Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
kaum älter wirkte als Spencer, begrüßte sie und sagte, dass sie sich gleich um sie kümmern werde. Spencer ließ sich in einen Ledersessel sinken und einer der beiden Labradoodle, Beatrice, machte es sich zu ihren Füßen bequem und begann, Spencers Ballerinas anzuknabbern.
Auf der anderen Seite der Wartezone räusperte sich jemand. Spencer blickte auf. Eine Frau mit wirren Haaren,
die einen winzigen Chihuahua in den Armen hielt, warf ihr einen bösen Blick zu. »Du bist das Mädchen, dessen tote beste Freundin eine geheime Zwillingsschwester hat, richtig? «, sagte sie und stach mit ihrem Zeigefinger nach Spencer. Als diese nickte, machte die Frau tss, tss und drückte ihren Hund so fest an sich, als sei Spencer vom Teufel besessen. »Das wird ein böses Ende nehmen. Ein böses Ende.«
Spencer klappte der Kiefer herunter. »Wie bitte?«
»Mrs Abernathy?«, rief eine Stimme aus dem Flur. »Wir wären jetzt bereit für Sie und Mr Belvedere.« Die alte Frau stand auf und klemmte sich den Hund unter den Arm. Nach einem letzten, Unheil verkündenden Blick auf Spencer verschwand sie um die Ecke.
Melissa schniefte fassungslos und Spencer schaute sie verstohlen an. Wie immer war das kinnlange Haar ihrer Schwester glatt und glänzend, ihre Pfirsichhaut makellos und ihr karierter Wollmantel fusselfrei. Auf einmal hatte Spencer genug von diesem dummen Streit. Wenn sogar verrückte alte Damen in Vintage-Chanelk leidern eine Meinung zu der Bombe hatten, die Mrs DiLaurentis gestern hatte platzen lassen, dann musste Melissa auch eine haben. Und außerdem war Ali nicht die Einzige, die eine geheime Schwester hatte: Courtney war auch Spencers und Melissas Halbschwester.
»Was sollen wir wegen Courtney machen?«, fragte Spencer.
Melissa schaute überrascht auf und ließ einen Bio-Hundekeks in die Kristallschüssel zurückfallen. »Wie bitte?«
»Courtney sagte, Ali habe ihr eine Menge über uns erzählt. Sollte ich versuchen, sie besser kennenzulernen? Wir sind schließlich mit ihr verwandt, wie du weißt.«
Melissa schaute weg. »Ich wusste nicht, dass Ali und Courtney sich so nahestanden. Was wusste sie denn alles?« Sie drehte die Verschlusskappe ihrer Wasserflasche ab und nahm einen langen Zug.
Spencer spürte, wie sich Angst in ihrem Magen ausbreitete. »Was hast du eigentlich bei der Pressekonferenz zu Jason gesagt?«
Melissa erstickte beinahe an ihrem Schluck Wasser. »Nichts.«
Spencer umklammerte Beatrice’ Leine. Irgendwo im Spa heulte ein Hund klagend auf. Nichts war es bestimmt nicht gewesen. »Und seit wann bist du eigentlich wieder mit Jason befreundet? Ich habe euch seit der Highschool nicht mehr miteinander reden sehen.«
Die Glocke an der Eingangstür klingelte und ein Mann mit einem Königspudel kam herein, der ein Tuch um den Hals trug. Sowohl Rufus als auch Beatrice sprangen sofort kampfbereit auf. Spencer hielt Melissas Blick fest. Sie war entschlossen, nicht nachzugeben, bis Melissa ihr die Wahrheit sagte.
Endlich seufzte ihre Schwester. »Ich habe zu Jason gesagt, er hätte mir erzählen müssen, dass Courtney wieder da ist.«
Die New-Age-Musik, die aus den Lautsprechern gedudelt war, verstummte plötzlich. »Was soll das heißen, wieder da ist? Wusstest du von Courtney?«, flüsterte Spencer.
Melissa starrte stur auf den Mantel in ihrem Schoß. »Hm. Irgendwie schon.«
»Seit wann?«
»Seit der Highschool.«
»Was?«
»Okay, Jason war damals unheimlich verknallt in mich.« Melissa zog Rufus an sich und streichelte ihm den Kopf. »Und eines Tages erzählte er mir, dass er noch eine Schwester habe, die in einer Klinik lebe. Er hat mich angefleht, niemandem etwas davon zu sagen. Und ich war ihm das schuldig.«
»Wie meinst du das?«
Eine Frau ging mit zwei sorgfältig frisierten Bichon Frisé an ihnen vorbei. »Na ja, ich habe Jason für Ian verlassen«, sagte Melissa und wich Spencers Blick aus. »Das hat ihm das Herz gebrochen.«
Spencer versuchte einzuordnen, wann das alles passiert war. Bevor die Scheune abgebrannt war, hatte sie ein altes Heft aus Melissas Highschoolzeit gefunden. Ihre Schwester hatte an den Rand gekritzelt, dass sie mit Jason abgestürzt war. Spencer erinnerte sich auch an den Samstag zu Beginn des sechsten Schuljahrs, an dem sie und ihre Freundinnen in Alis Garten geschlichen waren, um ihre Flagge zu stehlen. Im Haus hatten sich zwei Personen gestritten. Ali hatte »Hör auf damit!« geschrien und dann hatte sie jemand mit schriller Stimme nachgeäfft. Dann gab
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