Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Sie hörte Flüstern.
»Ich glaube, ich habe sie in die Auffahrt biegen sehen«, zischte Naomi.
»Kommt, wir verstecken uns!«, schrie Riley.
»Sie soll es bloß nicht wagen, hier reinzukommen«, sagte Kate abfällig. »Stimmt’s, Courtney?«
»Hm«, machte Courtney. Sie klang ziemlich unsicher.
Hanna schlich sich in ihr Zimmer und widerstand der Versuchung, die Tür hinter sich zuzuknallen. Dot, ihr Dobermannpinscher, sprang aus seinem Hundekörbchen und tanzte um ihre Füße, aber Hanna war so wütend, dass sie ihn gar nicht bemerkte.
Sie hätte es ahnen müssen. Naomi, Kate und Riley hatten Courtney unter ihre Fittiche genommen, wahrscheinlich weil sie der neue Medienstar der Stadt war. Den ganzen Tag waren sie als Respekt einflößendes Vierergespann durch die Flure der Rosewood Day stolziert, hatten mit den süßesten
Jungs geflirtet und Hanna geflissentlich ignoriert, wenn sie ihr begegneten. Nach der achten Stunde betrachteten die anderen Schüler Courtney nicht mehr mit gemischten Gefühlen, sondern mit Respekt und Bewunderung. Vier Typen hatten sie bereits zum Valentinsball eingeladen. Scarlet Ryders, die im diesjährigen Project Runway der Design-Fakultät im Finale stand, wollte für Courtney ein Kleid entwerfen.
Um das herauszufinden, hatte Hanna Courtney nicht einmal nachspionieren müssen. All das stand auf ihrer brandneuen Facebook-Seite und sie hatte bereits 10 200 Freunde aus der ganzen Welt.
Es klingelte und das Display von Hannas iPhone leuchtete in ihrer Tasche auf. Eine neue E-Mail, stand auf dem Display. Sie war von Mom. Hanna hörte nur selten von ihr – Ms Marin leitete die Singapur-Abteilung der Werbeagentur McManus & Tate und liebte ihren Beruf mehr als ihre einzige Tochter. Hallo Han, begann die Mail. Man hat mir sechs Tickets für die Modenschau von Diane von Furstenberg überlassen, die morgen in NYC stattfindet. Ich kann sie natürlich nicht benutzen. Willst Du hingehen? Ich habe die Tickets als PDFs angehängt.
Hanna las die Nachricht mehrere Male. Ihr juckte es in den Fingern. Sechs Tickets!
Sie stand auf, überprüfte ihr Outfit und ihre Frisur kurz im Spiegel und rannte dann auf den Flur. Als sie an Kates Tür hämmerte, verstummte das Gekicher drinnen schlagartig. Kate riss die Tür auf. Naomi, Riley und Courtney saßen neben Kates Bett auf dem Boden. Sie trugen Jeans und weite Kaschmirpullis. Auf dem Teppich kullerten Make-up-Fläschchen
und Lidschattendosen herum und neben ihnen lagen die üblichen Vogues, alte Jahrbücher der Rosewood Day und Smartphones. Außerdem noch vier kleine Gläser und eine Flasche Gosling’s Rum, den Mr Marin von einer Geschäftsreise nach Jamaika mitgebracht hatte. Hanna überlegte kurz, ob sie Kate bei ihrem Vater verpetzen sollte, aber ihr Dad würde es wahrscheinlich doch nur wieder schaffen, stattdessen ihr die Schuld zu geben.
Riley runzelte die Stirn. »Was willst du denn, Psycho?«
»Könntet ihr ein bisschen leiser sein?«, fragte Hanna zuckersüß. »Ich muss wegen ein paar Tickets zur Fashion Week telefonieren, die meine Mom mir geschickt hat. Und ich höre euer Gegacker bis in mein Zimmer.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis die anderen begriffen, was sie da gesagt hatte. »Was?«, quiekte Kate und schürzte die Lippen.
Naomi warf ihr Haar zurück. »Fashion Week. Na klar.«
»Macht einfach kurz die Musik leiser, okay?«, bat Hanna. »Ich will nicht, dass Diane von Furstenbergs Assistenten mich für ein dummes Highschool-Mädchen halten.« Sie winkte ihnen zu und tat so, als wolle sie gehen. »Dankedanke.«
»Moment.« Kate packte Hanna am Arm. » Die Diane von Furstenberg?«
»Man muss wichtig sein, um für so eine Show Tickets zu bekommen«, zischte Riley mit geblähten Nüstern. Hanna konnte einen winzigen Popel in ihrem linken Nasenloch sehen. »Psychos lassen sie dort nicht rein.«
»Meine Mom hat sechs Tickets bekommen«, sagte Hanna lässig und bohrte ihren Absatz in den Teppich. »Sie kriegt
über ihren Job andauernd solche Sachen. Aber weil sie in Singapur ist, hat sie sie mir geschickt.«
Sie zog ihr iPhone aus der Tasche und hielt es Kate vor die Nase. Alle sprangen auf und glotzten auf das Display. Naomi leckte sich hungrig die Lippen. Riley warf Hanna ein für ihre Verhältnisse aufrichtiges Lächeln zu, was jedoch eher nach einer Grimasse aussah. Courtney hielt sich im Hintergrund, die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Jeans geschoben. Die anderen Mädchen wendeten sich ihr, nachdem sie die Mail gelesen
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