Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
vom Boden auf. Die meisten Pinsel waren schmutzig, lose Bröckchen Lidschatten hingen am Innenfutter und eine Tube Feuchtigkeitscreme
mit Lichtschutzfaktor war ausgelaufen und hatte sich auf dem Kofferboden verteilt. Das ganze Ding roch wie ein Ausflug an den Strand.
Ali drehte sich zu Spencer um. »Weißt du, wo sie sein könnte?«
»Ich habe sie heute noch nicht gesehen«, sagte Spencer. Was, wenn sie darüber nachdachte, ziemlich seltsam war – seit ein paar Wochen war Melissa nonstop zu Hause gewesen und hatte sich aufopfernd um ihre Mutter gekümmert.
»Mädels, seht euch das an«, flüsterte Emily. Sie stand an Melissas Schreibtisch und starrte auf etwas auf dem Monitor. Spencer und Ali eilten zu ihr. Auf dem Bildschirm war ein JPEG-Bild zu sehen. Ein altes Foto von Ian und Ali, die nebeneinanderstanden. Ian hatte Ali den Arm um die Schultern gelegt. Hinter ihnen erhob sich das runde Gebäude, in dem das People’s-Light-Theater untergebracht war. Spencer konnte auf der Tafel gerade noch die Worte Romeo und Julia ausmachen. Quer über das Foto waren vier einfache, unheimliche Worte geschmiert, die Spencer definitiv schon mal gesehen hatte.
Du bist tot, Miststück.
Hanna schlug sich die Hand vor den Mund. Spencer wich einen großen Schritt zurück. Ali ließ sich auf Melissas Bett fallen. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Das ist mein Foto. Warum ist das hier?«
»Spencer und ich haben es schon mal gesehen.« Emilys Hände zitterten. »Mona hat es uns geschickt.«
»Sie hat es mir in die Handtasche geschoben«, erklärte Spencer. Ihr war übel. Sie taumelte zu Melissas Schreibtischstuhl
und setzte sich. »Ich dachte, sie hätte das Foto in deinem Tagebuch gefunden und Melissas Handschrift gefälscht. «
Ali schüttelte den Kopf. Ihr Atem wurde schneller. »Mona hat das nicht geschrieben. Dieses Foto lag vor Jahren mal in meinem Briefkasten – mit der Schrift.«
Hanna drückte sich die Hand auf die Brust. »Warum hast du nichts davon gesagt?«
»Ich dachte, es sei nur ein schlechter Scherz!« Ali hob hilflos die Arme.
Emily drehte sich wieder zum Computer um. Sie griff sich die Maus und zoomte Alis fröhliches Lächeln heran. »Aber wenn Mona das nicht geschrieben hat und das Foto auf Melissas Rechner ist, dann …« Sie verstummte.
Es war nicht nötig, den Satz zu vollenden. Spencer sprang auf und begann, durch das Zimmer zu laufen. Ihr Verstand arbeitete mit Höchstgeschwindigkeit. »Wir müssen Wilden davon erzählen. Er muss Melissa finden und sie verhören.«
»Wartet mal …« Ali starrte auf etwas auf Melissas Kommode. »Vielleicht müssen wir uns wegen Melissa im Moment gar keine Sorgen machen.« Sie hob eine Broschüre hoch, auf der Sanatorium Addison-Stevens zu lesen war.
Hanna wurde bleich.
Sie falteten die Broschüre auf und legten sie auf Melissas Bett. Sie enthielt eine Karte der Einrichtung. Ein paar Informationen zu den Preisen. Vorne festgeklemmt war ein Kärtchen, auf dem der Name Dr. Louise Foster stand. Melissa hatte heute Morgen einen Termin mit ihr gehabt.
»Dr. Foster«, murmelte Ali. »Die ist Psychiaterin dort.«
»Hast du es auf Melissas Handy probiert?«, fragte Emily und griff nach dem schnurlosen Telefon neben dem Bett.
Spencer wählte Melissas Nummer. »Es geht nur die Mailbox ran.«
»Vielleicht hat Melissa beschlossen, sich selbst einzuweisen«, sagte Ali und fuhr mit dem Zeigefinger über das Bild des Haupteingangs der Klinik. »Vielleicht ist ihr klar geworden, dass sie außer Kontrolle geraten ist und Hilfe braucht.«
Spencer starrte auf die Karte des Sanatoriums. Das war ein tröstlicher Gedanke – wenn Melissa schon durchdrehen musste, dann am besten in einer Gummizelle. Ein Aufenthalt in einer Nervenklinik war wahrscheinlich das Beste für sie. Ein schöner, langer Aufenthalt. Am besten ungefähr zwanzig Jahre lang.
Kapitel 22
NEHMT DAS, IHR BIESTER
Hanna parkte ihren Prius vor Alis Haus, zupfte ihr Kleid zurecht und stieg dann in Alis BMW. »Fertig?«, fragte Ali, die grinsend am Steuer saß. Wilden hatte ihr diskret dabei geholfen, nach ihrer Entlassung aus der Klinik gleich den Führerschein zu machen, sodass sie nun selbst fahren konnte.
Hanna nickte.
Ali musterte Hannas maulbeerfarbenes Lela-Rose-Kleid, das einen Spitzenkragen hatte, in der Taille gerafft war und weit über dem Knie endete. »Bäh«, sagte sie. »Du Miststück siehst heute besser aus als ich. Das ist ja fürchterlich.«
Hanna errötete. »Du
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