Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
lachend weit aufgerissen. Noel Kahn stand direkt hinter ihr, auch er lachte. Eine unscheinbare Gestalt lungerte im Hintergrund herum, kaum zu erkennen. Hanna beugte sich nach vorne, ihr Magen rutschte ihr in die Kniekehlen, als wäre er mit Blei beschwert. Es war Mona. Sie lehnte am Lenker ihres pinkfarbenen Razor-Motorollers, ihre Augen auf Alis Rücken gerichtet. Es war, als würde man einen Geist sehen.
Hanna sank in die Couch, sie starrte auf Monas unscharfe Gestalt. Warum hast du mir das angetan? War irgendetwas von dem, was wir hatten, echt? Waren wir jemals wirklich Freundinnen? Wie habe ich mich in dir so irren können?
Ihr Blick konzentrierte sich wieder auf Alis breiten, offenen Mund. Als Hanna und Mona in der achten Klasse Freundinnen wurden, war Hanna über Ali und die anderen hergezogen, um Mona zu zeigen, dass sie wirklich nicht so toll gewesen waren. Sie erzählte Mona die Story, wie sie am Samstag nach Beginn der Zeitkapsel-Jagd in Alis Hinterhof aufgetaucht war, mit der Absicht, Alis Stück der Flagge zu stehlen. »Spencer, Emily und Aria waren auch da«, hatte Hanna ihrer Erinnerung nach gesagt und die Augen gerollt. »Es war so merkwürdig. Und noch merkwürdiger war, wie Ali aus der Hintertür stürmte und über den ganzen Hof auf uns zurannte. ›Ihr seid zu spät dran‹, sagte sie.« Hanna hatte sogar Alis hohe Stimme nachgemacht und ihre innere Beschämung geflissentlich ignoriert. »Und dann sagte sie, dass irgendein Arschloch bereits ihr Stück gestohlen hätte, obwohl es schon dekoriert war und so.« – »Wer hat es geklaut?«, fragte Mona, die an jedem Wort, hing. Hanna zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich ein Freak, der in seinem Schlafzimmer einen Ali-Schrein errichtet hat. Ich wette, dass er deshalb nie das Stück mitgebracht hat, damit es mit der Zeitkapsel begraben wird – er schläft wahrscheinlich jede Nacht neben ihm ein. Und vielleicht steckt er es sich jeden Morgen in die Unterhose.«
»Iiih«, schrie Mona und wand sich schaudernd.
Dieses Gespräch mit Mona hatte zu Beginn der achten Klasse stattgefunden, gerade als das damalige Zeitkapsel-Spiel anfing. Drei Tage später fanden Hanna und Mona gemeinsam ein Stück der Flagge, das in der W-Ausgabe der Enzyklopädie in der Rosewood-Bibliothek steckte. Es war, als hätten sie ein goldenes Ticket in Charlie und die Schokoladenfabrik gewonnen – ein sicheres Omen, dass sich ihr Leben verändern würde. Sie
hatten das Stück gemeinsam dekoriert und in großen, dicken Buchstaben über den ganzen Stoff Mona und Hanna 4EVER geschrieben. Ihre Namen waren nun gemeinsam begraben, eine Metapher für diese Farce einer besten Freundschaft.
Hanna ließ sich gegen die Couch fallen, Tränen schossen ihr in die Augen. Wenn sie doch nur zu den Trainingsplätzen hinter Rosewood Day rennen, die Zeitkapsel ausgraben und dieses dumme Flaggenstück verbrennen könnte. Wenn sie doch nur jede andere Erinnerung, die sie sich gemeinsam geschaffen hatten, ebenfalls verbrennen könnte.
Die in der Decke versenkten Lichter über Hannas Kopf spiegelten sich auf dem Bild wider. Als sie erneut das Foto ansah, runzelte sie die Stirn. Alis Augen wirken so mandelförmig und ihre Wangen waren schrecklich aufgedunsen. Auf einmal sah das Mädchen auf dem Foto aus wie eine Ali-Fälschung, eine Ali, die um ein paar Grad nach links gedreht worden war. Aber als Hanna blinzelte, war es wieder nur Ali, die vom Bild zurückstarrte. Hanna legte die Hände vors Gesicht, es fühlte sich an, als würden Würmer über ihre Haut kriechen.
»Da bist du.«
Hanna schrie auf und fuhr herum. Ihr Vater trat durch die Tür. Er trug im Gegensatz zum Rest der hier anwesenden Männer keinen Anzug, sondern Khakihosen und einen marineblauen Pullover mit V-Ausschnitt.
»Oh«, keuchte sie. »I-ich wusste nicht, dass du kommen würdest. «
»Hatte ich auch nicht geplant«, sagte er. »Ich bin nur kurz hier.«
Eine schmale Gestalt stand hinter ihm. Sie trug ein trägerloses weißes Kleid, ein brandneues Swarovski-Kristallarmband
und Peep-Toe-Stiefeletten von Prada aus Satin. Als sie ins Licht trat, blieb Hannas Herz stehen. Kate.
Hanna biss sich heftig auf die Innenseite ihrer Wange.
Natürlich war Kate zu Stiefpapa gerannt und hatte ihm brühwarm alles erzählt. Sie hätte es kommen sehen sollen.
Mr Marins Augen loderten. »Hast du deinen Freunden erzählt, dass Kate … Herpes hat?« Die letzten Worte murmelte er.
Hanna zuckte zurück. »Hab ich, ja. Aber …«
»Was zum
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