Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
hatten, so ergeben zu, als sei sie Anna Wintour und die drei ihre unterwürfigen Assistentinnen.
»Cool«, verkündete Courtney, ihre Stimme klang genau wie Alis.
Naomi klatschte in die Hände. »Und natürlich nimmst du deine besten Freundinnen mit, richtig?«
»Natürlich nimmt sie uns mit«, sagte Riley und hakte sich bei Hanna unter.
»Klar, Hanna. Du weißt ja, dass das Psycho-Gelaber nur ein Witz war«, säuselte Kate. »Und du solltest heute Abend wirklich mit uns abhängen. Wir wollten dich einladen, aber wir konnten dich nicht finden.«
Hanna löste ihren Arm aus Rileys Klammergriff. Sie musste ihre Karten sehr sorgfältig ausspielen. Wenn sie ihnen zu schnell gab, was sie wollten, würden sie sie für ein totales Weichei halten. »Ich werde darüber nachdenken.«
Naomi jaulte auf. »Ach komm schon, Hanna. Du musst uns mitnehmen. Wir machen alles, was du willst.«
»Wir löschen diese Facebook-Seite«, sagte Riley.
»Wir entfernen die Schmiererei auf deinem Spind«, sagte Naomi gleichzeitig.
Kate gab beiden einen Rippenstoß. Offenbar hätten sie nicht zugeben sollen, dass sie hinter diesen Schikanen gesteckt hatten. »Von mir aus«, murmelte sie. »Ab sofort heißt du nicht mehr Psycho.«
»Oh, okay. Wie ihr meint«, sagte Hanna betont desinteressiert. Sie machte sich auf den Weg zur Tür.
»Warte!«, kreischte Naomi und hielt Hanna am Ärmel ihres Blazers fest. »Nimmst du uns nun mit oder nicht?«
»Hmmm …« Hanna tat so, als überlege sie. »Na gut. Von mir aus.«
» Jawoll! « Naomi und Riley gaben sich ein High Five. Kate wirkte besänftigt. Courtney schaute sie alle an, als fände sie das ganze Spektakel ziemlich erbärmlich. Sie verabredeten, sich morgen nach der Schule an Hannas Auto zu treffen und gemeinsam zum Bahnhof zu fahren. Und wo sollten sie nach der Show essen gehen? Ins Waverly Inn? SoHo House?
Hanna überließ die anderen ihren Plänen, ging ins Badezimmer auf dem Flur und schloss die Tür hinter sich. Sie beugte sich übers Waschbecken und stieß dabei beinahe Kates unzählige Tiegelchen mit Reinigungslotion, Toner und Gesichtsmasken um. Hanna warf ihrem Spiegelbild ein triumphierendes Lächeln zu. Sie hatte es geschafft. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich wieder wie die alte Hanna.
Als sie ein paar Minuten später die Badezimmertür öffnete, sah sie eine Gestalt zur Seite springen. Hanna erstarrte. Das Herz rutschte ihr in die Kniekehlen. »Hallo?«, flüsterte sie schwach.
Sie hörte ein Rascheln, dann trat Courtney ins Licht. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Lippen umspielte ein geisterhaftes Lächeln.
»Äh, hi?« Hanna standen die Haare zu Berge.
»Hi«, erwiderte Courtney. Sie ging zu Hanna und blieb ganz dicht vor ihr stehen. Der Flur wirkte viel dunkler als noch vor wenigen Augenblicken. Courtney war Hanna so nahe, dass diese den Rum in ihrem Atem riechen konnte.
»Ähm, ich habe gehört, du kennst Iris.« Courtney strich sich eine hellblonde Haarsträhne hinters Ohr.
Hannas Magen schlug einen Purzelbaum. »Hm. Ja.«
Courtney legte ihr die Hand auf den Arm. Ihre Finger waren eiskalt. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Sie war total durchgeknallt. Zum Glück bist du ihr auch entkommen.«
Dann glitt Courtney in den Schatten zurück. Hanna erkannte nur an den leuchtenden Zeigern ihrer Juicy-Couture-Armbanduhr, dass sie immer noch da war. Hanna beobachtete, wie das gruselige grüne Glühen den Flur hinunterschwebte, bis es wie ein Geist in Kates Zimmer verschwand.
Kapitel 11
EINE SCHULTER ZUM ANLEHNEN
Am folgenden Tag fuhr Aria mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz des Rosewooder YMCA, der in einem alten Herrenhaus untergebracht war, das immer noch einen englischen Garten und ein riesiges Kutschenhaus hatte, in dem früher einmal zwanzig Rolls-Royce Platz gefunden hatten. Mr Kahn hatte sich an diesem Nachmittag Noels SUV ausgeliehen und Aria hatte Noel deshalb angeboten, ihn von seiner Gruppentherapiesitzung abzuholen, die immer mittwochnachmittags stattfand. Sie wollte ihm außerdem unbedingt von dem roten Seidenkleid im Zwanzigerjahrestil erzählen, das sie heute Nachmittag in einem Secondhandshop in Hollis gefunden hatte. Der Valentinsball war zwar eine überkandidelte Veranstaltung, aber Aria war noch nie auf einem Schulball gewesen und sie hatte überrascht festgestellt, wie sehr sie sich darauf freute.
Sie kurvte über den riesigen Parkplatz und musste einem Mercedes-SUV ausweichen, dessen Fahrerin rückwärts
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