teils verschwommene Bilder vor Spencers innerem Auge auf. Alis dünne Beine, die aus ihrem Feldhockey-Rock ragten, die langen Haare, die ihr den Rücken hinunterflossen, die Sohlen ihrer Flipflops. Es war noch jemand bei ihr gewesen, und die beiden stritten miteinander. Vor ein paar Monaten war sich Spencer sicher gewesen, dass die zweite Person Ian gewesen war. Aber als sie versuchte, sich noch einmal daran zu erinnern, konnte sie das Gesicht der Person nicht mehr sehen.
Hatte sie sich auf Ian versteift, weil Mona sie mit dieser Information gefüttert hatte? Weil sie einfach wollte, dass es einen Schuldigen gab, damit endlich alles vorbei war?
Die Sterne funkelten friedlich. Eine Eule schrie in einer großen Eiche hinter der Scheune. Spencers Nase juckte, und sie glaubte, eine in der Nähe brennende Zigarette zu riechen. Und dann läutete ihr Sidekick.
Das Klingeln hallte laut über den großen, leeren Hof. Spencer griff mit ihrer Hand in ihre Tasche und drückte die Lautlos-Taste. Mit tauben Fingern holte sie das Handy aus der Tasche. Das Display teilte ihr mit, dass sie eine neue E-Mail von jemandem namens Ian_T bekommen hatte.
Ihr Magen verkrampfte sich.
Spencer. Ich warte im Wald auf
dich, an der Stelle, an der sie
starb. Ich muss dir etwas zeigen.
Spencer lutschte an ihren Zähnen. Die Stelle, an der sie starb. Auf der anderen Seite der Scheune. Sie stopfte Arias Zeichnung in ihre Jackentasche und zögerte einen Moment. Dann holte sie tief Luft und begann zu rennen.
Kapitel 30
SCHWACHHEIT, DEIN NAME IST WEIB!
Hanna hatte auf ihrer Suche nach Lucas bereits drei Runden durch das Haus der Hastings gedreht. Sie kam schon wieder an der Jazzband vorbei, an den Betrunkenen an der Bar und den versnobten Gästen, die sich respektlos über die unbezahlbaren Kunstwerke äußerten, die an den Wänden hingen. Sie sah Melissa Hastings, die in ihr Handy sprach, nach oben gehen. Als sie in das Büro von Spencers Vater kam, hatte sie offenbar einen Streit zwischen Mr Hastings und Rektor Appleton unterbrochen. Aber weit und breit keine Spur von Lucas.
Schließlich wanderte sie in die Küche, die von dichtem Dampf erfüllt war und nach Garnelen, Ente und schwerer Soße roch. Die Catering-Leute waren damit beschäftigt, Appetithäppchen und kleine Desserts aus mit Folie überzogenen Frachtkisten zu holen. Hanna hatte fast erwartet, hier Lucas anzutreffen, der mithalf, weil er sie mit all der Arbeit nicht allein lassen wollte – das hätte ihm ähnlich gesehen. Aber auch hier war er nicht.
Sie versuchte erneut, Lucas auf dem Handy zu erreichen, aber nur die Mailbox meldete sich. »Ich bin’s«, sagte Hanna schnell nach dem Pfeifton. »Ich hatte einen guten Grund für mein Verhalten. Bitte, lass es mich dir erklären.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, wurde das Display des Handys dunkel. Warum hatte sie Lucas nicht einfach von den Botschaften
von A. erzählt, als sie die Chance dazu gehabt hatte? Doch sie wusste, warum: Sie war sich selbst nicht sicher gewesen, ob sie echt waren. Und als sie dann anfing, zu glauben, dass sie tatsächlich echt waren, hatte sie Angst gehabt, dass etwas Schlimmes passieren würde, wenn sie jemandem davon erzählte.
Und deshalb hatte sie den Mund gehalten. Aber nun sah es so aus, als würden noch viel schlimmere Dinge passieren.
Hanna ging zur Tür des Medienzimmers und lugte hinein, doch der Raum war enttäuschend leer. Die rote Wolldecke, die für gewöhnlich ordentlich auf der Couch lag, hing schief über den Polstern, und ein paar leere Cocktailgläser und zerknüllte Servietten lagen auf dem Kaffeetisch. Ansonsten thronte dieser große, verrückte Draht-Eiffelturm auf dem Buffet. Er war so riesig, dass er fast die Decke erreichte. Das alte Foto von Ali aus der sechsten Klasse war immer noch dagegen gelehnt.
Hanna betrachtete es argwöhnisch. Ali hielt den Zeitkapsel-Flyer in ihren Händen, den Mund
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