Pretty Little Liars - Unvergleichlich
ihr Haar nicht elektrisch aufgeladen, sie war weder aus Schlafmangel groggy noch gestresst von ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen. Um ehrlich zu sein, sie wusste nicht, wann sie sich zuletzt so … perfekt gefühlt hatte.
Dies war kein gewöhnlicher Traum, das spürte sie deutlich; hier passierte etwas viel Wichtigeres. Plötzlich sah sie einen grellen Lichtblitz vor sich aufzucken, dann noch einen und noch einen. Ihre Umgebung erschien so langsam vor ihren Augen wie ein Foto auf einer langsam ladenden Website.
Sie saß mit ihren drei besten Freundinnen auf Alison DiLaurentis’ Veranda. Spencers aschblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und Aria hatte ihre blau schwarze Mähne zu Zöpfen geflochten. Emily trug ein türkisfarbenes T-Shirt und Boxershorts mit dem Logo der Schwimmmannschaft der Rosewood Day auf dem Hintern.
Eine schreckliche Vorahnung stieg in Hanna auf, und als sie in das Fenster in der Hauswand sah, starrte ihr Siebtklass-Selbst zurück. Ihre feste Zahnspange war mit grünen und pinkfarbenen Gummibändern fixiert und ihr kackbraunes Haar zu einem Knoten geschlungen. Ihre Arme sahen aus wie Weißwürste und ihre Beine wie bleiche, schwabbelige Brotlaibe. Das gute Gefühl verflog augenblicklich.
»Äh, Mädels?«
Hanna drehte sich um. Ali war hier . Sie stand direkt vor ihr und starrte die Mädchen an, als seien sie gerade aus dem Boden gewachsen. Sie kam näher, und Hanna roch ihren Pfefferminzkaugummi und ihr Ralph-Lauren-Parfum. Sie trug ihre violetten Puma-Flipflops – Hanna hatte ganz vergessen, dass Ali die besessen hatte. Sie hatte auch vergessen, was Ali mit ihren Füßen anstellen konnte: Sie konnte ihren zweiten Zehen über ihren Großzeh klemmen und sagte, das bringe Glück. Hanna wünschte sich, Ali würde ihre Zehen in diesem Augenblick überkreuzen und all die anderen einzigartigen Ali-Dinge tun, an die Hanna sich so verzweifelt zu erinnern versuchte.
Spencer stand auf. »Weshalb hat sie dir Feuer unter dem Hintern gemacht?«
»Hast du dir etwa ohne uns Ärger eingebrockt?«, scherzte Aria. »Und wieso hast du dich umgezogen? Das Top von vorhin war total süß.«
»Sollen wir lieber … gehen?«, fragte Emily unsicher.
Hanna erinnerte sich genau an diesen Tag. Auf ihrer Handinnenfläche standen immer noch Reste von dem, was sie sich als kleine Spickhilfe für die Geschichtsstunde am
selben Morgen auf die Haut gekritzelt hatte. Sie griff in ihre Umhängetasche und spürte den Stoff des weißen Baretts, das sie am nächsten Tag bei der Abschlusszeremonie an der Rosewood Day tragen würde. Die Barette waren heute während der Mittagspause in der Turnhalle ausgeteilt worden.
Aber morgen würde nicht nur das Schuljahr enden, morgen würde noch etwas ganz anderes passieren!
»Ali«, sagte Hanna und stand so abrupt auf, dass sie eine der Zitronellakerzen umwarf, die auf dem Gartentisch standen. »Ich muss mit dir reden.«
Doch Ali ignorierte sie, als habe sie Hanna gar nicht gehört. »Meine Mom war sauer, weil ich … weil ich meine Hockeysachen mit ihrer Unterwäsche gewaschen habe«, sagte sie zu den anderen.
» Deshalb war sie so wütend auf dich?«, fragte Emily ungläubig.
» Ali! « Hanna hob die Hände und wedelte vor Alis Gesicht herum. »Du musst mir zuhören. Morgen wird dir etwas Furchtbares zustoßen. Wir müssen das verhindern!«
Ali warf Hanna einen schnellen Blick zu, zuckte dann mit den Schultern und nahm ihren gepunkteten Haarreif aus dem Haar. Dann sah sie Emily an. »Du kennst doch meine Mom, Em. Sie ist noch pedantischer als Spencer.«
»Hör doch endlich mit deiner Mutter auf!«, kreischte Hanna. Ihr war heiß, und ihre Haut juckte, als hätten eine Milliarde Wespen sie gestochen.
»Rate mal, wo unsere Pyjamaparty morgen steigt!«, sagte Spencer gerade.
»Wo?« Ali stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich nach vorne.
»In Melissas Scheune!«, schrie Spencer.
»Cool!«, jubelte Ali.
»Nein!«, schrie Hanna. Sie kletterte auf den Tisch, damit sie endlich Notiz von ihr nahmen. Wie konnten die anderen sie nur übersehen ? Sie war so fett wie eine Sehkuh. »Mädels, das geht nicht. Wir müssen woanders übernachten. Irgendwo, wo wir nicht alleine sind. An einem sicheren Ort.«
Die Räder in ihrem Kopf begannen, sich zu drehen. Vielleicht war sie in eine Zeitschleife geraten und tatsächlich wieder in der siebten Klasse, kurz vor Alis Tod, mit Wissen über die Zukunft. Das war die Chance, den Gang der Dinge zu verändern. Sie
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