Pretty Little Liars- Unschuldig
kaffeebraunen Lederkissen und legte die Fernbedienung auf ihren nackten Bauch. Ein bisschen Selbstfindung würde ihr an diesem klaren Samstagmorgen sicher guttun.
Der gestrige Abend war ziemlich verschwommen - als wäre sie ohne Kontaktlinsen durch die Nacht gelaufen - und ihr Kopf dröhnte. War irgendein Tier involviert gewesen? Sie hatte ein paar Schokoriegel-Verpackungen in ihrer Handtasche gefunden. Hatte sie die gegessen? Alle? Ihr Bauch tat ziemlich weh und war auch etwas geschwollen. Und warum hatte sie so deutlich einen Supermarkt-Truck vor Augen? Sie kam sich vor, als müsse sie Puzzleteile zusammensetzen, aber für Puzzles war Hanna viel zu ungeduldig. Sie rammte immer Stücke zusammen, die eigentlich nicht zueinanderpassten.
Es klingelte. Hanna stöhnte und rollte sich von der Couch. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihr olivgrünes Rippenshirt zurechtzuziehen, das verrutscht
war und beinahe ihren Busen entblößte. Sie öffnete die Tür einen Spalt und knallte sie dann erschrocken wieder zu.
Holla. Dieser Cop, Mr April. Äh, Darren Wilden.
»Mach die Tür auf, Hanna.«
Sie beobachtete ihn durch den Türspion. Er stand mit verschränkten Armen draußen und wirkte sehr geschäftlich. Aber sein Haar war verstrubbelt und sie sah seine Waffe nirgends. Und was für ein Cop ging an einem wolkenlosen Samstagvormittag um zehn Uhr auf Streife?
Hanna schaute auf ihr Spiegelbild in dem runden Dielenspiegel. Jesus. Kissenabdruck? Ja. Geschwollene Augen, rissige Lippen? Absolut. Schnell rieb sie über ihr Gesicht, band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz und setzte ihre runde Chanel-Sonnenbrille auf. Dann riss sie die Tür auf.
»Hi«, sagte sie fröhlich. »Wie geht’s?«
»Ist deine Mom zu Hause?«, fragte er.
»Nö«, sagte Hanna kokett. »Sie kommt erst heute Mittag wieder.«
Wilden schürzte die Lippen. Er sah gestresst aus. Hanna fiel auf, dass über seiner Augenbraue ein durchsichtiges Pflaster klebte. »Hat dir deine Freundin eine geschallert?«, fragte sie und zeigte darauf.
»Nein …« Wilden berührte das Pflaster. »Ich bin gestern beim Zähneputzen gegen meinen Medikamentenschrank gestoßen.« Er verdrehte die Augen. »Morgens bin ich ziemlich grobmotorisch.«
Hanna lächelte. »Willkommen im Club. Ich bin gestern
Abend auf den Hintern gefallen wie der letzte Trampel.«
Wildens gütige Miene wurde plötzlich streng. »Bevor du das Auto gestohlen hast oder danach?«
Hanna wich zurück. »Wie bitte?«
Warum sah Wilden sie an, als wäre sie das Kind Außerirdischer? »Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten, dass du ein Auto gestohlen hast«, sagte er langsam und deutlich.
Hannas Mund klappte auf. »Ich … Was ?«
»Einen schwarzen BMW? Der einem gewissen Edwin Ackard gehört? Du hast ihn gegen einen Telefonmast gesetzt, nachdem du eine Flasche Ketel One geleert hast? Klingelt da was?«
Hanna schob ihre Sonnenbrille zurecht. Das war gestern passiert? »Ich war gestern nicht betrunken«, log sie.
»Wir haben unter dem Fahrersitz eine Wodkaflasche gefunden«, sagte Wilden. »Also war jemand betrunken.«
»Aber …«
»Ich muss dich mit auf die Wache nehmen«, unterbrach Wilden. Er klang ziemlich enttäuscht.
»Ich habe das Auto nicht gestohlen«, quietschte Hanna. »Sean - sein Sohn - sagte, ich könnte es ausleihen.«
Wilden hob eine Augenbraue. »Du gibst also zu, dass du es gefahren hast?«
»Ich …«, begann Hanna. Scheiße! Sie machte einen Schritt ins Haus. »Aber meine Mom ist nicht da. Sie wird nicht wissen, was mit mir passiert ist.« Peinlicherweise
stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie drehte sich weg und versuchte, sich zusammenzureißen.
Wilden trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er wusste offenbar nicht, was er mit seinen Händen machen sollte. Zuerst steckte er sie in die Hosentaschen, dann schwebten sie in Hannas Nähe und schließlich rang er sie. »Hör zu, wir rufen deine Mom von der Wache aus an, okay?«, sagte er schließlich. »Und ich lege dir auch keine Handschellen an und du darfst bei mir vorne sitzen.« Er ging zurück zu seinem Auto und öffnete die Beifahrertür für sie.
Eine Stunde später saß sie auf den gleichen gelben Plas tiksitzen wie vor ein paar Tagen, starrte auf das gleiche »Polizeilich gesucht«-Plakat und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Gerade hatte man ihr Blut abgenommen, um zu testen, ob sie von gestern immer noch betrunken war. Hanna wusste es nicht, ob sie es war - blieb Alkohol so lange im Körper? Jetzt
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