Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
der Discokugel getaucht. Ihr kam der Champagner hoch und ihr wurde heiß und kalt. Was die beiden da sagten, konnte einfach nicht wahr sein.
Naomi und Riley standen bewegungslos vor ihr und warteten auf eine Antwort. Schließlich hob Hanna gleichgültig die Schultern. »Leugnet es nur«, sagte sie nachlässig. »Wir wissen alle, dass ihr etwas Schreckliches getan habt, ob ihr es nun zugebt oder nicht.«
Sie warf ihr Haar zurück und wirbelte herum. »Dann bist du selbst schuld!«, rief Naomi ihr nach. Aber Hanna hörte gar nicht hin.
Kapitel 23
OH SÜSSER SCHMERZ
Als Emily das riesige Partyzelt betrat, wimmelte es dort bereits vor Gästen. An den Wänden waren Heizstrahler aufgehängt, die den Raum warm, aber nicht stickig machten, und hinter dem DJ-Pult stand ein Typ im roten Samtjackett, nickte zum Beat und mixte einen Fergie-Song mit einem Stück von Lil Wayne.
Mason Byers wirbelte Lanie Iller im Swing-Schritt über die Tanzfläche. Nicole Hudson und Kelly Hamilton, die Zehntklässlerinnen, mit denen Naomi und Riley manchmal abhingen, warfen sich wütende Blicke zu, weil sie die gleichen roten Spitzenkleider trugen. Ein paar Zettel lagen auf dem Boden, auf dem obersten prangte ein Schuhabdruck. Emily hob ihn auf. Offenbar war es ein Liebesbrief an Sean Ackard. Gezeichnet: Kate Randall.
Emily zupfte ihr hellrosa BCBG-Kleid zurecht, das Ali für sie ausgewählt hatte. Sie hatte sich für heute Abend richtig fein gemacht, ihr Haar glatt geföhnt und ihr Gesicht mit Carolyns Grundierung, Rouge und Bronzer zum Strahlen gebracht. Ihre platten, flossenartigen Schwimmerfüße steckten in einem Paar roter Mary-Janes, die sie bisher nur ein einziges Mal bei einer Sportgala getragen hatte. Emily wollte Ali mit ihrem Anblick umhauen.
Ein paar Kids amüsierten sich auf der Tanzfläche. Andrew Campbell hielt Spencer an den Händen und drehte sich mit ihr. Hanna hatte die Hände in die Luft gereckt und bewegte sich sinnlich und sexy, was Emily überhaupt nicht konnte. Das Mädchen neben ihr trug ein wunderschönes rotes Spitzenkleid und hatte ihre Haare verführerisch hochgesteckt. Ali. Dann sah Emily Jim Freed, der hinter Ali stand, ihr mit den Händen über die Hüften und die Taille strich und dabei ihrem Busen gefährlich nahe kam. Emily brauchte ein paar Sekunden, um zu kapieren, was sich da vor ihren Augen abspielte. Aber als sie zu den Tanzenden marschierte, hatte Jim sich bereits von Ali gelöst und tanzte allein weiter. Er versuchte einen Justin-Timberlake-Move und drehte sich dabei auf einem Bein um sich selbst.
»Hi«, flüsterte Emily Ali ins Ohr.
Ali öffnete die Augen. »Hi, Em!« Sie tanzte weiter. Emily blieb abwartend stehen. Sicher würde Ali sich ihr gleich zuwenden. Sicherlich würde sie ihr sagen, wie fantastisch sie heute Abend aussah.
Aber Ali flüsterte nur Hanna etwas ins Ohr. Die warf ihr kastanienbraunes Haar zurück und kicherte.
»Für euch Verliebte da draußen«, säuselte der DJ und legte einen langsamen Blues von John Mayer auf. Spencer umschlang Andrew und Hanna tanzte jetzt mit Mason Byers. Emily starrte auffordernd auf Alis Rücken, aber die drehte sich nicht um. Sie fiel Jim Freed in die Arme, als seien sie seit Jahren ein Paar. Gemeinsam wiegten sie sich im Takt der Musik.
Ein tanzendes Pärchen stieß gegen Emilys Rücken und sie
taumelte an den Rand der Tanzfläche. Ali hatte doch gesagt, sie … gestern bei sich zu Hause … Ich habe die Wahrheit gesagt, was meine Gefühle für dich betrifft. Emily lief kalter Schweiß über den Nacken. Hatte Ali wirklich die Wahrheit gesagt … oder nicht?
Pärchen verschwanden in dem angrenzenden Zelt, über dessen Eingang »Liebestunnel« stand. Die Rosewood Day mietete das altmodische Ding jedes Jahr vom örtlichen Jahrmarktsausstatter. Zehn Schwäne warteten auf die Pärchen. Sie waren so alt, dass die gelben Schnäbel zu einem kränklichen Hellbeige verblasst waren und die weiße Farbe an vielen Stellen abblätterte.
Der langsame Song ging noch drei weitere quälende Minuten lang. Als er endlich endete, lösten sich Ali und Jim leise lachend voneinander. Emily drängte sich zwischen sie und packte Alis Arm. »Ich muss mit dir reden.«
Ali lächelte. Ihr Lidschatten glitzerte im Discolicht. »Klar. Was gibt’s?«
»Allein.«
Emily schleppte sie zu dem Ausgang, der in die Schule führte, und bog links in Richtung Mädchentoiletten ab. Alle Kabinentüren standen offen und es roch nach einer Mischung verschiedener Parfums und Make-up.
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