Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Ali beugte sich über ein Waschbecken und überprüfte ihren Mascara.
»Warum benimmst du dich so?«, sprudelte Emily los, noch bevor sie sich richtig überlegt hatte, was sie eigentlich sagen wollte.
Ali legte den Kopf schief und erwiderte Emilys Blick im Spiegel. »Wie denn?«
»Du ignorierst mich.«
»Ach Quatsch.«
Emily schlug sich wütend mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. »Doch, Ali. Das tust du.«
Alis Mundwinkel rutschten nach unten und sie legte sich einen Finger auf den Mund. »Du sollst mich Courtney nennen. «
»Von mir aus. Courtney. «
Emily drehte sich wütend um und starrte den Händetrockner an. Er warf ein verzerrtes Abbild ihrer selbst zurück. Sie fühlte sich, als seien sie und Ali zehn Schritte rückwärtsgegangen. Ihre Glieder begannen zu zittern. Ihr Magen rebellierte. Ihre Haut brannte wie auf einem Grillrost.
Sie wandte sich wieder Ali zu. »Freundinnen spielen keine Spielchen miteinander. Sie schicken sich keine widersprüchlichen Signale. Und … wenn alles wieder so ist wie früher, dann will ich nicht mehr deine beste Freundin sein.«
Ali sah sie geschockt an. »Ich will aber nicht, dass alles so wird wie früher. Ich will, dass alles besser wird.«
»Das ist es aber nicht!« Dunkle Schweißflecken erschienen unter Emilys Achseln auf ihrem brandneuen Kleid. »Es ist schlimmer!«
Ali verlagerte ihr Gewicht auf eine Hüfte und sah Emily resigniert an. »Für dich ist eben nichts gut genug, Emily«, sagte sie müde und ließ die Schultern sinken.
»Ali«, flüsterte Emily. »Es tut mir leid.« Sie streckte die Hand aus und wollte Alis Arm berühren, aber die schüttelte sie ab.
Doch dann drehte sie sich mit schlaff herabhängenden Armen zu Emily um. Ganz, ganz langsam machte sie einen Schritt auf sie zu. Ihre Lippen zitterten, ihre Augenwinkel waren feucht. Sie starrten sich einen endlosen, knisternden Moment lang an. Emily wagte kaum zu atmen. Und dann riss Ali Emily in eine leere Kabine und presste sich an sie. Sie küssten sich wild und leidenschaftlich, die Welt versank, die Musik aus dem Partyzelt war nur noch ein dumpfes Echo. Nach einer Weile lösten sie sich atemlos voneinander. Emily blickte in Alis glänzende Augen.
»Wofür war das denn?«, fragte sie.
Ali streckte die Hand aus und berührte Emilys Nasenspitze. »Mir tut es auch leid«, flüsterte sie.
Kapitel 24
VERMISST
Als sich der Ball ungefähr eine Stunde später dem Ende zuneigte, kletterten Andrew und Spencer in einen schwankenden Metallschwan und fuhren in den Liebestunnel. Das Wasser unter ihnen roch nach Lavendel, der Tunneleingang war mit Lichtergirlanden umwunden. Als sie in die Dunkelheit glitten, erklang sanfte Harfenmusik, die den Techno-Song auf der Tanzfläche beinahe übertönte.
»Unglaublich, dass dieses Ding noch funktioniert.« Spencer legte ihren Kopf auf Andrews Schulter.
Er schlang seine Finger durch ihre. »Ich würde mich nicht beklagen, wenn es kaputtginge und wir ein paar Stunden lang hier festsäßen.«
»Aha?«, neckte Spencer und boxte ihn liebevoll in den Arm.
»Ja.« Andrews Lippen fanden ihren Mund und sie erwiderte seinen Kuss. Ein warmes Wohlgefühl breitete sich langsam in ihr aus. Endlich war in ihrem Leben alles wieder so, wie es sein sollte – sie hatte einen wundervollen Freund und obendrein noch ihre besten Freundinnen zurück. Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein.
Die Fahrt endete viel zu schnell und Andrew half Spencer
galant aus dem Schwan. Sie schaute auf die Uhr. Ali erwartete sie in fünf Minuten bei ihrem Auto.
Sie gab Andrew einen Abschiedskuss. »Bis morgen«, flüsterte sie. Sie hätte ihm so gerne die Wahrheit über Ali gesagt, aber sie hatte Ali versprochen, den Mund zu halten. Und das galt natürlich auch für Andrew.
»Viel Spaß«, murmelte Andrew und küsste sie sanft. Dann drehte Spencer sich um, ging zum Ausgang und suchte auf dem Parkplatz nach Alis BMW. Sie war die Erste, also lehnte sie sich an den Kofferraum und wartete. Es war eiskalt, und bald begannen ihre Augen zu tränen. Nach ein paar Minuten kam Emily angehüpft. Ihr Haar war verstrubbelt und ihr Make-up verschmiert, aber sie sah überglücklich aus. »Hi«, zwitscherte sie. »Wo ist Ali?«
»Noch nicht hier«, antwortete Spencer. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Hoffentlich tauchte Ali bald auf. Ihre Füße waren jetzt schon zu Eiszapfen gefroren.
Hanna stieß als Nächstes zu ihnen. Ein paar Minuten verstrichen. Spencer zog ihr Handy heraus und
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